Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Allein auf dem Irrweg
Allein steht Donald Trump nun da. Isoliert. Selten hat die Entscheidung eines US-Präsidenten eine derart einheitliche Empörung ausgelöst. Trump ist der Prügelknabe – für Europäer, Chinesen, Inder, für weite Teile der US-Bevölkerung. Globale Fassungslosigkeit macht sich breit. Zu Recht.
Der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen zeugt von einer Borniertheit und Ignoranz, die eines Staatsmannes unwürdig ist. Es ist kaum erklärbar, dass ein US-Präsident seltsamen Verschwörungstheorien mehr Glauben schenkt als der Wissenschaft. Das Erstaunlichste jedoch ist, dass ein Geschäftsmann wie Trump das wirtschaftliche Potenzial einer energieeffizienten Wirtschaft nicht sehen mag. Während aus den USA fortschrittlichste Technik kommt, faselt Trump mit billiger Rhetorik von fossilen Brennstoffen. Er klingt, als würde er am liebsten mit einer Dampflokomotive durch den Wilden Westen fahren und nebenbei Büffel erlegen. Sein Weg, Amerika wieder groß machen zu wollen, ist definitiv ein Irrweg.
Die Aufregung über Donald Trump ist gewaltig, doch der Planet wird auch ihn überstehen – egal wie lange er im Amt sein wird. US-Bürger und US-Wirtschaft sind bekanntlich frei. Niemand kann zum Beispiel Tesla dazu verdonnern, den Stecker zu ziehen und auf Dieselmotoren zu setzen. Der US-Präsident mag sich allmächtig fühlen, doch er ist es nicht. Er steht an der Spitze eines Landes, dessen Pioniergeist selten im Weißen Haus gewohnt hat, sondern eher in Garagen, Kellern oder Hinterzimmern. Gerald Ford konnte Bill Gates nicht daran hindern, Microsoft zu gründen. Und als Elon Musk auf Elektroautos gesetzt hat, hieß der Präsident George W. Bush. Er war es, der einst das Kyoto-Protokoll nicht unterschrieben hat. Ebenso wenig konnten Charismatiker wie John F. Kennedy und Barack Obama den Amerikanern verbieten, Berge von Burgern zu verspeisen und im Ford Thunderbird mit 4,8 Liter Hubraum durch die Gegend zu rauschen.
Ob „Mutter Erde“, wie Kanzlerin Angela Merkel gesagt hat, zu retten ist, darüber befinden nicht die Politiker dieser Welt, sondern am Ende die Bürger mit ihrem Verhalten.