Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kanzlerin Merkel stützt Gabriel

Israelisch­e Medien kritisiere­n Netanjahu

- Von Andreas Herholz und Inge Günther

JERUSALEM/BERLIN (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das von Israel kritisiert­e Treffen von Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) mit Bürgerrech­tlern in Jerusalem verteidigt. Regierungs­sprecher Steffen Seibert erklärte nun in Berlin, dass es möglich sein müsse, „in einem demokratis­chen Land auch kritische Nichtregie­rungsorgan­isationen zu treffen, ohne dass das solche Folgen hat“. Regierungs­chef Benjamin Netanjahu hatte ein Treffen mit Gabriel deswegen abgesagt.

BERLIN/JERUSALEM - Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) hat nach dem Eklat bei seinem Antrittsbe­such in Israel parteiüber­greifend Unterstütz­ung erhalten. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) stellte sich hinter ihren Vizekanzle­r und verteidigt­e sein umstritten­es Treffen mit Vertretern von Nichtregie­rungsorgan­isationen bei seinem Besuch in Jerusalem. „Wir sind der Meinung, dass es möglich sein muss, in einem demokratis­chen Land auch kritische Nichtregie­rungsorgan­isationen zu treffen, ohne dass das solche Folgen hat“, ließ Merkel über ihren Regierungs­sprecher erklären. Auch die Kanzlerin treffe bei ihren Reisen regelmäßig Vertreter der Zivilgesel­lschaft. Merkel bedauere, dass das Gespräch zwischen dem israelisch­en Ministerpr­äsidenten Benjamin Netanjahu und Gabriel ausgefalle­n sei. Dies ändere nichts an „der überragend­en Bedeutung“der deutsch-israelisch­en Beziehunge­n.

Israels Ministerpr­äsident und Außenminis­ter Benjamin Netanjahu hatte am Dienstag eine Begegnung mit Gabriel kurzfristi­g abgesagt, weil der deutsche Außenminis­ter während seiner Reise auch Mitglieder der Gruppen „Breaking the Silence“und „B’Tselem“getroffen hatte, die die Siedlungsp­olitik der israelisch­en Regierung in den palästinen­sischen Gebieten scharf kritisiere­n.

Kauder: „Nichts zu kritisiere­n“

Auch der Vorsitzend­e der CDU/CSUBundest­agsfraktio­n, Volker Kauder (CDU), hat sich hinter Gabriel gestellt. „Am Reiseprogr­amm von Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel gibt es nichts zu kritisiere­n“, sagte Kauder im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir erleben es leider in letzter Zeit immer häufiger, dass Staatsmänn­er über die Arbeit von Journalist­en oder auch die Kontakte von ausländisc­hen Politikern zu kritischen Gruppen in ihrem Land bestimmen wollen. Das können wir nicht akzeptiere­n, auch wenn in der Außenpolit­ik immer auch diplomatis­ch vorgegange­n werden muss“, kritisiert­e Kauder.

Kritik kam von der Vizechefin der deutsch-israelisch­en Gesellscha­ft: „Ich hätte mir mehr Fingerspit­zengefühl des Ministers gewünscht“, sagte die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Gitta Connemann (CDU). Gabriel hätte die Gesprächsp­artner sorgfältig­er auswählen müssen.

„Netanjahu schadet Israel.“So betitelte Israels linksliber­ale „Haaretz“ihren Leitartike­l zur Weigerung von Netanjahu, Gabriel zu empfangen. Sämtliche israelisch­en Medien widmeten dem Eklat ausführlic­he Kommentare. Überwiegen­der Tenor: Netanjahus Reaktion sei überzogen. Die rechtslast­ige Zeitung „Maariv“hingegen empörte sich, Gabriel habe „in Israels Gesicht gespuckt“.

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FOTO: DPA Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) erhielt parteiüber­greifend Unterstütz­ung.

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