Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Von den USA ins Donautal
Neue Pächter bringen amerikanischen Service auf den Käppeler Hof in Thiergarten
THIERGARTEN - Seit Anfang des Jahres bewirtschaften neue Pächter die Ferienwohnungen auf dem Käppeler Hof in Thiergarten und bringen einen neuen Wind mit. Eva und Liam Frederick haben lange in den USA gelebt und wohnen nun mit ihren beiden Töchtern im Donautal. Sie genießen die Natur, die Ruhe und ihre neue Aufgabe.
Bei 16 Ferienwohnungen mit 64 Betten gibt es immer etwas zu tun. Vor allem, wenn sie so idyllisch gelegen sind wie die des Käppeler Hofes, mitten im Donautal und deshalb in der Hochsaison quasi immer voll gebucht. Für die Fredericks war es ein Sprung ins kalte Wasser, denn eigentlich hatten die beiden vorher mit der Übernachtungsbranche überhaupt keine Erfahrung. „Es ist learning by doing, aber es hat von Anfang an gut geklappt“, sagt Eva Frederick, die aus Krauchenwies stammt und ihr Abitur an der Liebfrauenschule in Sigmaringen gemacht hat.
Sie ist eigentlich Tierärztin – praktiziert aber nicht mehr. Schon in jungen Jahren hat es sie immer in die Ferne gezogen. Eva Frederick reiste viel: Für ein Praktikum ging sie nach Tucson im US-Staat Arizona und knüpfte dort so enge Kontakte, dass sie nach ihrem Studium in München dorthin auswanderte. Dort lernte die 38-Jährige auch ihren Mann Liam kennen. Er ist Amerikaner, ein studierter Architekt, der in Tucson aber als Architektur-Fotograf für Zeitschriften und Bauunternehmen tätig war. Beide hatten gute Jobs, ein Haus, Freunde und alles, was es zu einem guten Leben brauchte.
Das Paar hat zwei Töchter
Doch dann kamen die beiden Töchter, heute drei und fünf Jahre alt, auf die Welt. Und das veränderte die Sicht der Fredericks auf Dinge wie Bildung, Erziehung und auch auf ihre Lebensumstände. „Die Vorstellung, dass meine Töchter jeden Tag durch einen Metalldetektor gehen müssen, um in die Schule zu kommen und dann erst einmal vor der US-Flagge strammstehen, fand ich schrecklich“, erzählt Eva Frederick.
Auch ihrem Mann Liam machte die gesellschaftliche Situation in den USA zunehmend Sorgen: „Wegen des freien Waffengesetzes kommt es immer wieder zu Schießereien an Highschools, sodass man ständig um die Sicherheit der Kinder Angst haben muss.“Die beiden überlegten, welche Alternativen es gäbe. Eva Frederick hatte schon lange Heimweh nach Deutschland. „In der Wüste bei konstant etwa 40 Grad Celsius zu leben ist auf Dauer ganz schön anstrengend und auch monoton“, sagt sie. Und ihre Familie fehlte ihr auch. Bei einem Besuch in der Heimat kam die zündende Idee von ihrer alten Schulfreundin Nikola Käppeler, deren Eltern Nachfolger für ihren Hof suchten: „Warum kommt ihr nicht als Pächter hierher?“
Nach einer kurzen Probephase fällten die Fredericks beherzt die Entscheidung, es zu versuchen. „Unsere Freunde erklärten uns für verrückt, alles aufzugeben und etwas komplett Neues anzufangen, aber mir war klar, wenn wir die Chance nicht ergreifen, würden wir das in zehn Jahren vielleicht bereuen“, erzählt Liam Frederick. Der Lebensstandard hängt für ihn nicht davon ab, möglichst viel Geld zu verdienen. Wichtiger ist dem 44-Jährigen, ein freies, sicheres und naturverbundenes Leben zu führen.
Zwar würden ihm seine Eltern fehlen, aber Liam Frederick war doch gleich mit Begeisterung bei der Sache, während seine Frau zuerst noch Bedenken hatte: „Werden wir uns wieder eine finanzielle Sicherheit aufbauen können? Wie würden wir uns eingewöhnen? Ist es überhaupt das Richtige für uns?“
Doch schon nach wenigen Monaten sind diese Zweifel größtenteils verschwunden. Schnell hat die Familie den Wechsel von der heißen Großstadt ins Dorfleben mit gemäßigtem Klima als wunderbare Bereicherung ihres Lebens empfunden. „Die Kinder können hier frei herumspringen. Und einsam sind wir auch nicht. Im Gegenteil, an manchen Wochenenden ist hier sogar so viel los, dass wir für ein paar Stunden das Weite suchen und einen Ausflug machen“, erzählt Eva Frederick. Und ihr Mann erkundet die Gegend mit dem Mountainbike und ist erstaunt über all die Burgen in der Gegend.
Es gibt Pläne für die Zukunft
Für die Zukunft haben die beiden schon einige Ideen und Pläne. Der Käppeler Hof soll noch kinder- und familienfreundlicher werden mit neuen Spiel-, Erlebnis- und Erholungsecken.
Liam Frederick will Familien Fotobücher ihres Urlaubs auf dem Hof anfertigen und anbieten oder gar Foto-Workshops für Gruppen. Und Eva Frederick will das Angebot mit Tieren ausweiten. Schon jetzt freuen sich die Gästekinder über das Reiten und Füttern der drei Pferde und der vielen Kaninchen.
Beide sind erfreut über das Feedback ihrer ersten Gäste im Donautal: So serviceorientiert und freundlich seien diese selten in Ferienwohnungen oder Pensionen empfangen worden. „Der Gast ist König“– für die Fredericks, wie in den USA üblich, ist das eine Selbstverständlichkeit.