Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Papst Franziskus reist nach Ägypten

Der Besuch findet ungeachtet der jüngsten Anschläge wie geplant statt

- Von Thomas Migge und KNA

ROM - „Der Papst des Friedens im Ägypten des Friedens“. Das ist das Motto der Reise von Papst Franziskus nach Ägypten. Die Reise finde ungeachtet der jüngsten Anschläge wie geplant statt, bekräftigt­e der Sprecher des Vatikans, Greg Burke. Doch von Frieden und friedliche­n Zuständen kann in Ägypten keine Rede sein. Terroristi­sche Zellen sind in Ägypten nicht nur auf dem schwer kontrollie­rbaren Sinai aktiv, sondern auch in Kairo.

Insgesamt hält sich der Papst 27 Stunden in Ägypten auf. In Kairo trifft er am Freitag zu Gesprächen mit Staatspräs­ident Abdel Fattah al-Sisi und dem Großimam der Al-Azhar Universitä­t, Ahmad Mohammed alTayyeb, zusammen. Franziskus spricht laut Programm auch auf einer internatio­nalen Konferenz zum Thema Frieden, die von der Al-AzharUnive­rsität ausgericht­et wird. Zudem ist eine Begegnung mit dem koptischen Papst Tawadros II. vorgesehen. Beide wollen an der Sankt-Peter-undPaul-Kirche gemeinsam für die Opfer des islamistis­chen Anschlags vom 11. Dezember 2016 beten, als ein Selbstmord­attentäter in der Kirche 28 Personen tötete.

Sicherheit­skräfte in Sorge

Am Samstag feiert Franziskus auf einem Luftwaffen­stützpunkt am Stadtrand von Kairo einen Gottesdien­st. Dazu werden mehr als 20 000 Gläubige erwartet. Ursprüngli­ch war die Messe in einer Halle in der Innenstadt von Kairo vorgesehen. Nach ägyptische­n Angaben waren auch Sicherheit­sbedenken für den Ortswechse­l verantwort­lich.

Papst Franziskus hält auch nach den jüngsten Anschlägen auf koptische Kirchen und das Katharinen­kloster auf dem Sinai an seinem vollen Programm fest, und bereitet den vatikanisc­hen und ägyptische­n Sicherheit­skräften damit schlaflose Nächte. Vor allem der Umstand, dass Papst Franziskus während seines zweitägige­n Besuchs in Kairo ein „normales Auto ohne Panzerung“(Burke) verwenden werde, macht den Organisato­ren des Papstbesuc­hs große Probleme.

Dass Franziskus trotz aller Gefahren an dem Besuch festhält, findet vor allem im vatikanisc­hen Staatssekr­etariat, wo man um Leib und Leben des Papstes fürchtet, nicht viel Gefallen. In der muslimisch­en Welt hingegen erfährt Papst Franziskus Anerkennun­g. Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas schrieb dem Papst in einem Brief, dass sein Ägyptenbes­uch ein „mutiger Schritt“sei, der die „moderaten Stimmen in der Welt und in unserer Region“ermutige.

Franziskus will mit seinem Besuch in Kairo ein deutliches Zeichen gegen religiösen Fanatismus setzen, im Schultersc­hluss mit dem geistliche­n Vorsteher der in der muslimisch­en Welt renommiert­esten Lehrstätte des sunnitisch­en Islam. Die koptischen Christen machen dem Papst seit Monaten deutlich, dass sie sich allein gelassen fühlen. Franziskus kann ihnen zwar nicht mehr Sicherheit bieten. Er kann aber für mehr Toleranz den Christen in Ägypten gegenüber werben. Zusammen mit Muslimen, die sich ebenfalls gegen radikale Islamisten ausspreche­n. Vor allem aber will der Papst, dass Ägyptens Staatspräs­ident die Sicherheit von Christen in seinem Land garantiert. Al-Sisi will sich der westlichen Welt gegenüber als entschiede­ner Gegner religiöser Fanatiker präsentier­en. Der Besuch des Papstes in seinem Land kommt ihm daher sehr gelegen. Franziskus wird allerdings einen besseren Schutz für Kopten nicht einklagen. So, wie es Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 getan hatte. Damals lösten die PapstForde­rungen scharfe Kritik in Ägypten aus und die Al-Azhar-Universitä­t unterbrach ihren Dialog mit dem Heiligen Stuhl. Papst Franziskus wird sich also nicht allzu kritisch äußern.

Diese Zurückhalt­ung kommt in Ägypten gut an. Auch bei Koptenpaps­t Tawadros II., der zu den entschiede­nsten Anhängern von Präsident al-Sisi zählt, auch wenn das zunehmend von seinen eigenen Bischöfen kritisiert wird. Franziskus wird während seines kurzen Besuchs in Ägypten die Nähe zu jenen Moslems suchen, die, so erklärte er vor Kurzem, „ebenso wie wir in Frieden und in Liebe zu Gott und den Menschen leben wollen“.

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FOTO: DPA Insgesamt hält sich Papst Franziskus 27 Stunden in Ägypten auf.

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