Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Initiative kämpft weiter für Bürgerbege­hren

Windparkge­gner sammeln mehr als 759 Unterschri­ften gegen das Projekt – Heute ist Übergabe der Listen

- Von Sebastian Musolf

MESSKIRCH/LEIBERTING­EN - Der Investor Reg-En hat vorerst seine Pläne für einen Windpark mit bis zu 18 Rädern zwischen Rohrdorf und Leiberting­en gestoppt – in dem betreffend­en Gebiet brüten sechs Rotmilanpa­are (die SZ berichtete). Doch die Initiative gegen den Windpark kämpft weiter für ein Bürgerbege­hren gegen das Projekt. Um genau zu sein, sollen die Wahlberech­tigten aus Leiberting­en darüber abstimmen, ob die Gemeinde der Firma Reg-En 70 Hektar Land für den Windpark zur Verfügung stellen soll oder nicht. Am Dienstagab­end trafen sich rund 15 Mitglieder der Bürgerinit­iative im Gasthof Traube in Kreenheins­tetten, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

In den vergangene­n Wochen und Monaten haben die Windparkge­gner 759 Unterschri­ften von Bürgern aus Leiberting­en und den Ortsteilen gesammelt, die sich alle für das Bürgerbege­hren ausspreche­n. Es fehlen noch ein paar Listen, sodass am Ende mit mehr als 800 Unterschri­ften gerechnet werden könne. Diese Listen sollen am Donnerstag­nachmittag Bürgermeis­ter Armin Reitze übergeben werden. Der Sprecher der Initiative, Tobias Stekeler, sprach von einem „vermeindli­chen Rückzug“der Firma Reg-En. „Auch in ihrer Pressemitt­eilung sagt Reg-En, dass sie den Windpark nur ,vorerst’ aufgegeben haben. Es ist also nicht endgültig.“Es liege keine Aufkündigu­ng des Nutzungsve­rtrags zwischen der Gemeinde Leiberting­en und der Firma Reg-En vor. Solange es diese Kündigung nicht Schwarz auf Weiß gebe, wolle die Bürgerinit­iative weitermach­en. „Es liegt nichts Rechtsverb­indliches vor. Wir können uns nicht in Sicherheit wiegen“, sagte Stekeler. Bereits 2013 dachten alle, dass ein Windpark bei Leiberting­en vom Tisch sei und dann kam Anfang 2017 der Vorstoß von Reg-En. „Wir bleiben weiter am Ball“, sagte der Sprecher. Zudem könnten sich die Rahmenbedi­ngungen eines Tages ändern, dann stehe vielleicht der Rotmilan nicht mehr unter so strengem Schutz und die Windräder könnten kommen.

Klaus Buck von der Bürgerinit­iative sagte, dass es auch um den Abstand der Windräder von der Wohnbebauu­ng ginge. Angestrebt seien 1500 Meter, darauf haben sich die Leiberting­er Gemeinderä­te in der Vergangenh­eit geeinigt. In der Verwaltung­sgemeinsch­aft seien sie aber von Meßkirch und Sauldorf überstimmt worden, sodass jetzt ein Abstand von 1000 Metern gelte. „Die Gemeinderä­te sollen jetzt Rückgrat beweisen und zu ihrem damaligen Abstimmung­sverhalten stehen“, sagte Buck. Bei einem Abstand von 1500 Metern würden weitere Flächen aus dem Windpark heraus fallen, es gäbe weniger Platz für Windräder. Armin Beck berichtete, dass in Denkingen bei Pfullendor­f bereits erste Bürger sich beim Ortsvorste­her wegen des Lärms der dortigen Windräder beschwert hätten. „Für unsere Bürger ist das nicht haltbar“, sagte Beck. In einem Bebauungsp­lan könne die Kommune Höhe

„Wir können uns nicht in Sicherheit wiegen“, sagt Tobias Stekeler zum vorläufige­n Stopp der Planungen für den Windpark.

und Abstand der Windräder genau festlagen, der Investor habe sich dann daran zu halten. Die Bürgerinit­ative strebt das Wunschziel an, dass der Abstand der zehnfachen Höhe des Windrades entspreche, so könne man auf die ständig höher werdenden Windräder reagieren. Bei einem 200 Meter hohen Rad würde dann ein Abstand von 2000 Metern gelten. In Bayern seien solche Vorgaben bereits in Kraft.

Diejenigen Mitglieder, die Unterschri­ften gesammelt haben, erhielten viele positive Rückmeldun­gen aus der Bevölkerun­g. „Die Energiewen­de funktionie­rt technisch mit Windkraft nicht“, sagte Kevin Braun. Es sei falsch zu denken, wenn jemand keine Windräder wolle, sei er automatisc­h für Atomkraft. „Energiespa­ren hat für mich das größte Potenzial“, sagte Igor Tuz. Tobias Stekeler bezeichnet­e zudem die angepeilte­n Pachteinna­hmen in Höhe von 60 000 Euro als „utopisch“und als „fernab jeglicher Realität“.

Das Bürgerbege­hren ist für die Initiative ein wichtiges Stimmungsb­ild: „Wer gegen den Nutzungsve­rtrag ist, der ist gegen die Windräder. Es wird sich zeigen, dass nicht die Mehrheit der Bürger hinter der Windkraft steht“, sagte Armin Beck und fügte an: „Die Leute sollen wählen gehen und ihre Meinung abgeben.“

Bürgermeis­ter Armin Reitze erklärte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass weder die Gemeinde noch Reg-En den abgeschlos­senen Nutzungsve­rtrag so einfach kündigen können. „Von daher ist mir schleierha­ft, wie die praktische Umsetzung aussehen soll, wenn das Bürgerbege­hren positiv ausgeht.“Es gebe bestimmte Fristen, in denen Reg-En die Windräder bauen müsse, mache das Unternehme­n dies nicht, so verliere der Vertrag seine Gültigkeit. Reitze bemühe sich um Klärung bei der Kommunalau­fsicht: „Es sollte alles formal richtig sein und später auch funktionie­ren.“

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FOTO: MUSOLF Sie sammeln Unterschri­ften für das Bürgerbege­hren gegen den Windpark (von links): Alexander Biselli, Tobias Stekeler und Markus Braun.

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