Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schneelast zerstört Festzelt in Zell
Verletzt wird niemand – Alternativen für das Frühlingsfest werden geprüft
ZELL - Schock für die Verantwortlichen des Musikvereins Zell-Bechingen bei Riedlingen. Der späte Wintereinbruch hat in der Riedlinger Teilgemeinde heftige Folgen. Das Festzelt, das bereits für das Frühlingsfest aufgebaut worden war, ist am frühen Mittwochmorgen unter der Last der Schneemassen zusammengedrückt und zerstört worden. Verletzt wurde niemand.
Absperrbänder flattern bereits am Mittwochmorgen um den Festplatz beim Bürgerhaus. Und auch jeder, der etwas näher tritt, sieht das Ausmaß des Schadens. Das große Festzelt, in dem von Samstag bis Montag das traditionelle Frühlingsfest stattfinden sollte, ist in der Mitte total eingedrückt. In der Nacht hatte es zu schneien begonnen und der schwere Schnee hat sich auf die große Zeltfläche gelegt. Der First konnte diesem Druck irgendwann nicht mehr standhalten. Ein Nachbar hat am frühen Morgen den Schaden bemerkt: Wie gequetscht sieht es in der Mitte aus. An der Seite sind die Stützbalken beeinträchtigt, die Türen auf den Boden gedrückt.
Gedrückt ist auch die Stimmung unter den Verantwortlichen, die sich seit dem frühen Morgen dort aufhalten. So wie der Vorsitzende des Musikvereins, Franz-Michael Ott. Ihm ist der Schock anzusehen. Ott wurde um halb fünf Uhr erstmals angerufen und hat sich dann gleich ein Bild gemacht. „Das Wichtigste ist, dass niemand was passiert ist“, sagt er. Und doch ist er ziemlich fertig, ob des Schadens: „Ich fühle mich wie mit einem grippalen Infekt“, sagt Ott. Auch die Männer drum herum diskutieren, schauen, warten bis der Zeltverleiher kommt. Dann kann entschieden werden, wie es weiter gehen kann.
Auch Ortsvorsteher Matthias Rettich ist am frühen Morgen beim zerstörten Zelt. Gegen 7 Uhr sei er informiert worden, er war gerade auf dem Weg zur Arbeit – und hat sogleich kehrt gemacht. „Für die Ortschaft ist das Frühlingsfest eines der großen Ereignisse im Jahreslauf“, sagt Rettich, selbst Mitglied im Musikverein. Drei Tage war das Fest geplant. Auftakt am Samstag mit der „Night of the Bands“, am Sonntag die „Moi-Säschn mit DJ IngFlow und am Montag ein ganztägiges Zeltfest mit verschiedenen Musikkapellen. 4000 bis 5000 Besucher haben jedes Jahr den Weg nach Zell zum Frühlingsfest gefunden, schätzt Rettich. „Das Fest hat einen guten Ruf.“
Doch ob es dieses Jahr stattfinden kann? Im bewährten Rahmen zumindest nicht. Das ist nach der Ankunft des Zeltverleihers klar. Denn noch sind Spannungen auf dem Zelt. Jetzt muss erst abgewartet werden, bis der Schnee geschmolzen ist und ein Abbau sicher vonstattengehen kann. Daher wird das Zelt erst am Samstag mit Hilfe eines Baggers abgebaut. Bis dahin bleibt es gesperrt.
Auch der Verleiher habe noch nicht erlebt, dass um diese Zeit ein solches Festzelt unter Schneelast zusammenbricht, erzählt Franz-Michael Ott hernach. Es heißt, dass sich ein ähnliches Szenario vor 36 Jahren in Bernloch auf der Schwäbischen Alb ereignet habe. Doch hier in der Region? Fehlanzeige.
Für Ott und seine Männer und Frauen sind es hektische Stunden. Der Vereinsvorsitzende hängt dauernd am Telefon. Den Zulieferern hat er schon Bescheid gegeben, die Musikkapellen sind informiert, auch die Bands der „Night of the Bands“wissen Bescheid. Und Ott erntet Verständnis. „Eigentlich müssten wir 90 Prozent Ausfallgebühr zahlen, bei Absage“, erzählt Ott über eine Band. Doch die hat darauf verzichtet.
Unklar ist auch noch, wie es in anderen Dingen finanziell für den Verein weitergeht. Nicht nur, dass mit dem Ausfall des Fests oder der abgespeckten Version ein finanzieller Schaden entsteht. Der Verein finanziere sich das Jahr über durch das Fest, heißt es von Ott. Doch vor allem ist unklar, wer für den Schaden am Zelt aufkommen muss beziehungsweise ob eine Versicherung den Schaden übernimmt.
Der Verein schmiedet nun Ersatzpläne für das Fest am Wochenende. So wird derzeit angedacht, die „MoiSäschn“am Sonntag in den Dorfschuppen zu verlegen, in dem auch die Eskimo-Party stattfindet. Und die Hockete am Montag, 1. Mai, will man im und um das Bürgerhaus ausrichten. Derzeit wird abgeklärt, ob dies möglich ist. Am Mittwochabend wollte sich der Ausschuss darüber beraten.
Solidarität der Musikvereine
Positiv stimmt Ott, dass er schon viel Solidarität erfahren hat. Acht Musikvereine der Region haben ihre Unterstützung und Hilfe etwa beim Zeltabbau angeboten. Unter Musikvereinen arbeite man zusammen, sagt Ott.