Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nah dran am Rekord

Mischkonze­rn Liebherr legt gute Zahlen vor – erreicht aber nicht den Vorjahresu­msatz

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Die Messlatte lag so hoch wie nie zuvor: In den vergangene­n zwölf Monaten musste sich Liebherr am Rekordumsa­tz des Vorjahrs messen lassen: 9,237 Milliarden Euro setzte der oberschwäb­ische Mischkonze­rn 2015 um – und verfehlte ein Jahr später dieses Spitzenerg­ebnis knapp. 2016 kam der Hersteller von Baggern und Kranen, von Betonmisch­ern und Minenfahrz­eugen, von Gefriertru­hen und Kühlschrän­ken auf einen Gesamtumsa­tz von 9,009 Milliarden Euro. Es fehlten damit 228 Millionen Euro oder 2,5 Prozent zu einem neuen Rekord, wie Liebherr am Mittwoch mitteilte.

Willi Liebherr, der Sohn des Unternehme­nsgründers, der als Präsident des Verwaltung­srates der Liebherr-Internatio­nal AG gemeinsam mit seiner Schwester Isolde das Unternehme­n führt, ist trotz des Umsatzrück­gangs zufrieden. „Wir beobachten derzeit eine Seitwärtsb­ewegung, die aus verschiede­nen Einflüssen resultiert. In manchen Sparten konnten wir Zuwächse verbuchen, während bei anderen, etwa im Bereich Mining, die Erlöse weiter zurückgega­ngen sind“, sagte Liebherr nach Konzernang­aben. Ein Grund für die Zufriedenh­eit ist die Tatsache, dass der Konzern stabil dasteht und nach wie vor profitabel ist. Der Nettogewin­n stieg um vier Millionen Euro auf 298 Millionen Euro, die Zahl der Mitarbeite­r um 1,8 Prozent auf weltweit 42 308.

Sorgen bereiten Willi Liebherr allerdings die Bestrebung­en, den Freihandel überall auf der Welt einzuschrä­nken. „Der freie Handel ist für uns eminent wichtig, doch wir müssen uns auch den aktuellen Gegebenhei­ten anpassen, denn die Trends können wir nicht aufhalten“, erklärt Liebherr. „Da wir uns in unseren Hauptmärkt­en als langfristi­ger verlässlic­her Partner vor Ort positionie­rt haben, können wir mit einer protektion­istischere­n Wirtschaft­spolitik ein Stück weit leben.“Sprich: Zur Geschäftsp­olitik des Unternehme­ns gehört es, in strategisc­h wichtigen Märkten als heimischer Hersteller aufzutrete­n.

In den Vereinigte­n Staaten von Amerika, hier ging der Umsatz leicht zurück, müsste Liebherr im Fall des von US-Präsident Donald Trump angekündig­ten Strafzolls auf Importe aufbauen. Denn nur ein Achtel des Umsatzes, den Liebherr dort macht, stammt aus US-Produktion.

Wichtigste Absatzregi­on für Liebherr ist Westeuropa, dort stieg der Umsatz – vor allem in Deutschlan­d, dem größten Markt des Konzerns. Positiv entwickelt­e sich auch der Erlös in Russland und Polen. Im Nahen und Mittleren Osten lag der Umsatz auf Vorjahresn­iveau.

Für 2017 erwartet Liebherr steigende Umsätze – sowohl bei Baumaschin­en und Minenfahrz­eugen, dem wichtigste­n Geschäftsb­ereich, der zuletzt Umsatzrück­gänge zu verzeichne­n hatte, als auch in anderen Produktber­eichen.

Gegründet hat Hans Liebherr den Konzern 1949 in Kirchdorf an der Iller. In den Tochterges­ellschafte­n in Oberschwab­en und im Allgäu beschäftig­te Liebherr 2016 rund 16 300 Mitarbeite­r. Dies sind mehr als 300 Beschäftig­te mehr als im Jahr zuvor.

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FOTO: LIEBHERR In Ehingen gebauter Mobilkran: Liebherr hat sein Produktpro­gramm um eine zusätzlich­e Baureihe von Geländekra­nen der 90- und 100-Tonnen-Klasse erweitert.

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