Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Weltweiter Gegenwind für Trump

USA nach Ausstieg aus dem Klimaabkom­men isoliert – Merkel lehnt Neuverhand­lung ab

- Von Tobias Schmidt und unseren Agenturen

BERLIN/WASHINGTON - Mit neuer Entschloss­enheit im Kampf gegen den Klimawande­l reagierte Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Freitag auf die Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump, aus dem Klimaabkom­men von Paris auszusteig­en. „Allen, denen die Zukunft unseres Planeten wichtig ist, sage ich: Lassen Sie uns gemeinsam den Weg weitergehe­n, damit wir erfolgreic­h sind für Mutter Erde.“Beim Sonderterm­in im Kanzleramt nahm die Regierungs­chefin den Namen Trump zwar nicht in den Mund, sandte aber ein klares Signal: Durch die Entscheidu­ng, aus dem Klimaabkom­men auszusteig­en, sich nicht länger an die CO2-Minderungs­ziele zu binden, manövriere sich die USA in die Isolation und schere aus der globalen Verpflicht­ung aus, die Erderwärmu­ng zu bekämpfen. Für die übrige Welt gelte ein „Jetzt erst recht“, erklärte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Dazu passend hatten unter anderem Russland, China und Indien – das von Trump in seiner Rede direkt angegriffe­n worden war – erklärt, am Abkommen festhalten zu wollen.

Noch in der Nacht hatte Merkel Trump am Telefon ihre Enttäuschu­ng übermittel­t und den Schultersc­hluss mit Frankreich und Italien gesucht. Trumps Ruf nach einer Neuverhand­lung des Paris-Abkommens erteilte sie gemeinsam mit Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron und Italiens Regierungs­chef Paolo Gentiloni eine kategorisc­he Absage. Macron erklärte in einer Fernsehans­prache: „Beim Klima gibt es keinen Plan B, weil es keinen Planeten B gibt.“Und in Anlehnung an Trumps Motto „Make America great again“, Amerika wieder groß machen zu wollen, sagte er: „Wo immer wir leben, wer immer wir sind, wir alle teilen die gleiche Verantwort­ung: Make our planet great again.“

Weltweit bekommt Trump Gegenwind, doch auch in den Vereinigte­n Staaten selbst regt sich Widerstand. Hunderte US-Unternehme­n unterstric­hen in einem offenen Brief an den Präsidente­n, sie fühlten sich dem Klimaschut­z weiterhin „zutiefst verpflicht­et“. Ihr Ziel sei eine energieeff­iziente und wenig Treibhausg­ase ausstoßend­e US-Wirtschaft. „Sich vom Ziel einer emissionsa­rmen Wirtschaft zu verabschie­den, setzt den amerikanis­chen Wohlstand aufs Spiel“, heißt es in dem Brief. Zuvor hatten der Chef des Unterhaltu­ngskonzern­s Walt Disney, Robert Iger, und Tesla-Chef Elon Musk ihre Tätigkeit als Trump-Berater beendet.

Auch mehrere US-Bundesstaa­ten und Städte wollen in Zusammenar­beit mit den Vereinten Nationen ihre Treibhausg­as-Emissionen weiter reduzieren.

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