Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Papst Franziskus reist nach Ägypten
Der Besuch findet ungeachtet der jüngsten Anschläge wie geplant statt
ROM - „Der Papst des Friedens im Ägypten des Friedens“. Das ist das Motto der Reise von Papst Franziskus nach Ägypten. Die Reise finde ungeachtet der jüngsten Anschläge wie geplant statt, bekräftigte der Sprecher des Vatikans, Greg Burke. Doch von Frieden und friedlichen Zuständen kann in Ägypten keine Rede sein. Terroristische Zellen sind in Ägypten nicht nur auf dem schwer kontrollierbaren Sinai aktiv, sondern auch in Kairo.
Insgesamt hält sich der Papst 27 Stunden in Ägypten auf. In Kairo trifft er am Freitag zu Gesprächen mit Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi und dem Großimam der Al-Azhar Universität, Ahmad Mohammed alTayyeb, zusammen. Franziskus spricht laut Programm auch auf einer internationalen Konferenz zum Thema Frieden, die von der Al-AzharUniversität ausgerichtet wird. Zudem ist eine Begegnung mit dem koptischen Papst Tawadros II. vorgesehen. Beide wollen an der Sankt-Peter-undPaul-Kirche gemeinsam für die Opfer des islamistischen Anschlags vom 11. Dezember 2016 beten, als ein Selbstmordattentäter in der Kirche 28 Personen tötete.
Sicherheitskräfte in Sorge
Am Samstag feiert Franziskus auf einem Luftwaffenstützpunkt am Stadtrand von Kairo einen Gottesdienst. Dazu werden mehr als 20 000 Gläubige erwartet. Ursprünglich war die Messe in einer Halle in der Innenstadt von Kairo vorgesehen. Nach ägyptischen Angaben waren auch Sicherheitsbedenken für den Ortswechsel verantwortlich.
Papst Franziskus hält auch nach den jüngsten Anschlägen auf koptische Kirchen und das Katharinenkloster auf dem Sinai an seinem vollen Programm fest, und bereitet den vatikanischen und ägyptischen Sicherheitskräften damit schlaflose Nächte. Vor allem der Umstand, dass Papst Franziskus während seines zweitägigen Besuchs in Kairo ein „normales Auto ohne Panzerung“(Burke) verwenden werde, macht den Organisatoren des Papstbesuchs große Probleme.
Dass Franziskus trotz aller Gefahren an dem Besuch festhält, findet vor allem im vatikanischen Staatssekretariat, wo man um Leib und Leben des Papstes fürchtet, nicht viel Gefallen. In der muslimischen Welt hingegen erfährt Papst Franziskus Anerkennung. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas schrieb dem Papst in einem Brief, dass sein Ägyptenbesuch ein „mutiger Schritt“sei, der die „moderaten Stimmen in der Welt und in unserer Region“ermutige.
Franziskus will mit seinem Besuch in Kairo ein deutliches Zeichen gegen religiösen Fanatismus setzen, im Schulterschluss mit dem geistlichen Vorsteher der in der muslimischen Welt renommiertesten Lehrstätte des sunnitischen Islam. Die koptischen Christen machen dem Papst seit Monaten deutlich, dass sie sich allein gelassen fühlen. Franziskus kann ihnen zwar nicht mehr Sicherheit bieten. Er kann aber für mehr Toleranz den Christen in Ägypten gegenüber werben. Zusammen mit Muslimen, die sich ebenfalls gegen radikale Islamisten aussprechen. Vor allem aber will der Papst, dass Ägyptens Staatspräsident die Sicherheit von Christen in seinem Land garantiert. Al-Sisi will sich der westlichen Welt gegenüber als entschiedener Gegner religiöser Fanatiker präsentieren. Der Besuch des Papstes in seinem Land kommt ihm daher sehr gelegen. Franziskus wird allerdings einen besseren Schutz für Kopten nicht einklagen. So, wie es Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011 getan hatte. Damals lösten die PapstForderungen scharfe Kritik in Ägypten aus und die Al-Azhar-Universität unterbrach ihren Dialog mit dem Heiligen Stuhl. Papst Franziskus wird sich also nicht allzu kritisch äußern.
Diese Zurückhaltung kommt in Ägypten gut an. Auch bei Koptenpapst Tawadros II., der zu den entschiedensten Anhängern von Präsident al-Sisi zählt, auch wenn das zunehmend von seinen eigenen Bischöfen kritisiert wird. Franziskus wird während seines kurzen Besuchs in Ägypten die Nähe zu jenen Moslems suchen, die, so erklärte er vor Kurzem, „ebenso wie wir in Frieden und in Liebe zu Gott und den Menschen leben wollen“.