Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Auf alle Fälle historisch
Elf Dinge, die Sie über das Champions-League-Finale wissen sollten
Das Phänomen ist durchaus nachvollziehbar, traurig ist es aber doch. Sobald die letzte deutsche Mannschaft aus der Champions League ausgeschieden ist, sinkt hierzulande Jahr für Jahr das Interesse an der Königsklasse. Dabei hätte vor allem das Finale regen Zuspruch verdient, handelt es sich doch meist tatsächlich um das Fußballspiel des Jahres. Höher einzuschätzen noch als ein WM-Finale, weil meist spektakulärer und taktisch in der Regel auf weit höherem Niveau. Und wenn am Samstag in Cardiff (20.45 Uhr/ZDF und Sky) der Juventus Football Club – ohne Turin, der Stadtname gehörte bei Juve noch nie zum Clubnamen, wird nur in Deutschland mitgenannt – und Real Madrid Club de Fútbol aufeinandertreffen, spielen tatsächlich die zwei besten Mannschaften dieser Saison in der Champions League gegeneinander. Juve marschierte durch seine Gruppe, schaltete souverän Barcelona und Monaco aus und kassierte während der gesamten Kampagne nur drei Gegentreffer. Real strapazierte zwar im Viertelfinale gegen den FC Bayern arg das Glück, doch Cristiano Ronaldo mit seinen zehn Treffern und der überragende Spielmacher Toni Kroos hoben die Königlichen wieder einmal auf eine andere Ebene.
Elf Dinge, die Sie über das Finale der Superlative in Cardiff wissen müssen: Real könnte Geschichte schreiben:
Real Madrid steht zum sechsten Mal im Finale der Champions League – alle fünf bisherigen Endspiele gewannen die Spanier. Sollten sie gegen Juve ihre perfekte Bilanz ausbauen, wären sie außerdem die erste Mannschaft, die den Titel verteidigen würden. „Wenn wir es schaffen, könnte man durchaus von einer Ära der vergangenen Jahre sprechen“, sagte Kroos der „Sport Bild“. Kroos vor Krönung: Reals Spielmacher ● greift nach dem dritten Titel in der Königsklasse – 2013 gewann er die Champions League mit Bayern, 2016 mit Real. Ronaldo will mit Messi gleichziehen: ● Der Stürmer könnte die Champions League zum vierten Mal gewinnen – Lionel Messi hat das schon geschafft. Juve kämpft gegen Finaltrauma: ●
Viermal erreichte Juventus das Finale der 1993 eingeführten Champions League – nur 1996 gewann Italiens Rekordmeister den Pott. Auch den alten Landesmeister-Cup gewann Juve bei vier Teilnahmen nur einmal. Besonders bitter die Niederlagen 1997 gegen Dortmund und 1998 – gegen Real Madrid und Trainer Jupp Heynckes. Nur sieben Mannschaften ● schafften das Triple: Juventus könnte der achte Club werden, dem nach Meisterschaft und Pokalsieg im eigenen Land auch der Königsklassentriumph in einem Jahr gelingt. Auch Real schaffte dies noch nie. Buffon treibt die Sehnsucht ● nach dem Henkelpott an: Im Finale von 2003 waren zwei gehaltene Elfmeter beim 2:3 gegen den AC Milan zu wenig. Vor zwei Jahren unterlag der ewige Juve-Torwart Barcelona 1:3. 39 ist Buffon mittlerweile, allzu viele Chancen hat er nicht mehr, um die Champions League wenigstens einmal zu gewinnen. „Ich habe ihn lieb und zwinkere ihm zu, denn er treibt mich voran, mich weiterhin täglich zu motivieren und infrage zu stellen“, sagte Buffon über den Henkelpott. „Hätte ich schon alle möglichen Pokale gewonnen, wäre ich vor Langeweile längst berufsmüde.“
Sami Khedira hat noch eine ● Rechnung offen mit Real: Von 2010
bis 2015 spielte der Ex-Stuttgarter bei Real Madrid, gewann 2014 die Champions League. Unumstritten war er aber nie in Spanien. „Ich wollte woanders auf allerhöchstem Level weiterspielen, bei einem Verein, in dem meine Art zu spielen mehr anerkannt wird als bei Real. Das habe ich bei Juventus gefunden“, sagte Khedira dem „kicker“. Wohl wahr: Obwohl er die Nachfolge des legendären Andrea Pirlo antreten musste, schlossen ihn die Fans gleich ins Herz. Zidane und weitere Wechselbeziehungen: ● Reals Coach spielte von 1996 bis 2001 bei Juventus, wuchs in Italien zum besten Mittelfeldspieler seiner Zeit – und ist bis heute „Juventino. In Turin bin ich zum Mann geworden“, sagte er. Danach wechselte er zu Real. Er und Khedira sind aber nicht die Einzigen mit Beziehungen zu beiden Clubs: Alvaro Morata spielte letzte Saison noch in Turin, Juves Gonzalo Higuaín ging von 2007 bis 2013 für Real auf Torejagd. Deutscher Finalschiedsrichter: ●
Der Münchner Felix Brych ist nach Hellmut Krug (1998), Markus Merk (2003) und Herbert Fandel (2007) der vierte Deutsche, der ein Endspiel der Königsklasse leitet. Wozu ein frühes Ausscheiden deutscher Clubs doch gut sein kann. Zum ersten Mal in der Halle: ●
Nach dem Anschlag von Manchester, bei dem vergangene Woche 22 Menschen getötet wurden, wurden die Sicherheitsbemühungen in Cardiff noch einmal intensiviert. So wird die Partie etwa das erste Finale in der Geschichte der Champions League sein, das nicht unter freiem Himmel ausgetragen wird. Das Stadiondach wird sowohl bei den offiziellen Trainingseinheiten, als auch während des Spiels geschlossen sein. Gareth Bale: Für den Waliser wird ● es ein echtes Heimspiel – das er wohl zunächst von der Bank betrachten wird. Reals Flügelangreifer war lange verletzt. Er könnte als erst dritter Spieler den Champions-League-Triumph in seiner Geburtsstadt feiern. Das glückte zuvor nur Nicolas Anelka (2000/Paris) und Angelo Di Livio (1996/Rom).