Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Von Oberschwaben und Allgäuern
Die Autoren Michael Kobr und Volker Klüpfel kommen mit ihrer Lesung nach Biberach
BIBERACH - Mit ihrem neuen Programm „Achtung Lesensgefahr!“gastieren die beiden Kluftinger Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr am Mittwoch, 3. Mai, ab 20 Uhr in der Biberacher Stadthalle. Worum es darin geht, wie man als Autorenduo eigentlich zusammenarbeitet und worin die Gemeinsamkeiten von Allgäuern und Oberschwaben liegen, darüber hat SZ-Redakteur Gerd Mägerle mit Michael Kobr gesprochen.
Herr Kobr, wobei erwischen wir Sie gerade?
Das hört sich jetzt vermutlich langweilig an, aber ich sitze in meinem Büro im Dachgeschoss und schreibe. Vormittags skype ich mit Volker (Klüpfel; d. Red.), da sprechen wir uns ab, und nachmittags schreibt jeder von uns.
Das klingt für Schriftsteller, wie Sie beide es sind, aber sehr diszipliniert.
Das stimmt. Dafür ernten wir von Verlegern auch immer positiv überraschte Reaktionen. Aber nachdem wir damals unsere Brotberufe aufgegeben hatten, um nur noch Autoren zu sein, hat unserem Tag etwas die Struktur gefehlt, und so sind wir auf dieses Modell gekommen.
Die Lesung, mit der Sie beide nach Biberach kommen, heißt „Achtung, Lesensgefahr!“– was erwartet das Publikum?
Der Titel besagt es im Grunde schon. Nachdem wir uns in der Vergangenheit hin und wieder auf Comedy-Abwege begeben haben, steht nun wieder das Lesen im Zentrum. Aber alle, die unsere Auftritte kennen, kann ich beruhigen: Es passiert schon auch was, wenn die Buchdeckel zugeklappt sind.
Manchem Autor merkt man ja an, dass es ihm nicht so behagt, vor großem Publikum zu lesen. Bei Ihnen beiden scheint das ja anders zu sein, Sie sind da eher „Rampensäue“, oder?
Die Anführungszeichen bei den Rampensäuen können Sie getrost weglassen. Wir machen diese Lesungen total gerne. Man musste uns nie auf eine Bühne prügeln. Volker hat früher selbst Theater gespielt und für mich als Lehrer war ja quasi jede Schulstunde 45 Minuten Improtheater. Im Ernst: Als Vollzeitautoren sind Lesungen wichtig für uns. Man kommt unter Leut’, bekommt Rückmeldungen. Dieser Kontakt zu den Lesern ist unschätzbar wichtig.
Jetzt kombinieren Sie in der Lesung Ihren neuesten KluftingerRoman „Himmelhorn“mit Ihrem Buch „In der ersten Reihe sieht man Meer“, das ebenfalls 2016 erschienen ist. Darin geht es um eine Urlaubsreise an die Adria in den 80er-Jahren. Wie passt das zusammen?
Das ist ein Experiment, aber die Schnittmenge zwischen beidem ist denkbar groß. Tatsächlich ist unsere Zielgruppe, die den Kluftinger liest, auch diejenige, die in den 80ern an die Adria gefahren ist – sei es als Eltern oder als Kinder. Und die Mentalität, die in dem Urlaubsroman rüberkommt, passt auch zu Kluftinger. Da wird der Filterkaffee mit nach Italien genommen aus Angst, dass es dort keinen g’scheiten Kaffee gibt.
„Himmelhorn“war der neunte Kluftinger-Roman – wird es einen „Jubiläums-Klufti“geben?
Natürlich. An dem arbeiten wir gerade. Erscheinen wird er aber wohl erst im nächsten Frühjahr. Der Zehnte soll schon etwas Besonderes werden, deshalb haben wir ordentlich Zeit eingeplant.
Verraten Sie schon, um was es geht?
Die Handlung wird Kluftinger in seine eigene Vergangenheit führen.
Sie haben mit der Kluftinger-Reihe seit 2003 ja eine RegionalkrimiWelle ausgelöst. Lesen Sie solche Krimis von Kollegen gelegentlich? Und woher holen Sie sich Ihre Inspiration für die Kluftinger-Fälle?
Also Krimis, die auch im Allgäu-Umfeld spielen – und da gibt es ja viele – lese ich eigentlich nicht. Wir wollen uns dadurch keine Themen wegnehmen. Und auf Ideen kommen wir beispielsweise durch Zeitungsartikel, Polizeiberichte, Reportagen oder auch regionale Sagen. Und was Kluftingers Privatleben angeht: Da begegnen uns tagtäglich so viele Situationen, dass wir aus dem Vollen schöpfen können. Die Inspiration kommt von allen Seiten, man muss sich fast schon wegducken.
Was ist aus Ihrer Sicht das Geheimnis, dass sich Kluftinger auch nach neun Fällen ungebrochener Beliebtheit erfreut?
Er ist eine Identifikationsfigur für viele. Er lebt seinen Antimodernismus, ist bodenständig, manchmal etwas kleinbürgerlich und provinziell, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er verkörpert die Mentalität vieler Menschen im süddeutschen Raum.
Und deshalb passt er auch gut nach Biberach?
Kluftinger passt perfekt nach Biberach. Zwischen Oberschwaben und dem Allgäu gibt es in der Mentalität aus meiner Sicht keine Unterschiede. Wir sind uns vielleicht sogar ähnlicher als Allgäuer und Oberbayern. Deswegen sind wir auch so gerne in Baden-Württemberg unterwegs.
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