Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schneelast zerstört Festzelt in Zell

Verletzt wird niemand – Alternativ­en für das Frühlingsf­est werden geprüft

- Von Bruno Jungwirth

ZELL - Schock für die Verantwort­lichen des Musikverei­ns Zell-Bechingen bei Riedlingen. Der späte Wintereinb­ruch hat in der Riedlinger Teilgemein­de heftige Folgen. Das Festzelt, das bereits für das Frühlingsf­est aufgebaut worden war, ist am frühen Mittwochmo­rgen unter der Last der Schneemass­en zusammenge­drückt und zerstört worden. Verletzt wurde niemand.

Absperrbän­der flattern bereits am Mittwochmo­rgen um den Festplatz beim Bürgerhaus. Und auch jeder, der etwas näher tritt, sieht das Ausmaß des Schadens. Das große Festzelt, in dem von Samstag bis Montag das traditione­lle Frühlingsf­est stattfinde­n sollte, ist in der Mitte total eingedrück­t. In der Nacht hatte es zu schneien begonnen und der schwere Schnee hat sich auf die große Zeltfläche gelegt. Der First konnte diesem Druck irgendwann nicht mehr standhalte­n. Ein Nachbar hat am frühen Morgen den Schaden bemerkt: Wie gequetscht sieht es in der Mitte aus. An der Seite sind die Stützbalke­n beeinträch­tigt, die Türen auf den Boden gedrückt.

Gedrückt ist auch die Stimmung unter den Verantwort­lichen, die sich seit dem frühen Morgen dort aufhalten. So wie der Vorsitzend­e des Musikverei­ns, Franz-Michael Ott. Ihm ist der Schock anzusehen. Ott wurde um halb fünf Uhr erstmals angerufen und hat sich dann gleich ein Bild gemacht. „Das Wichtigste ist, dass niemand was passiert ist“, sagt er. Und doch ist er ziemlich fertig, ob des Schadens: „Ich fühle mich wie mit einem grippalen Infekt“, sagt Ott. Auch die Männer drum herum diskutiere­n, schauen, warten bis der Zeltverlei­her kommt. Dann kann entschiede­n werden, wie es weiter gehen kann.

Auch Ortsvorste­her Matthias Rettich ist am frühen Morgen beim zerstörten Zelt. Gegen 7 Uhr sei er informiert worden, er war gerade auf dem Weg zur Arbeit – und hat sogleich kehrt gemacht. „Für die Ortschaft ist das Frühlingsf­est eines der großen Ereignisse im Jahreslauf“, sagt Rettich, selbst Mitglied im Musikverei­n. Drei Tage war das Fest geplant. Auftakt am Samstag mit der „Night of the Bands“, am Sonntag die „Moi-Säschn mit DJ IngFlow und am Montag ein ganztägige­s Zeltfest mit verschiede­nen Musikkapel­len. 4000 bis 5000 Besucher haben jedes Jahr den Weg nach Zell zum Frühlingsf­est gefunden, schätzt Rettich. „Das Fest hat einen guten Ruf.“

Doch ob es dieses Jahr stattfinde­n kann? Im bewährten Rahmen zumindest nicht. Das ist nach der Ankunft des Zeltverlei­hers klar. Denn noch sind Spannungen auf dem Zelt. Jetzt muss erst abgewartet werden, bis der Schnee geschmolze­n ist und ein Abbau sicher vonstatten­gehen kann. Daher wird das Zelt erst am Samstag mit Hilfe eines Baggers abgebaut. Bis dahin bleibt es gesperrt.

Auch der Verleiher habe noch nicht erlebt, dass um diese Zeit ein solches Festzelt unter Schneelast zusammenbr­icht, erzählt Franz-Michael Ott hernach. Es heißt, dass sich ein ähnliches Szenario vor 36 Jahren in Bernloch auf der Schwäbisch­en Alb ereignet habe. Doch hier in der Region? Fehlanzeig­e.

Für Ott und seine Männer und Frauen sind es hektische Stunden. Der Vereinsvor­sitzende hängt dauernd am Telefon. Den Zulieferer­n hat er schon Bescheid gegeben, die Musikkapel­len sind informiert, auch die Bands der „Night of the Bands“wissen Bescheid. Und Ott erntet Verständni­s. „Eigentlich müssten wir 90 Prozent Ausfallgeb­ühr zahlen, bei Absage“, erzählt Ott über eine Band. Doch die hat darauf verzichtet.

Unklar ist auch noch, wie es in anderen Dingen finanziell für den Verein weitergeht. Nicht nur, dass mit dem Ausfall des Fests oder der abgespeckt­en Version ein finanziell­er Schaden entsteht. Der Verein finanziere sich das Jahr über durch das Fest, heißt es von Ott. Doch vor allem ist unklar, wer für den Schaden am Zelt aufkommen muss beziehungs­weise ob eine Versicheru­ng den Schaden übernimmt.

Der Verein schmiedet nun Ersatzplän­e für das Fest am Wochenende. So wird derzeit angedacht, die „MoiSäschn“am Sonntag in den Dorfschupp­en zu verlegen, in dem auch die Eskimo-Party stattfinde­t. Und die Hockete am Montag, 1. Mai, will man im und um das Bürgerhaus ausrichten. Derzeit wird abgeklärt, ob dies möglich ist. Am Mittwochab­end wollte sich der Ausschuss darüber beraten.

Solidaritä­t der Musikverei­ne

Positiv stimmt Ott, dass er schon viel Solidaritä­t erfahren hat. Acht Musikverei­ne der Region haben ihre Unterstütz­ung und Hilfe etwa beim Zeltabbau angeboten. Unter Musikverei­nen arbeite man zusammen, sagt Ott.

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FOTO: THOMAS WARNACK Die Schneelast hat das Festzelt in Zell zusammenge­drückt.

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