Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Jetzt sollen wir die Buh-Männer sein“
Blochinger sind mit der Begründung der Pachtaufgabe im Sportheim nicht einverstanden
BLOCHINGEN - Nach drei Monaten als Pächter des Wirtshauses im Greutle in Blochingen hat Silvio Modl das Handtuch geworfen. Als Beweggrund gab er in der vergangenen Woche gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“an, viel zu wenig Umsatz gemacht zu haben. Nun melden sich Blochinger zu Wort, die das so nicht stehen lassen wollen. Die Rede ist von unregelmäßigen Öffnungszeiten, reduziertem Angebot, abgewiesenen Gästen und fehlender Außengastronomie.
„Das können wir nicht auf uns sitzen lassen“, sagt etwa Manfred Elgass vom Männergesangverein Frohsinn Blochingen. Die Sänger hätten ihre Tradition, donnerstags nach der Singstunde im Sportheim einzukehren, auch unter dem neuen Pächter weitergeführt. „Und weil er nicht bereit war, länger als 23 Uhr zu öffnen, haben wir unsere Probenzeit nach vorne verlegt, um trotzdem zu ihm kommen zu können“, sagt er. Doch gleich beim zweiten Mal hätte es nur ein reduziertes Speisenangebot gegeben. „Es hieß, dass die Fritteuse kaputt ist und es außer Wurstsalat nichts gäbe.“Das sei natürlich bei den Sängern nicht gut angekommen. Elgass hat über Freunde auch mitbekommen, dass der angekündigte Mittagstisch nach einer Woche schon nicht mehr angeboten wurde. „Da standen viele Leute vor verschlossenen Türen.“Da sei es ziemlich dreist, von fehlendem Umsatz zu sprechen. „Wir wollten alle dazu beitragen, dass der Umsatz stimmt, der Pächter zufrieden ist und das Wirtshaus eine Zukunft hat“, sagt Elgass. „Und jetzt sollen wir die Buh-Männer sein?“
Bestuhlung gar nicht ausgepackt
Auch Unternehmer Elmar Brendle findet deutliche Worte. „Ich dachte, ich lese nicht richtig, als ich die Zeitung am Samstag aufgeschlagen habe“, sagt er. „Da tut jemand nichts für seinen Umsatz und möchte das dann anschließend anderen in die Schuhe schieben.“Auch er berichtet vom ausgefallenen Mittagstisch und dass sonntags auch mal kein Kaffee und Kuchen angeboten wurde. „Gleich zu Beginn war das Lokal einen ganzen Tag geschlossen, weil der Grill nicht funktioniert hat“, sagt Brendle. „Dabei hätte es ja genug andere Angebote geben können.“
Am meisten hat ihn allerdings geärgert, dass er selbst dem Wirthaus im Greutle zweimal eine Außenbestuhlung geliefert hat, die dann wochenlang unausgepackt herumgestanden habe. „Weil die hochwertigeren Stühle eine längere Lieferzeit hatten, hat der Pächter sich beim FC Blochingen beschwert und eine Übergangslösung gefordert, damit ihm kein Umsatz verloren geht“, sagt er. „Wir haben dann eine Plastikbestuhlung geliefert.“Diese sei aber gar nicht erst ausgepackt worden. „Dabei war das Wetter super und viele hätten sicher gern draußen gesessen“, sagt er. Wer heute einen Blick auf die Terrasse des Sportheims wirft, sieht, dass auch die hochwertigen Stühle nie von der ganzen Verpackung befreit wurden. „Unser Wirtshaus wurde in den drei Monaten systematisch heruntergewirtschaftet“, sagt Brendle. Man könne nur hoffen, dass die Aussagen von Modl keinen potenziellen neuen Pächter verschreckt haben. „Wenn man es richtig macht, verdient man auch etwas.“
Wolfgang Uhl hat sich per Mail an die SZ-Redaktion gewannt. „Keine Ahnung - davon aber viel...“, titelt sein Leserbrief. „Wenn man als Pächter ein Lokal übernimmt, sollte man sich im Klaren sein, dass dies mit viel Arbeit verbunden ist“, schreibt er und berichtet von Blochingern, die nach der Sonntagskirche zum Frühschoppen kommen wollten und dann vom Pächter aufgefordert wurden, einen Spaziergang zu machen, bis das Lokal eine halbe Stunde später öffnete. „Wenn Gäste mehrmals vor verschlossener Tür stehen, darf man sich nicht wundern, wenn sie künftig andere Lokale aufsuchen.“Aus seiner Sicht haben die jungen Pächter die Flinte zu schnell ins Korn geworfen.
„Wer es sich erlauben kann, Gäste abzuweisen und diese mit ständigen Wechseln zu verärgern, muss sich über ein bitteres Ende vom Traum der Selbstständigkeit nicht wundern“, schreibt der Fußballförderverein des FC Blochingen in den Stadtnachrichten. „Derzeit laufen die Ausschreibungen für einen neuen Pächter. Einen Pächter, der auch mal Werbung für sein Lokal macht und nicht ständig Fehler bei anderen sucht.“Silvio Modl war für die „Schwäbische Zeitung“am Freitag nicht erreichbar, um zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.