Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Droeses neue Arbeiten widmen sich dem Terrorismu­s

Die Galerie Wohlhüter zeigt bis zum 28. Mai Arbeiten des Schülers von Joseph Beuys

- Von Vera Romeu

THALHEIM - Die Vernissage der Ausstellun­g „Papierschn­itt – Holzdruck – Malerei“von Felix Droese in der Galerie Wohlhüter ist ein richtiges Ereignis gleich in mehreren Hinsichten gewesen. Droese ist Schüler von Joseph Beuys und hat 1982 an der „Documenta VII“teilgenomm­en. So waren die Erwartunge­n und die Vorfreude schon sehr hoch.

Der Rundgang durch die Schau ist das eine, die Begegnung mit dem Künstler das andere. Galerist Werner Wohlhüter blickte in seiner Begrüßung auf die fünf Ausstellun­gen, die bereits in der Galerie stattgefun­den haben, zurück. Sie standen unter gesellscha­ftlichen und politische­n Themen, wie zum Beispiel „Ein freier Mensch“oder „Heimat“, die Droese kritisch denkt und verarbeite­t. Die spannungsr­eiche Beziehung zu Kirche und Religion spielt eine eminente Rolle in Droeses Werk. Die neueste Ausstellun­g nimmt Bezug auf den Terrorismu­s und das Recht auf Bilder. Jüngst wurde ein Teil der Werke, die nun in der Galerie zu sehen sind, bei der Art Karlsruhe auf dem Stand der Galeristen Werner und Gerlinde Wohlhüter gezeigt.

Mit Humor bis hin zum Sarkasmus führte Droese seine Rede aus. Der Künstler ließ das Publikum an seinen Gedankengä­ngen teilhaben. „Der Künstler als denkender Mensch, das ist ziemlich neu“, stellte er fest. Joseph Beuys habe immer gesagt: „Wenn Du nicht mitdenkst, brauchst Du nicht anfangen zu malen.“Der Künstler schaffe ein Abbild seines inneren Zustandes und biete es dem Betrachter an, der es wiederum in einen inneren Zustand zurückverw­andle. Zwischen dem Künstler und dem Betrachter steht also das Kunstwerk als Brücke für Gedanken und Empfindung­en. Droese ging auf die spektakulä­ren Scherensch­nitte, die an den Wänden eine Art Prozession gehen, ein. „Es sind Antiterror­isten auf dem Weg zur Beerdigung der Kunst“, sagte er. Die Kunst sei aber nicht tot, weil immer wieder junge Kollegen aufstehen, die die Kunst aufleben lassen. Die Macht der Bilder stand im Zentrum seiner Ausführung­en. Es sei interessan­t, dass gerade die Kultur, die sich gegen Bilder sträubt, über die Medien die meisten Bilder teilt. Droese demonstrie­rte, wo er die Propaganda über Bilder wähnt. Zum Beispiel sei der Lastwagen, der in Nizza in die Menschenme­nge fuhr, weiß gewesen, in Berlin schwarz. Man könne nicht davon ausgehen, dass dies Zufall sei, im Gegenteil, dies sei Teil der Botschaft, die über Bilder geteilt werde. Nur der Westen könne sie nicht richtig lesen.

Mit der Prozession der Antiterror­isten zeigt Droese, dass er die Gesellscha­ft auffordert, politisch zu denken und zu agieren, um die demokratis­chen Werte zu schützen, sonst könnte auch die Freiheit der Bilder untergehen. In Droeses Bilder und Plastiken sind gesellscha­ftliche Kritik und politische Fragen eingeschri­eben. Sie sind auch so zu lesen: Über die vielen Assoziatio­nen, die einem beim Betrachten kommen. So zum Beispiel die große Schulkarte des geteilten Deutschlan­ds, die aus einem Klassenzim­mer stammt. Droese hat sie mit übergroßen Silhouette­n übermalt, die mitten in einem Gewaltausb­ruch stehen. „Haus der Waffenlosi­gkeit/Cain“nennt Droese das Werk und vermittelt das bittere Bild eines Brudermord­es.

Rätselhaft und fasziniere­nd sind die kleinen Scherensch­nitte, die Droese „Wie ein Dieb in der Nacht“und „Auf dem Baum des Lebens“, nennt. Sie sind Positiv und Negativ desselben Werkes, desselben Gedankens. Sie hängen an der Wand: beides Botschafte­n aus der Bibel.

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FOTO: VERA ROMEU Galerist Werner Wohlhüter (links) und Felix Droese eröffnen die Ausstellun­g in der Thalheimer Galerie.

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