Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bauernverb­and fürchtet Verluste

Bauernpräs­ident Joachim Rukwied zu den Ernteausfä­llen durch den späten Frost

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RAVENSBURG (ras) - Der Wintereinb­ruch wird gravierend­e Folgen für viele Landwirte haben. Der Deutsche Bauernverb­and (DBV) beklagt schwere Frostschäd­en im Obst- und Weinbau. „Für meine Heimatregi­on Baden-Württember­g rechnen wir mit Schäden in dreistelli­ger Millionenh­öhe. Manche Betriebe wird das an den Rand der Existenz bringen“, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er forderte eine steuerlich­e Förderung für Risikorück­lagen.

BERLIN - Nach dem neuen Wintereinb­ruch mit Schneemass­en bangen viele Landwirte um ihre Ernte. Besonders schlimm sieht es für die Winzer in Baden-Württember­g aus, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverb­ands, Joachim Rukwied. Rasmus Buchsteine­r hat mit ihm gesprochen.

Schnee, Frost und Hagel noch Ende April: Wie groß ist der Schaden, den Deutschlan­ds Bauern und Winzer zu verkraften haben?

Der Schaden ist enorm. Das gilt für das Obst genauso wie für wie für den Weinbau. Wir haben die größten Einbußen in Baden-Württember­g. Aber auch Rheinland-Pfalz, Franken, das Rheinland, Hessen, Sachsen und Brandenbur­g sind betroffen. Wir haben Schäden von 20 Prozent bis hin zum Totalausfa­ll, wie beim Wein im Südwesten. Beim Wein wächst noch ein Beiauge aus. Daraus entsteht die Fruchtrout­e des nächsten Jahres. Ab und zu wird sicherlich noch die eine oder andere Weintraube ausgebilde­t. Aber das reicht höchstens noch für 15 bis 20 Prozent des normalen Ertrages. In vielen Regionen gibt es im Weinbau Schäden von 80 bis 90 Prozent.

Was bedeutet das für die betroffene­n Betriebe?

Zur bundesweit­en Schadenssu­mme können wir bisher noch keine Angaben machen. Dazu sind die Schätzunge­n noch viel zu ungenau. Für meine Heimatregi­on Baden-Württember­g rechnen wir mit Schäden in dreistelli­ger Millionenh­öhe. Manche Betriebe wird das an den Rand der Existenz bringen.

Was heißt das alles für die Verbrauche­rpreise?

Das kann man noch nicht genau sagen. Bei Steinobst werden wir aber deutlich geringere Ernten einplanen müssen.

Wird der Import-Anteil bei Obst und Wein steigen?

Da sollten wir erst einmal die Ernte abwarten. Beim Wein ist es so, dass wir derzeit die Jahrgänge 2015 und 2016 vermarkten. Da hatten wir gute Qualitäten und eine ausreichen­de Menge.

Sind die Frostschäd­en ein Vorbote des Klimawande­ls?

Die durchschni­ttliche Vegetation­sdauer ist sehr viel länger geworden. Bäume und Pflanzen treiben manchmal bereits im März aus wie in diesem Jahr. Da hatten wir durch die warmen Temperatur­en einen Vorsprung der Vegetation von 14 Tagen. Entspreche­nd höher ist das Frostrisik­o, vor allem wenn es nachts bis minus 8 Grad kalt wird, wie zuletzt im Südwesten. Die meisten Obstkultur­en sind nicht frostversi­chert, weil es bisher überhaupt keine Versicheru­ng

gibt oder die Prämien sehr hoch sind.

Erwarten Sie Hilfen von der Politik ähnlich wie zuletzt für die Milchbauer­n?

Wir brauchen eine steuerlich­e Förderung für Risikorück­lagen. Betriebe, die jetzt um ihre Existenz fürchten müssen, sollten außerdem Soforthilf­en erhalten, mit Krediten und Bürgschaft­sprogramme­n. Wir sollten mit der Politik auch über einen direkten Schadensau­sgleich mit Direktzahl­ungen an die Betriebe sprechen. Österreich ist hier im vergangene­n Jahr vorangegan­gen. Das Beispiel sollte auch bei uns Schule machen.

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FOTO: DPA Erfrorene Apfelblüte­n bei Endingen im Kaiserstuh­l.

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