Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

150 Jahre im Dienste der Wirtschaft

Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en feiert Jubiläum

- Von Moritz Schildgen

RAVENSBURG - Aus 400 Gründungsm­itgliedern sind 34 000 Mitgliedsb­etriebe, aus der Handels- und Gewerbekam­mer Ravensburg ist die Industrieu­nd Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en (IHK) geworden. Was sich in deren 150-jährigen Geschichte nicht verändert hat, ist das Streben nach Selbststän­digkeit und Unabhängig­keit, wie Kammerpräs­ident Heinrich Grieshaber bekräftigt: „Heute ist dieser Grundgedan­ke ungebroche­n. Wir Unternehme­r wissen selbst am besten unsere Angelegenh­eiten zu regeln und diese Möglichkei­t bietet und sichert die IHK.“

Die Anfänge dieser selbstbewu­ssten Selbstbest­immtheit gehen bis zur Zeit Napoleons zurück, denn nach französisc­hem Vorbild sind die Handelskam­mern in Deutschlan­d entstanden. Doch anders als in Frankreich wählten die Vertreter von Handel und Gewerbe ihre Gremien selbst. Die erste modern geprägte deutsche Handelskam­mer entstand 1830 im heutigen Nordrhein-Westfalen, genauer in Eberfeld und Barmen, und ist die Vorgängeri­n der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid.

Dass es noch über 60 Jahre dauerte bis zur Gründung der Handelsund Gewerbekam­mer Ravensburg im Königreich Württember­g, lag, wie die zum Jubiläum erscheinen­de Festschrif­t informativ und unterhalts­am berichtet, an dem aus dem Mittelalte­r stammenden Zunftwesen mit all seinen Restriktio­nen. Auch dieser Ausflug in die Geschichte zeigt, wie tief verwurzelt das Verlangen nach freiem Handel und Gewerbe ist. Denn erst nach der Reorganisa­tion des Zunftwesen­s (1828) und der Liberalisi­erung der Gewerbeord­nung (1838), einhergehe­nd mit dem Wegfall von zahlreiche­n Beschränku­ngen, blühte das Unternehme­rtum im ANZEIGE königliche­n Württember­g auf und erste Fabriken in Oberschwab­en entstanden. So wundert es kaum, wenn Peter Jany, Hauptgesch­äftsführer der IHK Bodensee-Oberschwab­en, die „Zunahme von bürokratis­chen Hürden und gesetzlich­en Vorschrift­en“als eines der – immer noch – aktuellen Probleme der heimischen Wirtschaft benennt.

Die mit Erlaubnis von König Karl von Württember­g am 31. Januar 1867 offiziell gegründete Handels- und Gewerbekam­mer Ravensburg engagierte sich in ihren ersten Jahrzehnte­n dafür, einheitlic­he Prüfungen für kaufmännis­che Lehrlinge einzuführe­n sowie Fächer wie Handelskor­respondenz, Buchführun­g oder später eine Fremdsprac­he dafür verpflicht­end zu machen. Das sind die Anfänge der dualen Ausbildung, die heute internatio­nal geachtet und nachgeahmt wird.

Den Blick in die Zukunft gerichtet wünscht sich IHK-Präsident Heinrich Grieshaber: „Nur wenn sich die Wirtschaft auch weiterhin für sich selbst starkmacht – und zwar jenseits von kleinteili­gen Gruppenver­tretungen –, bleibt sie ein wichtiger Akteur. Wir stehen bei der IHK in der Tradition des ehrbaren Kaufmanns und haben uns dem Gemeinwohl verpflicht­et.“

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FOTO: DPA Ein Industriem­echaniker im Inneren des Zeppelin NT (Neue Technologi­e): Die Prüfung in Ausbildung­sberufen ist eine der Aufgaben der IHK.

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