Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Es menschelt beim Meisterdetektiv
Die vierte „Sherlock“-Staffel mit Benedict Cumberbatch bleibt temporeich und clever
D ie ARD zeigt die vierte Staffel der Krimiserie „Sherlock“. Als die erste Staffel um den ins moderne London versetzten Meisterdetektiv 2010 ausgestrahlt wurde, wurden die beiden Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch (Sherlock Holmes) und Martin Freeman (Dr. Watson) mit einem Schlag berühmt. Inzwischen ist die Reihe der erfolgreichste Exportartikel der BBC weltweit. Ob es allerdings eine fünfte Staffel geben wird, ist ungewiss.
Den ersten Fall hat Sherlock in der neuen Staffel in fünf Minuten gelöst. Der Sohn eines Kabinettsmitglieds sitzt eine Woche lang tot in seinem Auto – unbemerkt, direkt vor dem väterlichen Anwesen. Erst als der Wagen in Flammen aufgeht, wird seine Leiche entdeckt. Natürlich ist die verbrannte Leiche kein allzu komplizierter Fall für Holmes. Ihn interessiert – mal wieder – ein vermeintlicher Randaspekt in „Die sechs Thatchers“: eine zerstörte Büste der einstigen britischen Premierministerin. Es bleibt nicht die einzige. Und immer mehr dreht sich der Fall um Mary Watson, die Frau von Holmes’ Partner. Aus dem Nerd wird zusehends ein Mensch, der Mary verspricht, sie zu beschützen.
Das Verhältnis des Trios, Holmes und die Eheleute Watson, gestalten die Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss immer inniger und freundschaftlicher. Im Laufe der drei Teile wird deutlich, welchen Einfluss Mary auf die Männer hat.
Angelehnt an die Romanvorlagen von Sir Artur Conan Doyle geht es im zweiten Teil „Der lügende Detektiv“um einen Serienmörder. Teil drei, „Das letzte Problem“, entwickelt sich zu einem spannenden Psychothriller zwischen Denkaufgaben, einem aus der Ferne zu verhindernden Flugzeugabsturz und der stetigen Frage nach Moral, wenn man über
Tod und Leben richten kann. Im Laufe der Staffel geraten alle drei Hauptfiguren in Lebensgefahr – und für eine endet das tödlich. Und auch der tot geglaubte Rivale Moriarty spielt wieder eine Rolle.
Bei der Inszenierung der Fälle bleibt alles beim Alten: Verschiedene Handlungsstränge werden gegeneinander geschnitten. Farben, Licht und die passende Musik setzen überall da Effekte, wo die Darsteller nicht im Vordergrund stehen. Kern aber sind die witzen Dialoge zwischen Holmes und seinen Partnern oder Kontrahenten. Und auch seine Monologe: „Mein Gehirn ist zu schnell, ich habe Probleme zu folgen.“
Die bisherigen Folgen sahen im Schnitt 3,16 Millionen Zuschauer, ein Marktanteil von 12,3 Prozent. Die vierte Staffel hatte die BBC Anfang dieses Jahres dem heimischen Publikum präsentiert. Die bislang letzte Folge „Das letzte Problem“könnte ihrem Namen in mehrfacher Hinsicht gerecht werden und das Finale der Serie sein.
Spekuliert wird darüber schon länger, nicht zuletzt weil WatsonDarsteller Martin Freeman in einem Interview der „Entertainment Weekly“sagte, alle seien sehr beschäftigt und wollten auch andere Sachen machen. „Ich denke, ein Ende ist nichts, wovor man sich fürchten
muss.“Nun legt Koproduzent Gatiss nach: „Vieles von dem, was wir seit langer Zeit geplant hatten, konnten wir hoffentlich sehr zufriedenstellend verwirklichen. Das heißt nicht, dass dies unbedingt der endgültige Höhepunkt ist, aber es könnte sein. Wer weiß?“(dpa)