Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Größte Chance verpasst

Ulms Kapitän Per Günther hadert nach dem Aus im Basketball-Halbfinale

- Von Thorsten Kern

NEU-ULM - Natürlich, die beste Hauptrunde der Vereinsges­chichte wird bleiben. 30 Siege bei nur zwei Niederlage­n haben die Basketball­er von Ratiopharm Ulm da gefeiert. Doch in den Play-offs standen eben nach zehn Spielen fünf Niederlage­n. Eine zu viel, um ins Finale einzuziehe­n. Da steht nun nach dem 78:75 am Donnerstag Oldenburg, das sich gegen Bamberg versuchen darf. „Das war meine neunte Saison in Ulm“, sagte Spielmache­r Per Günther hinterher. „Man bekommt in seiner Karriere vielleicht zwei oder drei Chancen etwas zu gewinnen. Das war wahrschein­lich meine größte.“

Trainer Thorsten Leibenath versuchte derweil alles, das Positive aus der Saison herauszust­ellen. „Es war sehr beeindruck­end, was meine Mannschaft gezeigt hat, ich bin verdammt stolz auf sie.“Doch auch der Trainer des Jahres in der Bundesliga musste eingestehe­n: „Schade, dass es früher endet als geplant.“Nach Platz eins in der Hauptrunde hatten sich die Ulmer – Mannschaft, Trainertea­m, Fans und Offizielle – mehr ausgerechn­et als wacklige Play-off-Serien inklusive des Scheiterns im Halbfinale. Das Finale hätte es schon sein sollen. Wo sie dann zum ersten Mal zumindest eine Partie einer Finalserie gewinnen wollten. 2011/12 und 2015/16 gab es jeweils ein 0:3 gegen Bamberg.

Dass es für Ulm nicht gereicht hat, lag an mehreren Faktoren: Das erste Spiel in Oldenburg, das man trotz 60:33-Halbzeitfü­hrung noch aus der Hand gab; das schwache zweite Heimspiel, das Günther und Co. mit 61:68 verloren; die extrem schwache Wurfquote im fünften Duell (75:78) – nur vier von 21 Distanzwür­fen gingen rein, aus dem Feld traf Ulm nur 42,4 Prozent der Würfe. „Man wünscht sich zu Hause einen guten Start, aber wir haben in der ersten Halbzeit kaum etwas getroffen“, sagte Günther. Wie man es besser macht, zeigte der Spieler der Serie – ein weiterer Faktor, der gegen Ulm sprach. Rickey Paulding machte fast 21 Punkte pro Partie, er war auch am Donnerstag mit 27 Zählern der überragend­e Akteur. „Er darf eigentlich den Ball gar nicht erst bekommen“, sagte Günther. „Aber das geht über 40 Minuten natürlich nicht.“

Der nächste Umbruch steht an

Chris Babb dagegen, einer der besten Ulmer, kam im entscheide­nden Moment überhaupt nicht in die Gänge. 0/8 von der Dreierlini­e, 5/17 aus dem Feld – zu wenig, um Ulm ins Finale zu bringen. Und dann war da ja auch noch der bittere Ballverlus­t von Per Günther neun Sekunden vor dem Ende beim Stand von 74:76. „Der wird mich ganz sicher im Sommer und in meiner weiteren Karriere verfolgen“, sagte der 29-Jährige bemerkensw­ert offen wie immer. „Damit werde ich noch lange hadern.“

Leibenath hielt dagegen: „Mit ein paar Tagen Distanz kann man die Saison klar als Erfolg werten.“Denn leicht gemacht wurde es Ulm nicht. Tim Ohlbrecht verletzte sich schwer am Knie, er verpasste die Play-offs genauso wie Da’Sean Butler. Braydon Hobbs brach sich im fünften Halbfinale wohl die Nase und kam in der zweiten Halbzeit nicht mehr zurück aufs Spielfeld. „Es war mir eine Ehre, mit dieser ganz besonderen Mannschaft arbeiten zu dürfen“, sagte Leibenath fast schon pathetisch. In Ulm steht wohl wieder ein Umbruch an. Per Günther bleibt, klar. Tim Ohlbrechts Vertrag läuft sogar noch bis 2020. Doch Raymar Morgan, bester Spieler der Hauptrunde, Chris Babb sowie Augustine Rubit dürften wohl weg sein.

Ab Sonntag sind die Ulmer zum Zuschauen verdammt, wenn sich Oldenburg gegen Bamberg beweisen darf. Der Ex-Ulmer Philipp Schwethelm tröstete am späten Donnerstag­abend in den Katakomben seine früheren Mitspieler. Dass es für ihn und seine Oldenburge­r Teamkolleg­en bereits am Sonntag in Bamberg weitergeht, kommentier­te Schwethelm launig. „Zum Glück haben wir in Oldenburg eine Eistonne.“

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FOTO: IMAGO Raymar Morgan und Co. sind nach dem Saisonende frustriert.

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