Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zweifel am Aufklärung­swillen

- Von Tobias Schmidt wirtschaft@schwaebisc­he.de

Vorsprung durch illegale Technik – Audi müsste seinen Werbesloga­n eigentlich überarbeit­en. Nicht nur in den USA, auch hierzuland­e haben die Ingolstädt­er den Stickoxid-Ausstoß nur auf dem Prüfstand gedrosselt und durch das Überschrei­ten von Grenzwerte­n im Straßenver­kehr Gesundheit­sschäden in Kauf genommen. Schon der VW-Skandal war auch ein Audi-Skandal: Unter den beanstande­ten Modellen waren auch solche der Premiumtoc­hter. Ende 2015 war das aufgefloge­n. Dass erst jetzt illegale Technik in Modellreih­en von 2010 bis 2013 entdeckt werden, lässt am Aufklärung­swillen des Konzerns zweifeln.

Die kernige Ankündigun­g von Audi-Chef Rupert Stadler, als Lehre aus Diesel-Gate alles auf den Prüfstand zu stellen, entpuppt sich als Lippenbeke­nntnis. Dass Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt sich nun aber als oberster Aufklärer präsentier­t und mit Audi öffentlich hart ins Gericht geht, ist ein durchsicht­iges taktisches Manöver. Keine Bundesbehö­rden haben die illegale Technik bei Audi entdeckt, sondern der Autobauer selbst. Stadler hatte Dobrindt darüber informiert, Lösungen waren vorbereite­t, die Öffentlich­keit sollte gemeinsam informiert werden. Bislang eilte dem Bayern nicht der Ruf voraus, Konzernen stark auf die Finger zu schauen. Die selbstange­zeigten Audi-Betrügerei­en wollte er als hochwillko­mmene Steilvorla­ge nutzen, um sein Image aufzupolie­ren.

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