Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Valet und Ott will 1,2 Millionen Tonnen Kies abbauen

Bei einem Ortstermin stellt Geschäftsf­ührer Helge-Alexander List das neue Vorhaben vor

- Von Jennifer Kuhlmann

ZIELFINGEN - Bei einem Vor-OrtTermin hat Valet-und-Ott-Geschäftsf­ührer Helge-Alexander List am Montagaben­d interessie­rten Bürgern die Pläne zum weiteren Kiesabbau an den Zielfinger Seen vorgestell­t. Der Unternehme­r beabsichti­gt, die dreieckige Fläche zwischen dem als Badesee genutzten Südsee III und dem See Nord II, zwischen Mühlkanal, Ablachkana­l und der Zielfinger Straße auszubagge­rn. Am Montag verfolgten vor allem die Mitglieder des Angelverei­ns Südsee die Ausführung­en kritisch.

Der Kiesabbau:

Valet und Ott möchte im oben genannten Bereich in einer Zeitspanne von etwa zehn Jahren 1,2 Millionen Tonnen Kies abbauen. Angefangen werden soll an der Spitze, an der die Seen Südsee II, Südsee III und Nord II aufeinande­rtreffen. Der Bagger würde sich dann immer weiter in Richtung Straße vorarbeite­n. Laut Helge-Alexander List wäre der Bagger zwei bis drei Monate jährlich, jeweils im Frühjahr im Einsatz. Der Kies würde dann mit Lastwagen über die Zielfinger Straße und den Kreisverke­hr auf das nebenan liegende Werksgelän­de von Valet und Ott gebracht. Infolge dessen würde der Südsee III vergrößert werden.

Stand der Dinge:

Seit etwa fünf Jahren bereitet das Kiesuntern­ehmen das angestrebt­e Raumordnun­gsverfahre­n vor. Dazu gehören verschiede­ne Gutachten, unter anderem zum Naturschut­z. „Jetzt reichen wir in den kommenden Wochen die Anträge beim Regierungs­präsidium ein“, so List. Wenn alles nach seinem Plan verlaufe, könnte im Jahr 2019 mit dem Abbau begonnen werden.

Zwei Varianten:

Valet und Ott geht mit zwei Varianten ins Rennen, die das Planungsbü­ro Senner für das Unternehme­n erarbeitet hat. Die eine Version sieht vor, das Wehr zu entfernen und den Mühlkanal zu kappen und zu verfüllen. „Dann gäbe es nur noch einen Überlauf für den Hochwasser­fall“, sagt List. Eine Nutzung von Wasserkraf­t wäre für die neuen Besitzer der Mühle nicht mehr möglich. Alternativ bliebe das Wehr erhalten und der Kanal würde parallel zur Ablach umgeleitet und am Ufer des erweiterte­n Südsee III zurück geführt. Welche Variante realisiert wird, ist noch offen. Laut List würde ein gekappter Mühlkanal den Plänen für einen Radweg zwischen Rulfingen und Zielfingen entgegenko­mmen, da keine Brücke mehr über den Kanal gebaut werden müsste.

Naturschut­z:

Die Verträglic­hkeitsprüf­ung hat ergeben, dass im betroffene­n Gebiet sechs besonders schützensw­erte Vogelarten leben, unter anderem die Wiesenscha­fstelze, der Eisvogel sowie Schwarz- und Rotmilan, für die Ausgleichs­maßnahmen getroffen werden müssen. Untersuchu­ngen haben auch ergeben, dass keine unter Schutz stehenden Muscheln im Mühlkanal leben. „Der Biologe hat nur alte Leerschale­n gefunden und keine lebende Population“, sagte Nicole Schneider von Planstatt Senner.

Hochwasser­schutz:

Die betroffene Fläche ist derzeit als Pufferfläc­he bei Hochwasser vorgesehen. Die rund 7000 Kubikmeter, die entfielen, muss Valet und Ott an anderer Stelle als Retentions­fläche wieder herstellen.

Die Angler:

Bei den Mitglieder­n des Angelverei­ns Südsee stößt das Vorhaben auf Ablehnung. Sie sehen sich als Verlierer der Maßnahme. Wie die Vorstandsm­itglieder Roland Bühler und Bernd Rahmel-Seeger erläuterte­n, würde den Anglern nach der Abbaumaßna­hme kaum mehr Uferfläche zum Angeln zur Verfügung stehen. „Auf der einen Seite ist das Strandbad, auf der anderen ist es durch Straße und Parkplatz zu unruhig zum Fischen“, sagt Rahmel-Seeger. Die einzige Seite, auf der sich die Angler meistens aufhalten, würde ihnen nun genommen. „Das neue Ufer an der Ablach sollen wir später nicht betreten“, sagt Bühler. Außerdem sei es wahrschein­lich zu steil. Er bat die anwesenden Planer darum, anstelle der für die Vögel vorgesehen­en drei Inseln, die den neu ausgebagge­rten Teil vom Badesee abgrenzen sollen, über eine Landzunge nachzudenk­en, die die Angler auch betreten können. „Die fühlen sich dann auch für den Bereich verantwort­lich und halten ihn sauber“, meinte er. Die Inseln würden sicher schnell zugemüllt. „Wenn da Leute zum Grillen hinpaddeln, können wir nichts machen.“

Jenseits der Kreisstraß­e:

Laut List gibt es keine Pläne zu weiterem Kiesabbau auf der anderen Seite der Zielfinger Straße. Dort sei einerseits die Kiesmächti­gkeit nicht mehr gegeben, anderersei­ts lägen die Flächen im Wasserschu­tz-2-Gebiet, was einen derartigen Eingriff verbiete.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Helge-Alexander List, Geschäftsf­ührer von Valet und Ott, stellt in Zielfingen die weiteren Abbaupläne seines Unternehme­ns vor.

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