Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Allein auf dem Irrweg

- Von Jochen Schlosser j.schlosser@schwaebisc­he.de

Allein steht Donald Trump nun da. Isoliert. Selten hat die Entscheidu­ng eines US-Präsidente­n eine derart einheitlic­he Empörung ausgelöst. Trump ist der Prügelknab­e – für Europäer, Chinesen, Inder, für weite Teile der US-Bevölkerun­g. Globale Fassungslo­sigkeit macht sich breit. Zu Recht.

Der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkom­men zeugt von einer Bornierthe­it und Ignoranz, die eines Staatsmann­es unwürdig ist. Es ist kaum erklärbar, dass ein US-Präsident seltsamen Verschwöru­ngstheorie­n mehr Glauben schenkt als der Wissenscha­ft. Das Erstaunlic­hste jedoch ist, dass ein Geschäftsm­ann wie Trump das wirtschaft­liche Potenzial einer energieeff­izienten Wirtschaft nicht sehen mag. Während aus den USA fortschrit­tlichste Technik kommt, faselt Trump mit billiger Rhetorik von fossilen Brennstoff­en. Er klingt, als würde er am liebsten mit einer Dampflokom­otive durch den Wilden Westen fahren und nebenbei Büffel erlegen. Sein Weg, Amerika wieder groß machen zu wollen, ist definitiv ein Irrweg.

Die Aufregung über Donald Trump ist gewaltig, doch der Planet wird auch ihn überstehen – egal wie lange er im Amt sein wird. US-Bürger und US-Wirtschaft sind bekanntlic­h frei. Niemand kann zum Beispiel Tesla dazu verdonnern, den Stecker zu ziehen und auf Dieselmoto­ren zu setzen. Der US-Präsident mag sich allmächtig fühlen, doch er ist es nicht. Er steht an der Spitze eines Landes, dessen Pioniergei­st selten im Weißen Haus gewohnt hat, sondern eher in Garagen, Kellern oder Hinterzimm­ern. Gerald Ford konnte Bill Gates nicht daran hindern, Microsoft zu gründen. Und als Elon Musk auf Elektroaut­os gesetzt hat, hieß der Präsident George W. Bush. Er war es, der einst das Kyoto-Protokoll nicht unterschri­eben hat. Ebenso wenig konnten Charismati­ker wie John F. Kennedy und Barack Obama den Amerikaner­n verbieten, Berge von Burgern zu verspeisen und im Ford Thunderbir­d mit 4,8 Liter Hubraum durch die Gegend zu rauschen.

Ob „Mutter Erde“, wie Kanzlerin Angela Merkel gesagt hat, zu retten ist, darüber befinden nicht die Politiker dieser Welt, sondern am Ende die Bürger mit ihrem Verhalten.

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