Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Jetzt sollen wir die Buh-Männer sein“

Blochinger sind mit der Begründung der Pachtaufga­be im Sportheim nicht einverstan­den

- Von Jennifer Kuhlmann

BLOCHINGEN - Nach drei Monaten als Pächter des Wirtshause­s im Greutle in Blochingen hat Silvio Modl das Handtuch geworfen. Als Beweggrund gab er in der vergangene­n Woche gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“an, viel zu wenig Umsatz gemacht zu haben. Nun melden sich Blochinger zu Wort, die das so nicht stehen lassen wollen. Die Rede ist von unregelmäß­igen Öffnungsze­iten, reduzierte­m Angebot, abgewiesen­en Gästen und fehlender Außengastr­onomie.

„Das können wir nicht auf uns sitzen lassen“, sagt etwa Manfred Elgass vom Männergesa­ngverein Frohsinn Blochingen. Die Sänger hätten ihre Tradition, donnerstag­s nach der Singstunde im Sportheim einzukehre­n, auch unter dem neuen Pächter weitergefü­hrt. „Und weil er nicht bereit war, länger als 23 Uhr zu öffnen, haben wir unsere Probenzeit nach vorne verlegt, um trotzdem zu ihm kommen zu können“, sagt er. Doch gleich beim zweiten Mal hätte es nur ein reduzierte­s Speisenang­ebot gegeben. „Es hieß, dass die Fritteuse kaputt ist und es außer Wurstsalat nichts gäbe.“Das sei natürlich bei den Sängern nicht gut angekommen. Elgass hat über Freunde auch mitbekomme­n, dass der angekündig­te Mittagstis­ch nach einer Woche schon nicht mehr angeboten wurde. „Da standen viele Leute vor verschloss­enen Türen.“Da sei es ziemlich dreist, von fehlendem Umsatz zu sprechen. „Wir wollten alle dazu beitragen, dass der Umsatz stimmt, der Pächter zufrieden ist und das Wirtshaus eine Zukunft hat“, sagt Elgass. „Und jetzt sollen wir die Buh-Männer sein?“

Bestuhlung gar nicht ausgepackt

Auch Unternehme­r Elmar Brendle findet deutliche Worte. „Ich dachte, ich lese nicht richtig, als ich die Zeitung am Samstag aufgeschla­gen habe“, sagt er. „Da tut jemand nichts für seinen Umsatz und möchte das dann anschließe­nd anderen in die Schuhe schieben.“Auch er berichtet vom ausgefalle­nen Mittagstis­ch und dass sonntags auch mal kein Kaffee und Kuchen angeboten wurde. „Gleich zu Beginn war das Lokal einen ganzen Tag geschlosse­n, weil der Grill nicht funktionie­rt hat“, sagt Brendle. „Dabei hätte es ja genug andere Angebote geben können.“

Am meisten hat ihn allerdings geärgert, dass er selbst dem Wirthaus im Greutle zweimal eine Außenbestu­hlung geliefert hat, die dann wochenlang unausgepac­kt herumgesta­nden habe. „Weil die hochwertig­eren Stühle eine längere Lieferzeit hatten, hat der Pächter sich beim FC Blochingen beschwert und eine Übergangsl­ösung gefordert, damit ihm kein Umsatz verloren geht“, sagt er. „Wir haben dann eine Plastikbes­tuhlung geliefert.“Diese sei aber gar nicht erst ausgepackt worden. „Dabei war das Wetter super und viele hätten sicher gern draußen gesessen“, sagt er. Wer heute einen Blick auf die Terrasse des Sportheims wirft, sieht, dass auch die hochwertig­en Stühle nie von der ganzen Verpackung befreit wurden. „Unser Wirtshaus wurde in den drei Monaten systematis­ch herunterge­wirtschaft­et“, sagt Brendle. Man könne nur hoffen, dass die Aussagen von Modl keinen potenziell­en neuen Pächter verschreck­t haben. „Wenn man es richtig macht, verdient man auch etwas.“

Wolfgang Uhl hat sich per Mail an die SZ-Redaktion gewannt. „Keine Ahnung - davon aber viel...“, titelt sein Leserbrief. „Wenn man als Pächter ein Lokal übernimmt, sollte man sich im Klaren sein, dass dies mit viel Arbeit verbunden ist“, schreibt er und berichtet von Blochinger­n, die nach der Sonntagski­rche zum Frühschopp­en kommen wollten und dann vom Pächter aufgeforde­rt wurden, einen Spaziergan­g zu machen, bis das Lokal eine halbe Stunde später öffnete. „Wenn Gäste mehrmals vor verschloss­ener Tür stehen, darf man sich nicht wundern, wenn sie künftig andere Lokale aufsuchen.“Aus seiner Sicht haben die jungen Pächter die Flinte zu schnell ins Korn geworfen.

„Wer es sich erlauben kann, Gäste abzuweisen und diese mit ständigen Wechseln zu verärgern, muss sich über ein bitteres Ende vom Traum der Selbststän­digkeit nicht wundern“, schreibt der Fußballför­derverein des FC Blochingen in den Stadtnachr­ichten. „Derzeit laufen die Ausschreib­ungen für einen neuen Pächter. Einen Pächter, der auch mal Werbung für sein Lokal macht und nicht ständig Fehler bei anderen sucht.“Silvio Modl war für die „Schwäbisch­e Zeitung“am Freitag nicht erreichbar, um zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Die Stühle auf der Terrasse des Wirtshause­s im Greutle sind noch genauso verpackt, wie sie geliefert wurden. Die Verantwort­lichen vom FC Blochingen hoffen jetzt, schnell einen neuen Pächter zu finden, der auch die Außengastr­onomie zu schätzen weiß.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Die Stühle auf der Terrasse des Wirtshause­s im Greutle sind noch genauso verpackt, wie sie geliefert wurden. Die Verantwort­lichen vom FC Blochingen hoffen jetzt, schnell einen neuen Pächter zu finden, der auch die Außengastr­onomie zu schätzen weiß.

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