Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Rollende Wohnzimmer werden leichter und luxuriöser
Die Caravaningbranche steuert 2017 auf ein weiteres Rekordjahr zu – Erfolgsmodell Kastenwagen
FRANKFURT/STUTTGART (dpa) Urlaub auf vier Rädern erfreut sich weiter großer Beliebtheit. Reisemobile und Campinganhänger liegen im Trend. Vor allem in der Kompaktklasse gibt es in diesem Jahr neue Modelle für viele Geschmäcker und Geldbeutel.
Die Caravaningbranche steuert 2017 auf ein weiteres Rekordjahr zu. Nachdem 2016 mit einem Gesamtplus von über 16 Prozent bei den Neuzulassungen das beste Ergebnis seit 25 Jahren erzielt worden ist, deutet das erste Quartal 2017 erneut auf Bestwerte hin: „Bei den Reisemobilen rechnen wir mit einem Plus von zehn Prozent, bei den Caravans von fünf Prozent“, sagt Marc Dreckmeier vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). Die Nachfrage ist so groß, dass die Hersteller teilweise an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.
Am begehrtesten seien nach wie vor kompakte Fahrzeuge in Verbindung mit Komfort. „Vor allem der Kastenwagen ist ein Erfolgsmodell, und der ist gerade bei jungen Käufern sehr beliebt“, so Dreckmeier. Vorteil dieser Modelle sei, dass sie oft auch im Alltag gut genutzt werden könnten und vergleichsweise billig seien.
Heiko Paul vom Fachmagazin „Reisemobil international“bestätigt diesen Trend. „Auch die noch kleineren Campingbusse wie zum Beispiel von VW boomen ohne Ende.“Preislich jedoch seien hier bei entsprechender Motorisierung und Ausstattung auch schnell 60 000 Euro erreicht. Die Kastenwagen auf Basis des Fiat Ducato, Peugeot Boxer oder Citroën Jumper gibt es bereits ab rund 40 000 Euro. Der neue Karmann Dexter 580 etwa kostet knapp 45 000 Euro.
Weitere Trends im Überblick: Teilintegrierte Wohnmobile: Zu den wichtigsten Neuheiten bei diesen Modellen, bei denen der bereits vorhandene Fahrgastbereich eines
Basisfahrzeugs durch den Wohnbereich ergänzt wird, gehört laut Paul das Weinsberg-Modell Pepper, das für knapp unter 50 000 Euro in den Handel kommt. Günstige neue Einsteigermodelle in dieser Preisklasse gibt es zudem unter anderem von Bürstner, Dethleffs, Carado, Sunlight, Forster, Adria oder Sun Living. Am anderen Ende der Fahnenstange ist etwa der Smove von Niesmann+Bischoff zu finden, der fast 79 000 Euro kostet.
Integrierte Wohnmobile: Eine ähnliche Bandbreite gibt es bei den integrierten Wohnmobilen, bei denen der Fahrgastraum vollständig in das Fahrzeug und damit in den Wohnbereich integriert ist. Neue Modelle haben unter anderem Carado, Sunlight, Dethleffs oder Bürstner im Programm. „Die sind alle ordentlich verarbeitet, gehen bei etwa 58 000 Euro los und sind in vielen Grundrissen lieferbar“, sagt Paul. Zur oberen Mittelklasse zählen beispielsweise die Hymer B-Klasse und der Carthago Chic. „Hier ist der Bauaufwand
hervorzuheben, denn diese Modelle liegen dank umfassendem Leichtbau noch unter 3,5 Tonnen, was für die Führerscheinklasse wichtig ist“, so Paul. Denn Besitzer des Pkw-Führerscheins B müssen bei einem Reisemobil ab einem Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen zusätzlich einen Lkw-Führerschein haben. Bei der alten Klasse 3 hingegen liegt diese Grenze erst bei 7,5 Tonnen Gesamtgewicht. Leichtbau auch bei Caravans:
Auch bei den Caravans verstärkt sich der Trend zum Leichtbau. Ein Beispiel ist der Knaus Travelino. Mit einem Preis von über 18 000 Euro liegt er über Einsteigermodellen wie etwa Adria Aviva, Bürstner Premio Life oder Dethleffs C’joy, die zwischen 11 000 und 16 000 Euro kosten. Ein wesentliches Argument für Leichtbau ist die Zugmaschine. Denn je leichter der Anhänger, desto größer ist auch die Bandbreite der Pkw, die einen Caravan ziehen dürfen. Der Luxus kennt keine Grenzen:
Großer Beliebtheit erfreuen sich Fahrzeuge in den oberen Preisklassen. „Unter anderem Liner von Concorde, Morelo und Niesmann+ Bischoff bieten allen erdenklichen Luxus bei Preisen von 100 000 Euro und darüber“, sagt Paul. Dabei seien die Firmen oft bis zu ein Jahr im Voraus ausgebucht und hätten entsprechend lange Wartelisten. Edel geht es auch bei den neuen Campinganhängern zu. „Modelle wie der Eriba Nova, Hobby Premium oder LMC Maestro bieten bei Preisen zwischen 20 000 und 30 000 Euro einen hohen Komfort und ein edles, oft vom Jachtbau inspiriertes Design.“
Glamping: Ein nicht mehr ganz neuer Trend bei mobilen Urlaubern ist Glamping. Dabei wird der Komfort eines Hotels mit dem Freiheitsgedanken des Campings kombiniert. Konkret handelt es sich meist um originelle, luxuriöse Unterkünfte auf Campingplätzen, wie etwa Zelte aus Holz und Leinwand, oft in privilegierter Lage mit Meer- beziehungsweise Seeblick. „Und gerne auch mit eigener Sauna und Butlerservice“,
sagt Stefan Sielaff vom ADAC Verlag. Vor allem auf südeuropäischen Campingplätzen würden diese Angebote zunehmen. Deutschland bleibt Reiseland Nummer eins: Laut ADAC ReiseMonitor planen 33 Prozent der Campingurlauber einen Aufenthalt im Inland, 16 Prozent zieht es nach Italien und zwölf Prozent nach Frankreich. Die Mehrzahl der Urlauber (42 Prozent) will dabei bis zu 14 Tage unterwegs sein, 33 Prozent sogar bis zu drei Wochen. Die Älteren kaufen, junge Familien mieten: Obwohl die Kundschaft bei Wohnmobilen und Campinganhängern insgesamt jünger wird, von einem Trend will Paul hier noch nicht sprechen. „Der durchschnittliche Reisemobilkäufer ist 55 Jahre oder älter. Die Mieter gerade von kompakten Fahrzeugen hingegen sind deutlich jünger.“Die Caravans hingegen, die seit einigen Jahren wieder stark im Aufwind sind, werden laut Dreckmeier verstärkt von jungen Familien gekauft.