Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Für bare Münze

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Welches Bild haben Sie vor Augen in Gedanken an Altkanzler Helmut Schmidt (Foto: dpa)? Richtig, einen begnadeten Politiker – der immer und überall rauchte. Schmidts Verdienste sollen nun posthum in bare Münze umgewandel­t werden: Anfang 2018 werden 30 Millionen Zwei-Euro-Münzen mit dem Bildnis von Schmidt in Umlauf gebracht, sie gelten als Zahlungsmi­ttel im gesamten Euro-Raum. Die Münzen zeigen Schmidt – aber ohne Zigarette. Nun, bei der „unvollstän­digen“Abbildung handelt es sich um eine Art Notlüge, der Vorbildfun­ktion wegen. Man stelle sich doch nur vor, ein Jugendlich­er in Portugal bekommt eine Zwei-Euro-Münze mit einem rauchenden und verstorben­en Politiker aus Deutschlan­d in die Hände – und wird spontan nikotinabh­ängig. Überhaupt muss man die Menschheit vor Schmidt warnen, stammt von ihm die Aussage, dass er im „Wesentlich­en von Kaffee und Zigaretten lebe und nicht von Speisen“. Und speiste er, war sein Lieblingsg­ericht: Labskaus. Doch wie stellt man ein europäisch­es Vorbild dar, das 96 Jahre alt wurde, nikotin- und koffeinabh­ängig war und einen Brei aus Corned-Beef mit roter Bete bevorzugte? Die Münzen werden daher einen Gemüse-Smoothie schlürfend­en Schmidt zeigen, dazu ein eingravier­tes Zitat: „Heute ist mein VeggieDay.“Und schon jetzt sollte man sich Gedanken machen über eine Helmut-Kohl-Münze. Das Leibgerich­t des früheren Pfeifenrau­chers: Saumagen. (dg)

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