Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Ortsvorsteherin und der Ex-Landrat: Nur ein Messer kann sie trennen
Beim „Schwoba-Obend“müssen sich die Teilnehmer mit einem Faden verbinden
VILSINGEN (sgr) - Mit einem begeisterungsfähigen Publikum und unbeschwerter Heiterkeit hat die Vilsinger Dorfgemeinschaft unter ihrem Vorsitzenden Peter Kleiner am Freitagabend das Dorf- und Backhausfest eröffnet. Der „Schwoba-Obend“stand ganz unter dem Einfluss der schwäbischen Mentalität. Wobei, ganz nebenbei, auch Badener zu dieser Ethnie zählen, obwohl dieser Umstand von jenen, die diese Bezeichnung für sich beanspruchen, vehement bestritten wird. Jedenfalls waren auch ganze Gruppen aus dem „badischen Ausland“– Originalton von Moderator Felix, der mit seinem Kumpel Philipp den Abend gestaltete – anwesend, die sogar eine Mannschaft für die an diesem Abend stattfindenden Juxspiele stellten.
Eine gewichtige Jury, bestehend aus Peter Kleiner, Bürgermeister Bernd Gombold, Ortsvorsteherin Victoria Gombold-Diels sowie dem Landrat a.D. Dirk Gaerte und seiner Frau Regine wachte mit augenzwinkernden Argusaugen über die Einhaltung der Spielregeln. Fünf Gruppen verschiedener Vereine zu je vier Personen traten gegeneinander bei verschiedenen Aufgabenstellungen an. Wettmelken und Hau-den-Lukas waren Aufgaben, die sich selbst erklärten, jedoch den ganzen Körpereinsatz erforderten. Absolutes Highlight war aber das „Häge-Reiten“, beziehungsweise das im Englischen beliebte „Bull-Riding“. Der mechanische Bulle, der über neun „Aggressionsstufen“verfügte, warf zur Gaudi des Publikums jeden noch so starken Reiter ab. Was zählte, war die Zeit, die sich der Rodeoreiter auf dem breiten Rücken hielt. Natürlich kam auch der Bürgermeister über diese sportliche Betätigung nicht herum, was Inhabern solcher Ämter auch gerne mal zu öffentlicher Blamage gereichte. Denn mal ehrlich: Wartet nicht jeder brave Bürger insgeheim darauf, dass eine Respektsperson mal auf die Nase fällt? Doch Inzigkofens Schultes hielt sich wacker und widerstand dem bockenden Bullen eine ganze respektable Weile, bis er es vorzog, die sich zuspitzende Situation mit sanftem Flug zu deeskalieren.
Das Moderatorenduo hatte aber noch Spielchen in petto, die deutlich prekärer und mit viel Tuchfühlung verbunden waren. Ein an einem Bindfadenknäuel befestigter Esslöffel musste von der Halsöffnung bis zum Fußknöchel durch die ganze Oberbekleidung hindurchgeführt werden, anschließend beim Nebenmann in der Hose nach oben wandern, beim Halsausschnitt wieder heraus und weiter, bis der Vierte der Mannschaft ebenfalls mittels des Knäuels in sein Team „eingebunden“war. Dann das Ganze wieder zurück. Zwar gab es eine Mannschaft, die diesen Vorgang unter 60 Sekunden schaffte, andere dagegen verhedderten sich heillos im Gewirr der Schnur, auch blieb der Löffel auf dem Weg entlang der Körperrundungen und sonstiger Anhängsel auch schon mal hängen.
Das hatte neben herzhaftem Gelächter manch hilflose Rettungsversuche zur Folge, denn manueller Körperkontakt auf der Suche nach außergewöhnlichen Formationen oder verloren Gegangenem im Outfit des Gegenübers gehört eigentlich nicht zu den alltäglichen Umgangsformen.
Auch die Jury musste sich zum Vergnügen der Zuschauer dieser Prozedur unterziehen. Dabei verstrickten sich am Ende Dirk Gaerte und Vilsingens Ortsvorsteherin derart, dass letztendlich nur noch ein Messer half, um diese außergewöhnliche Verbindung zu trennen.
Nicht nur die Zuschauer hatten ihren Spaß, auch die Akteure amüsierten sich über das unterhaltsame Missgeschick köstlich.