Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Schlechte Jahre für Klimaschutz“
BERLIN - Die Folgen der Aufkündigung des Klimaabkommens durch Donald Trump bewertet Claudia Kemfert (Foto: dpa), Energieökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Mit ihr sprach Andreas Herholz.
Der US-Präsident steigt aus dem Weltklimavertrag aus. Kommt nach Trump die Sintflut?
Derzeit sitzen in den USA die Vertreter fossiler Imperien an den Schalthebeln der Macht. Das krampfhafte Festhalten an Kohle und Atom wird die auch in den USA unvermeidliche Energiewende teurer machen. Trumps Maßnahmen werden leider auch das Klima weltweit nachhaltig schädigen und damit auch für alle anderen Länder schmerzliche Folgen haben. Es gibt zwei wesentliche Verlierer dieser Entscheidung: die US-Wirtschaft und das globale Klima.
Sind die Ziele des Klimaabkommens ohne die USA erreichbar?
Kaum. Die Trump-Jahre sind schlechte Jahre für den internationalen Klimaschutz. Die Folgen von Trumps Politik sind ein unbeherrschbarer Klimawandel und sich häufende Klimaextreme, wodurch die Zahl der Klimaflüchtlinge steigen wird. Ein ungebremster Klimawandel wird auch volkswirtschaftliche Schäden nach sich ziehen. Trumps Entscheidung ist auch in dieser Hinsicht ein wirtschaftliches Desaster.
Einige US-Staaten wollen Trump nicht folgen. Bleibt der Ausstieg am Ende wirkungslos?
Die Energiewende ist in der Tat dezentral, sie findet vor Ort statt und wird auch durch die fatale Politik des Präsidenten nicht aufzuhalten sein. Kalifornien macht es vor: Es baut die weltweit besten Elektroautos, stellt Batteriespeicher vor und will künftig auch noch Solarziegel für das Hausdach anbieten. So geht Energiewende demokratisch, zukunftsorientiert und ökonomisch effizient. Trumps Politik erschwert diesen Wandel jedoch und legt unnötig viele Steine in den Weg. Sie wird die USA im Wettbewerb um Jahre zurückwerfen.
Trump will neu verhandeln. Ist das eine realistische Perspektive?
Es gibt nichts zu verhandeln. Das Pariser Abkommen ist ja deshalb so erfolgreich, weil es allen Ländern alle erdenklichen Spielräume und Freiheiten lässt. Es ist letztlich der gemeinsame Rahmen, in dem man sich bewegt. Diesen hätten auch die USA nutzen können. Alle Länder außer Syrien und Nicaragua haben sich bereits zum Abkommen bekannt. Dafür gibt es gute Gründe, die man in den USA nicht zu kennen scheint.