Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zweifel am Aufklärungswillen
Vorsprung durch illegale Technik – Audi müsste seinen Werbeslogan eigentlich überarbeiten. Nicht nur in den USA, auch hierzulande haben die Ingolstädter den Stickoxid-Ausstoß nur auf dem Prüfstand gedrosselt und durch das Überschreiten von Grenzwerten im Straßenverkehr Gesundheitsschäden in Kauf genommen. Schon der VW-Skandal war auch ein Audi-Skandal: Unter den beanstandeten Modellen waren auch solche der Premiumtochter. Ende 2015 war das aufgeflogen. Dass erst jetzt illegale Technik in Modellreihen von 2010 bis 2013 entdeckt werden, lässt am Aufklärungswillen des Konzerns zweifeln.
Die kernige Ankündigung von Audi-Chef Rupert Stadler, als Lehre aus Diesel-Gate alles auf den Prüfstand zu stellen, entpuppt sich als Lippenbekenntnis. Dass Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt sich nun aber als oberster Aufklärer präsentiert und mit Audi öffentlich hart ins Gericht geht, ist ein durchsichtiges taktisches Manöver. Keine Bundesbehörden haben die illegale Technik bei Audi entdeckt, sondern der Autobauer selbst. Stadler hatte Dobrindt darüber informiert, Lösungen waren vorbereitet, die Öffentlichkeit sollte gemeinsam informiert werden. Bislang eilte dem Bayern nicht der Ruf voraus, Konzernen stark auf die Finger zu schauen. Die selbstangezeigten Audi-Betrügereien wollte er als hochwillkommene Steilvorlage nutzen, um sein Image aufzupolieren.