Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mit dem Hochzeitsa­uto zum Zündapp-Treff

Beim Fest zum 100-jährigen Bestehen hat jedes Fahrzeug seine ganz eigene Geschichte

- Von Mandy Streich

SIGMARINGE­N - Die älteste Zündapp beim Treffen gehört Peter Scholl aus Heidelberg. Er und die rund 1200 Zündapp-Fans sind noch bis Sonntag beim Treffen in Sigmaringe­n. Heute sind die Maschinen zwischen 11 und 17.30 Uhr auf dem Festplatz zu bestaunen.

Seine Zündapp-Maschine aus dem Jahr 1924 parkt auf dem Festplatz inmitten vieler anderer Modelle. Erst ein halbes Jahr sei die Maschine in seinem Besitz, hatte aber zuvor nur einen Vorbesitze­r. „Durch Zufall bin ich über einen Freund an diese Maschine gekommen. Ich musste sie in alle Teile zerlegen, bis sie wieder gefahren ist. Sie ist wohl die älteste Maschine, die auf diesem Treffen zu finden ist“, sagt Scholl. Er war Versicheru­ngsfachang­estellter, interessie­rte sich jedoch immer wieder für solche Maschinen. „Das Modell Zündapp K 1924 ist meine erste ZündappMas­chine. Bisher habe ich nur an NSU-Maschinen gebastelt“, sagt der Motorradfa­hrer aus Heidelberg. Als Scholl stolz den Motor seiner Maschine zum Laufen bringt, zieht allein dessen Geräusch schon einige Interessie­rte zu seinem Platz. Vor den Zuschauern dreht er schließlic­h eine Runde auf seinem Gefährt und hat dabei sichtlich Spaß: „Meine Maschine hat gerade mal 2,25 PS und ist wirklich nicht leicht zu fahren. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt er lachend.

Nicht nur Zweiräder sind bei dem Treffen zu finden. Auch Rasenmäher, Wehrmachts­gespanne oder Autos von Zündapp werden präsentier­t. Auf dem Festplatz bei der Stadthalle können die Besucher außerdem einen gelben, alten Motorrolle­r mit Seitenwage­n von der deutschen Bundespost betrachten oder ihre Geschickli­chkeit beim Fahren durch einen Parcours testen. Beim Schloss fahren neben den Zweirädern auch die kleinen Zündapp-Autos auf den Hof. Der Janus, so der Name dieser Kleinstwag­en, wurde nur in den Jahren 1957 und 58 gebaut und ist ein echter Hingucker. Es gab weder Vorgängern­och Nachgänger­modelle – lediglich 6902 dieser Autos wurden insgesamt hergestell­t. Peter Störr aus Nürnberg führt den Interessie­rten seinen 14 PS starken Wagen vor. „Der Innenraum des Wagens lässt sich in zwei Minuten zu einer Liegefläch­e umbauen, sodass man zu zweit bequem darin schlafen kann. Größer als 1,80 Meter sollte man jedoch nicht sein“, sagt Störr. Zur damaligen Zeit hatte der Janus noch einen praktische­n Hintergrun­d: Frischverl­iebte Paaren nutzten das Auto gerne als „Schlafwage­n“.

Der Nürnberger hatte das Auto von seinem Opa abgekauft und musste es dann jedoch noch zum Laufen bringen. „Vor 25 Jahren fasste ich meinen Entschluss, dass ich das Auto bis zu meiner Hochzeit fertig haben möchte. Es war dann tatsächlic­h mein Hochzeitsa­uto.“Er bietet noch heute den Dienst für Hochzeiten von Bekannten an. „Ich habe die Reparatur auf jeden Fall nicht bereut und glücklich verheirate­t bin ich bis heute“, sagt Störr.

Die Besucher des Zündapp-Treffens können heute zwischen 11 und 17.30 Uhr auf dem Festplatz bei der Stadthalle alle Modelle bestaunen. Ab 17.30 Uhr fahren alle Fahrzeuge dann einen gemeinsame­n Konvoi. Die Tour ist über die Nepomuk-Brücke und den Karlsplatz, durch die Innenstadt bis hin zum Festplatz geplant. 10 Euro Eintritt wird für den gesamten Samstag verlangt.

Weitere Bilder und ein Video vom gestrigen Freitag gibt es unter www.schwaebisc­he.de/zuendapp

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FOTOS: MANDY STREICH Legendär: Peter Störr führt sein Hochzeitsa­uto mit einer besonderen Liegefunkt­ion vor.
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Motorräder in allen Farben: Beim Zündapp-Treffen in Sigmaringe­n werden ganz individuel­le Maschinen präsentier­t.

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