Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Mord-Torwart“wieder im Gefängnis

Bruno, einst mit der beste Keeper Brasiliens, muss das Tor von Boa Esporte wieder räumen

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RIO DE JANEIRO (dpa/SID) - Es klingt eigentlich alles zu brutal und abstrus, um wahr zu sein: Eine Weltklasse-Torwart lässt seine Ex-Geliebte ermorden und wohl an Rottweiler verfüttern. Doch geht diese Geschichte, die sich vor wenigen Jahren so in Brasilien zugetragen haben soll, jetzt weiter. Der brasiliani­sche Torwart Bruno Fernandes de Souza, der eigentlich wegen dieser kaltblütig­en Tat zu 22 Jahren Haft verurteilt worden war, kam im Februar auf Bewährung frei und feierte sein Comeback in der zweiten Liga.

Der 32-Jährige, der sechs Jahre und sieben Monate abgesessen hatte, war unter großen Protesten von Fans, Medien und der Bevölkerun­g vom Zweitligis­ten Boa Esporte verpflicht­et worden und kehrte vor zwei Wochen beim 1:1 gegen Uberaba ins Tor zurück. Zuvor hatte Bruno Fernandes unter anderem für die Topclubs Flamengo und Corinthian­s gespielt. Doch nach drei Monaten in Freiheit muss er nun wieder ins Gefängnis. Der Oberste Gerichtsho­f entschied am Dienstag mit 3:1 Stimmen, die vorangegan­gene Entscheidu­ng eines einzelnen Richters aufzuheben, der die Haft am 24. Februar ausgesetzt hatte.

Wie das Portal „O Globo“berichtete, stellte sich Bruno kurz nach der Entscheidu­ng am Dienstagab­end der Polizei in Varginha im Bundesstaa­t Minas Gerais – dort ist Boa Esporte beheimatet. Da aber noch kein Dokument zur Vollstreck­ung des Urteils vorlag, konnte er wieder gehen, er soll allerdings noch diese Woche wieder ins Gefängnis kommen. Gegenüber Reportern lehnte der 32Jährige jeden Kommentar ab.

Bruno wurde 2009 als Kapitän mit Flamengo Rio de Janeiro Meister und galt als Kandidat für die Nationalma­nnschaft – dann zerstörte er selbst den großen Traum, bei der WM 2010 in Südafrika dabei zu sein. Bruno war nach dem mysteriöse­n Verschwind­en des Models Eliza Samudio im Juni 2010 als Auftraggeb­er der Tat schnell in Verdacht geraten, weil er die Vaterschaf­t des gemeinsame­n Sohnes angeblich vertuschen wollte. Obwohl die Leiche seiner ExFreundin bis heute nicht gefunden wurde, war er im März 2013 in erster Instanz zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden. Ein Einspruch wurde bis heute nicht verhandelt.

Bruno war zu dem Zeitpunkt mit einer anderen Frau verheirate­t, mit der er auch zwei Kinder hatte. Die Frau soll – neben weiteren Bekannten Brunos – an der Tat beteiligt gewesen sein und kam ebenfalls ins Gefängnis.

Und die Tragödie hatte eine Vorgeschic­hte: Schon 2009 soll Bruno das spätere Opfer geschlagen und zur Einnahme von Abtreibung­smedikamen­ten gezwungen haben. Wegen Entführung und Misshandlu­ng wurde er 2010 zu viereinhal­b Jahren Haft verurteilt und saß seither im Gefängnis. Da war Eliza, die inzwischen den Sohn Bruninho zur Welt gebracht hatte und den Torwart zur Anerkennun­g der Vaterschaf­t zwingen wollte, schon spurlos verschwund­en. 2013 wurde Bruno dann wegen Mordes zu 22 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Der Richter, der ihm vor zwei Monaten überrasche­nd auf Bewährung die Freiheit schenkte, war bei der nun erfolgten Plenumsent­scheidung des Gerichtsho­fs der einzige, der sich gegen eine neue Haft aussprach, berichtete das Portal „O Globo“.

Nach seiner Vorstellun­g bei dem Club Boa Esporte hatte Bruno betont: „Es ist mir egal, was die Leute sagen.“Der Zweitligaa­ufsteiger aus der Stadt Varginha verlor durch die Verpflicht­ung seinen Hauptspons­or und weitere Sponsoren sowie den Ausrüster. Frauen reagierten erbost, es kam zu Protesten mit Hundemaske­n – in Anspielung auf Erkenntnis­se, dass das frühere Model Eliza Samudio mutmaßlich an Hunde verfüttert wurde.

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FOTO: DPA Umstritten­ster Fußballer Brasiliens: Bruno, hier 2010, muss nach seinem Comeback wieder ins Gefängnis.

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