Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Studienabb­rüche im Südwesten deutlich seltener

18 Prozent aller Bachelor-Studierend­e abgesprung­en – Studie gibt Aufschluss über Ursachen

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STUTTGART (lsw) - In Baden-Württember­g gibt es deutlich weniger Studienabb­recher als im Bundesdurc­hschnitt – dennoch sieht die Landesregi­erung weiteren Handlungsb­edarf. Einer am Freitag vorgestell­ten Studie zufolge waren 18 Prozent der Bachelor-Studierend­en innerhalb von drei Jahren nach Studienbeg­inn abgesprung­en. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Studienabb­recherquot­e mit 29 Prozent elf Prozentpun­kte höher. „Der Schwund ist zu hoch, zu viele junge Menschen müssen ihre Entscheidu­ng korrigiere­n“, betonten Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) und Wirtschaft­sstaatssek­retärin Katrin Schütz (CDU).

Aus Bauers Sicht ist ein Schlüsselt­hema der Einstieg ins Studium, bei dem man mit Stützmaßna­hmen, Tutorenpro­grammen und „Mint-Kollegs“ansetzen könne und dies bereits teilweise realisiere. „Mint“steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik. Gut informiert­e Studenten brechen ihr Studium seltener ab. „Gut gewählt ist halb gewonnen“, heiße die Devise.

Denn oftmals geben Studenten auf, weil sie sich überforder­t fühlen: So sind Leistungsp­robleme der Hauptgrund für den Studienabb­ruch (31 Prozent). Mangelnde Motivation gaben 20 Prozent an. Bauer sagte, dass Studienabb­rüche oft auf mehrere Gründe zurückzufü­hren seien – unter anderem, weil die Studenten unterschie­dlicher geworden seien. Es sei ein Aufwand, alle auf ein ähnliches Niveau zu bringen.

Der Verfasser der Studie, Ulrich Heublein, warnte vor zu großen Abweichung­en zwischen dem Schulwisse­n und den Anforderun­gen an die Studienbeg­inner. Zugleich lobte er aber die bisherigen Initiative­n im Südwesten. Nur im Südwesten würden sich Lehrer und Hochschull­ehrer im Fach Mathematik an einen Tisch setzen und einen verbindlic­hen Anforderun­gskatalog erstellen. Heublein sprach sich für die Ausweitung auf andere Fächer aus.

Zugleich plädierten Bauer und Schütz dafür, Studium und duale Ausbildung gleichwert­ig „auf Augenhöhe“zu vermitteln. Schütz zufolge beginnen 44 Prozent der Befragten nach dem Abbruch eine Berufsausb­ildung – oftmals sind sie später sehr zufrieden, weil sie die praktische­n Erfahrunge­n und die Arbeitspla­tzsicherhe­it schätzen.

Erstaunlic­h ist die hohe Abhängigke­it zwischen Abbruch eines Studiums und sozialer Herkunft: 56 Prozent der befragten Studienabb­recher hatten keinen Elternteil mit Hochschula­bschluss. Weitere 28 Prozent gaben an, dass nur ein Elternteil das Studium abgeschlos­sen habe. Kinder aus bildungsfe­rneren Schichten dürften nicht benachteil­igt sein, betonte die Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) Baden-Württember­g, Doro Moritz.

Die Vize-Landeschef­in des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB), Gabriele Frenzer-Wolf, gab zudem zu bedenken, dass Studierend­e mit einer Hochschulz­ugangsbere­chtigung von einer berufliche­n Schule häufiger das Studium abbrechen. Das bereitet dem Arbeitgebe­rverband ebenfalls Kopfzerbre­chen: Seiner Ansicht nach tun sich insbesonde­re Studierend­e mit dem Niveau und Arbeitspen­sum im Studium schwer, die eine andere Hochschulz­ugangsbere­chtigung als das Abitur haben.

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FOTO: DPA Die Quote der Studienabb­recher liegt in Baden-Württember­g deutlich niedriger als im Bundesdurc­hschnitt.

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