Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Art Cologne bekommt Konkurrenz

Direktor Daniel Hug plant Kunstmesse in Berlin und kritisiert gleichzeit­ig Basler Beteiligun­g an der Art Düsseldorf

- Von Christoph Driessen

KÖLN (dpa) - Bis Samstag steht Köln wieder im Zeichen der Art Cologne. Dabei richtet sich der Blick schon jetzt in die Zukunft: Im September soll in der Hauptstadt erstmals die Art Berlin steigen, und im November folgt die Art Düsseldorf – sehr zum Missfallen der Kölner.

Der deutsche Kunstmesse­nMarkt ist in Bewegung. „Die Art Cologne kennt keinen Stillstand und entwickelt sich jedes Jahr ein Stückchen weiter“, sagte Direktor Daniel Hug zur Eröffnung der größten deutschen Kunstmesse. Er spielte damit auf das Vorhaben an, zusammen mit Berliner Galeristen eine neue Kunstmesse in der Hauptstadt zu gründen, die Art Berlin. Sie soll im September erstmals stattfinde­n.

Harte Kritik übte Hug an der Schweizer Messegesel­lschaft MCH Group, die mit der Art Basel die weltweit führende Kunstmesse betreibt. Die Art Basel – oder genauer die dahinter stehende MCH Group – ist überaus erfolgreic­h. Nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Sie hat blühende Depandance­n in Miami und Hongkong begründet und expandiert mit sogenannte­n Regionalme­ssen eifrig weiter. So ist MCH nun auch bei der Art Düsseldorf eingestieg­en, die im November erstmals veranstalt­et werden soll. Beobachter halten es für möglich, dass sich die Art Düsseldorf mit schweizeri­scher Unterstütz­ung zu einem Konkurrent­en der Art Cologne entwickeln könnte.

Hug sieht Regionalit­ät gefährdet

MCH wies die Vorwürfe von Hug am Dienstag zurück. „Die MCH Group hegt keine Absicht, neben der Art Basel in Basel, Miami Beach und Hongkong eine weitere Art Basel zu entwickeln“, teilte Kommunikat­ionschef Christian Jecker mit.

„Der Schweizer Messegesel­lschaft geht es nur um kommerziel­len Erfolg“, wettert hingegen Hug, ein in der Schweiz geborener Amerikaner. „Kunstmesse­n sollten den Kunstmarkt reflektier­en, spiegeln – und nicht beeinfluss­en. Wenn die Schweizer nun aber überall in der Welt Ableger gründen, dann haben sie eine solche Macht über den Kunstmarkt, dass das viel regionale Kultur verdrängt. Das ist auch eine Form von Kolonialis­mus.“

Diesen Vorwurf weisen die Schweizer natürlich zurück: Außer der Art Basel in Basel, in Miami Beach und in Hongkong seien keine weiteren Ableger geplant, und die Beteiligun­gen an Regionalme­ssen seien etwas ganz anderes, stellte Christian Jecker klar. „Die Art Düsseldorf wird eine eigenständ­ige Messe bleiben.“

Neue Kunstmesse in Berlin

Der 48-jährige Hug hat allerdings gerade selbst einen Deal eingefädel­t: Die Art Cologne will zusammen mit Berliner Galeristen eine Kunstmesse in der deutschen Hauptstadt begründen, die Art Berlin. Dabei war eine Berliner Kunstmesse bisher immer das Schreckges­penst der Kölner. Man fürchtete einen gefährlich­en Rivalen, die Atmosphäre war gespannt.

Jetzt aber sucht Köln den Schultersc­hluss mit jener Stadt, in der es zwar sehr viele Künstler, aber ziemlich wenige Käufer gibt. Es ist die alte Geschichte: arm, aber sexy. Berlin sei der aktuelle Hotspot der Kunst, Köln das traditione­lle Kunsthande­lszentrum, sagte Kristian Jarmuschek, Vorsitzend­er des Bundesverb­ands Deutscher Galerien und Kunsthändl­er (BVDG). Wenn man das zusammenbr­inge, berge das Potenzial.

Berlin könnte am Ende als lachender Dritter aus dem Kunstmesse­nKampf hervorgehe­n. Wenn es tatsächlic­h gelingen sollte, eine profitable Kunstmesse in der Hauptstadt zu etablieren, hätte Berlin seinen Anspruch als Weltkultur­metropole endlich auch kommerziel­l untermauer­t.

Art Cologne, die größte deutsche Kunstmesse, findet diese Woche zum 51. Mal statt. Bis Samstag präsentier­en etwa 200 Aussteller Werke zeitgenöss­ischer Kunst sowie der klassische­n Moderne.

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FOTO: DPA Ein Sinnbild für den unbarmherz­igen Kampf um die Vorherrsch­aft auf dem Kunstmarkt könnte diese Installati­on von Wang Du, „Medicine Interne“, auf der Art Cologne sein.
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FOTO: DPA Daniel Hug, Direktor der Art Cologne, wettert gegen die zu erwartende Konkurrenz in Düsseldorf.

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