Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
NSU-Opfer-Familien gedenken der getöteten Polizistin Kiesewetter
HEILBRONN (lsw) - Familien der Opfer der Terrorzelle NSU, Politiker und Polizei haben am Dienstag in Heilbronn der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter gedacht. Sie war vor zehn Jahren auf der Heilbronner Theresienwiese erschossen, ihr Streifenkollege schwer verletzt worden. Mehr als 80 Angehörige der neun vom „Nationalsozialistischen Untergrund“(NSU) erschossenen Kleinunternehmer mit Migrationshintergrund und der Beamtin waren in die Stadt gekommen. Die aus Thüringen stammende Polizistin wurde 22 Jahre alt. Den Mord an Kiesewetter rechnet die Bundesanwaltschaft der Terrorzelle zu.
Innenminister Thomas Strobl (CDU) sprach allen Angehörigen der Opfer der Terrorzelle sein Mitgefühl aus. „Sie können sicher sein, dass Sie mit ihrer Trauer, ihrem Schmerz und ihrem Erinnern nicht alleine sind“, sagte er bei einem Empfang im Rathaus. Nach wie vor bedürften viele Fragen rund um die Bluttaten dringender Aufklärung.
Kurz vor dem zehnten Todestag war auf einer auf April 2007 datierten Aufnahme vom Tatort der Schriftzug NSU identifiziert worden. Das Graffito auf der Wand eines Trafohäuschens war also lange, bevor der NSU aufflog, entstanden. Der Generalbundesanwalt und der NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags wollen der Sache nachgehen. Auch Strobl sagte: „Das muss untersucht werden.“„Wir hoffen ja alle, dass noch mehr Licht in diese Vorgänge kommt“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart.