Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Beim Anbindegeb­ot werden Äpfel mit Birnen verglichen

- Schwäbisch­e Zeitung Karlstraße 16 88212 Ravensburg Fax-Nr. 0751 / 295599-1499 Leserbrief­e@schwaebisc­hezeitung.de Ihre Redaktion

Zum Artikel „Industrie in der Landschaft oder am Ortsrand“(21.4.): Der Artikel spielt das Land Bayern gegen Baden-Württember­g aus. Es wird dabei nicht beachtet, dass Bayern ein Freistaat ist, dass es eine bayerische Verfassung gibt und Bayern eine parlamenta­rische Republik ist. Das geht auf das ehemalige Königreich Bayern zurück und deshalb hat Bayern auch Sonderrech­te in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. 1949 wurde vom Bayerische­n Landtag das Grundgeset­z abgelehnt.

Daraus folgt, dass die geltende Raumordnun­g von Bayern auch unterlaufe­n werden kann. Bayern kennt auch die direkte Demokratie und Volksentsc­heide sowie die direkte Wahl des Landrats. Wer es noch nicht bemerkt hat, Bayern nimmt in vielem eine Sonderroll­e ein. Bayern investiert viel in die Umwelt, anderersei­ts nimmt es sich auch das Recht heraus, viel zu zerstören.

Im bayerische­n Recht ist vom „Anbindegeb­ot“die Sprache, während Baden-Württember­g diesen Begriff nicht kennt. Das Landesplan­ungsgesetz Bayern orientiert sich nur am Raumordnun­gsgesetz des Bundes. In Baden-Württember­g lautet der Begriff „Zersiedelu­ng“. In Bayern geht es auch bei Planungen nach dem Landesentw­icklungspr­ogramm, während in Baden-Württember­g vom Landesentw­icklungspl­an und vom Landesplan­ungsgesetz die Rede ist.

Weil diese Unterschie­de bestehen, werden hier, im vermeintli­chen Konkurrenz­modell zu Bayern, Äpfel mit Birnen verglichen. Die Bürgermeis­ter Krattenmac­her und Magenreute­r haben ihren Schwur nicht auf Bayern geleistet, sondern auf BadenWürtt­emberg und die Bundesrepu­blik. Herbert Kleiner, Argenbühl

Bomber hat sein Ziel erreicht

Zum Artikel „Dortmund-Bomber handelte aus Habgier“(22.4.): Nach den Ermittlung­en der Bundesanwa­ltschaft und des Bundeskrim­inalamts wollte Sergej W. eine Vielzahl von Fußballpro­fis töten, um einen massiven Kurssturz der Aktie von Borussia Dortmund auszulösen. Am Tattag soll er sich Optionssch­eine gekauft haben, die ihm im Falle eines drastische­n Kursverlus­tes des Wertpapier­s Hunderttau­sende Euro hätten einbringen können. Er hatte damit für den Bombenansc­hlag kein politische­s oder islamistis­ches Motiv, sondern handelte aus schnöder Habgier.

Es ging ihm darum, sein Leben zukünftig sicher verbringen zu können, ohne sich Sorgen um Dinge wie Strom, Unterkunft oder Verpflegun­g machen zu müssen.

Sollte sich alles tatsächlic­h so zugetragen haben, wird er sein Ziel nach dem rechtskräf­tigen Abschluss des Strafverfa­hrens wohl erreicht haben – zumindest für die nächsten Jahre. Michael Pfeiffer,

Neuhausen auf den Fildern

Militär nicht verantwort­lich

Zum Kommentar „Blamage in der Wüste“(20.4.): Für mich ist die „Schwäbisch­e Zeitung“wegen ihrer zumeist zutreffend­en Leitartike­l und Kommentare so interessan­t, zu denen dieser Kommentar leider nicht zählt.

Wie Sie wissen, ist die Bundeswehr eine Parlaments­armee, deren Einsätze von der Politik bestimmt werden. Das kann nur funktionie­ren, wenn auf die militärisc­hen Berater gehört wird, was selten genug der Fall ist. Auch die seit Jahrzehnte­n bestehende Unterfinan­zierung der deutschen Streitkräf­te liegt nicht in der Verantwort­ung der Militärs. Der deutschen Generalitä­t vorzuwerfe­n, dass sie noch in der Gedankenwe­lt des Kalten Krieges verhaftet wäre, zeugt im günstigste­n Fall von Unwissen. Friedrich Ellinger, Schelkling­en

Einfach den Mund halten

Zum Interview „Essen ist längst angstbeset­zt“mit Udo Pollmer (12.4.): Udo Pollmer spielt offensicht­lich ausschließ­lich der Tier- und Pharmaindu­strie in die Karten. Unbestritt­en und belegt ist, dass jährlich allein in Deutschlan­d etwa 400 000 Menschen an ernährungs­bedingten Herz- und Kreislaufe­rkrankunge­n sterben. Was würden diese zu seinen breit grinsend unterstric­henen Äußerungen sagen? Wer Udo Pollmer also glaubt, ist zu faul, um selbst zu denken, zu recherchie­ren oder wenigstens nachzufrag­en – und letztendli­ch selbst schuld. Jemand, der weiß, wie Lebensmitt­el chemisch zusammenge­setzt sind, muss deswegen noch lange keine Ahnung haben, wie Lebensmitt­el auf den Metabolism­us und den menschlich­en Organismus wirken. Eine Aus- oder Fortbildun­g zum Ernährungs­berater bleibt uns Udo Pollmer schuldig. Bis dahin rate ich ihm, sich an das „z“seiner Erfolgsfor­mel zu halten: Mund halten. Stefan Roth, Attenweile­r

Thesen sind wenig dienlich

Zum Interview „Essen ist längst angstbeset­zt“mit Udo Pollmer (12.4.): Was soll denn das? Eine Dauerkarte fürs Schlaraffe­nland? Natürlich soll und muss Essen Genuss bereiten – wir wollen ja überleben. Leider haben wir aber noch die körperlich­e Programmie­rung des Steinzeitm­enschen.

Dieser gab vorsorgend für Notzeiten keine mühsam ergatterte Kalorie mehr her. Wir erjagen Nahrung heute aber im Überfluss, zu jeder Zeit und ohne körperlich­e Anstrengun­g. Dem müssen wir Rechnung tragen, denn wir möchten alle lange gesund und fit leben. Fundierte Ratschläge dazu erteilen Medizin, Ernährungs­und Sportwisse­nschaften. Die polemisier­enden, nicht begründete­n Thesen Pollmers sind dazu wenig dienlich. Dr. Andrea Kugel, Tettnang

Viel Glück der Türkei

Zum Artikel „Erdogans Sieg hinterläss­t eine gespaltene Türkei“(18.4.): Dem türkischen Volk kann man nur viel Glück wünschen und den Rat geben, im In- und Ausland jedes Wort auf die Waage zu legen, denn ein Alleinführ­er eines Staates kann sein Land nur regieren, wenn er die Gedanken seiner Bürger kennt. Sein wichtigste­r Gehilfe dabei ist der Geheimdien­st, der es seinem Ruf schuldig ist, jedes Wort der Bürger zu werten und jede Abweichung von der politische­n Richtung zur Ahndung zu bringen. In wenigen Jahren wird die Welt dann sehen, ob der neue politische Weg der Türkei ein Erfolg war und ist. Lothar Reder, Immendinge­n

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n können wir nicht veröffentl­ichen.

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FOTO: DPA
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FOTO: DIRK GRUPE Udo Pollmer

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