Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Jugendliche fordern mehr politische Themen im Unterricht
Zehntklässler diskutieren mit Andrea Bogner-Unden über Europa
MESSKIRCH (sz) - Die Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) hat am EU-Schulprojekttag mit Zehntklässlern des Martin-Heidegger-Gymnasiums (MHG) in Meßkirch diskutiert. Durchaus problembewusst und informiert beschrieben die Jugendlichen ihre Ideen, junge Menschen für Politik zu begeistern.
Zum Einstieg blickte Bogner-Unden auf 70 Jahre Frieden in Europa, persönliche Meinungs- und Entfaltungsfreiheit, aber auch die Presseund Religionsfreiheit der europäischen Staatengemeinschaft. „Für euch sind diese Werte normal“, sagte sie und mahnte an, die integrative Kraft in Europa bewusst wahrzunehmen. In der Diskussion hinterfragten die Schüler hartnäckig die europäische Politik und deren aktuelle Entwicklung. Dabei ging es um Themen wie den Brexit, Flüchtlingsströme, kulturelle und religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede oder den Binnenmarkt. Immer wieder wurde deutlich, dass auch die Jugend die Folgen des eigenen Handelns hinterfragt.
Viele konkrete Ideen
Auf die Nachfrage, ob sich die EU nicht verantwortlich für die Einhaltung der Menschenrechte bei der Kleidungsproduktion fühle, antwortete Bogner-Unden: „Die Einhaltung der Menschenrechte beginnt im Kopf“. Als Verbraucher sollte jeder ethische Grundsätze einbeziehen und überlegen, ob er jeden Modetrend mitgehen müsse und monatlich drei neue T-Shirts für zehn Euro brauche. Spannend wurde es bei der Nachfrage von Bogner-Unden an die jungen Menschen, welche Szenarien sie sich für Europa im Jahr 2025 vorstellen könnten. Angelehnt an das „Weißbuch der Europäischen Union“sollten sie sich für eines von sechs Szenarien zur Weiterentwicklung Europas entscheiden. Mehrheitlich sahen die Zehntklässler in Meßkirch die Zukunft in Modell drei („Wer mehr will, tut mehr“), bei dem weiterhin die Einheit der EU gewahrt wird. Jedoch könnten sich in diesem Modell einige Mitgliedstaaten formieren, die mehr gemeinsam unternehmen wollen und tiefer in bestimmten Politikbereichen zusammenarbeiten könnten.
Die Jugendlichen hatten einige konkrete Ideen, wie sie sich mehr für Politik begeistern könnten. So wünschen sie sich eine Herabsetzung des Wahlalters und forderten mehr und frühere politische und wirtschaftliche Bildungsinhalte in der Schule. Eine (Pflicht-) Schulreise zum Europäischen Parlament oder das Erleben der politischen Diskussionen im Stuttgarter Landtag finden viele wichtig. Bogner-Unden lud interessierte Schüler zu einem Landtagsbesuch nach Stuttgart ein.