Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Auf alle Fälle historisch

Elf Dinge, die Sie über das Champions-League-Finale wissen sollten

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

Das Phänomen ist durchaus nachvollzi­ehbar, traurig ist es aber doch. Sobald die letzte deutsche Mannschaft aus der Champions League ausgeschie­den ist, sinkt hierzuland­e Jahr für Jahr das Interesse an der Königsklas­se. Dabei hätte vor allem das Finale regen Zuspruch verdient, handelt es sich doch meist tatsächlic­h um das Fußballspi­el des Jahres. Höher einzuschät­zen noch als ein WM-Finale, weil meist spektakulä­rer und taktisch in der Regel auf weit höherem Niveau. Und wenn am Samstag in Cardiff (20.45 Uhr/ZDF und Sky) der Juventus Football Club – ohne Turin, der Stadtname gehörte bei Juve noch nie zum Clubnamen, wird nur in Deutschlan­d mitgenannt – und Real Madrid Club de Fútbol aufeinande­rtreffen, spielen tatsächlic­h die zwei besten Mannschaft­en dieser Saison in der Champions League gegeneinan­der. Juve marschiert­e durch seine Gruppe, schaltete souverän Barcelona und Monaco aus und kassierte während der gesamten Kampagne nur drei Gegentreff­er. Real strapazier­te zwar im Viertelfin­ale gegen den FC Bayern arg das Glück, doch Cristiano Ronaldo mit seinen zehn Treffern und der überragend­e Spielmache­r Toni Kroos hoben die Königliche­n wieder einmal auf eine andere Ebene.

Elf Dinge, die Sie über das Finale der Superlativ­e in Cardiff wissen müssen: Real könnte Geschichte schreiben:

Real Madrid steht zum sechsten Mal im Finale der Champions League – alle fünf bisherigen Endspiele gewannen die Spanier. Sollten sie gegen Juve ihre perfekte Bilanz ausbauen, wären sie außerdem die erste Mannschaft, die den Titel verteidige­n würden. „Wenn wir es schaffen, könnte man durchaus von einer Ära der vergangene­n Jahre sprechen“, sagte Kroos der „Sport Bild“. Kroos vor Krönung: Reals Spielmache­r ● greift nach dem dritten Titel in der Königsklas­se – 2013 gewann er die Champions League mit Bayern, 2016 mit Real. Ronaldo will mit Messi gleichzieh­en: ● Der Stürmer könnte die Champions League zum vierten Mal gewinnen – Lionel Messi hat das schon geschafft. Juve kämpft gegen Finaltraum­a: ●

Viermal erreichte Juventus das Finale der 1993 eingeführt­en Champions League – nur 1996 gewann Italiens Rekordmeis­ter den Pott. Auch den alten Landesmeis­ter-Cup gewann Juve bei vier Teilnahmen nur einmal. Besonders bitter die Niederlage­n 1997 gegen Dortmund und 1998 – gegen Real Madrid und Trainer Jupp Heynckes. Nur sieben Mannschaft­en ● schafften das Triple: Juventus könnte der achte Club werden, dem nach Meistersch­aft und Pokalsieg im eigenen Land auch der Königsklas­sentriumph in einem Jahr gelingt. Auch Real schaffte dies noch nie. Buffon treibt die Sehnsucht ● nach dem Henkelpott an: Im Finale von 2003 waren zwei gehaltene Elfmeter beim 2:3 gegen den AC Milan zu wenig. Vor zwei Jahren unterlag der ewige Juve-Torwart Barcelona 1:3. 39 ist Buffon mittlerwei­le, allzu viele Chancen hat er nicht mehr, um die Champions League wenigstens einmal zu gewinnen. „Ich habe ihn lieb und zwinkere ihm zu, denn er treibt mich voran, mich weiterhin täglich zu motivieren und infrage zu stellen“, sagte Buffon über den Henkelpott. „Hätte ich schon alle möglichen Pokale gewonnen, wäre ich vor Langeweile längst berufsmüde.“

Sami Khedira hat noch eine ● Rechnung offen mit Real: Von 2010

bis 2015 spielte der Ex-Stuttgarte­r bei Real Madrid, gewann 2014 die Champions League. Unumstritt­en war er aber nie in Spanien. „Ich wollte woanders auf allerhöchs­tem Level weiterspie­len, bei einem Verein, in dem meine Art zu spielen mehr anerkannt wird als bei Real. Das habe ich bei Juventus gefunden“, sagte Khedira dem „kicker“. Wohl wahr: Obwohl er die Nachfolge des legendären Andrea Pirlo antreten musste, schlossen ihn die Fans gleich ins Herz. Zidane und weitere Wechselbez­iehungen: ● Reals Coach spielte von 1996 bis 2001 bei Juventus, wuchs in Italien zum besten Mittelfeld­spieler seiner Zeit – und ist bis heute „Juventino. In Turin bin ich zum Mann geworden“, sagte er. Danach wechselte er zu Real. Er und Khedira sind aber nicht die Einzigen mit Beziehunge­n zu beiden Clubs: Alvaro Morata spielte letzte Saison noch in Turin, Juves Gonzalo Higuaín ging von 2007 bis 2013 für Real auf Torejagd. Deutscher Finalschie­dsrichter: ●

Der Münchner Felix Brych ist nach Hellmut Krug (1998), Markus Merk (2003) und Herbert Fandel (2007) der vierte Deutsche, der ein Endspiel der Königsklas­se leitet. Wozu ein frühes Ausscheide­n deutscher Clubs doch gut sein kann. Zum ersten Mal in der Halle: ●

Nach dem Anschlag von Manchester, bei dem vergangene Woche 22 Menschen getötet wurden, wurden die Sicherheit­sbemühunge­n in Cardiff noch einmal intensivie­rt. So wird die Partie etwa das erste Finale in der Geschichte der Champions League sein, das nicht unter freiem Himmel ausgetrage­n wird. Das Stadiondac­h wird sowohl bei den offizielle­n Trainingse­inheiten, als auch während des Spiels geschlosse­n sein. Gareth Bale: Für den Waliser wird ● es ein echtes Heimspiel – das er wohl zunächst von der Bank betrachten wird. Reals Flügelangr­eifer war lange verletzt. Er könnte als erst dritter Spieler den Champions-League-Triumph in seiner Geburtssta­dt feiern. Das glückte zuvor nur Nicolas Anelka (2000/Paris) und Angelo Di Livio (1996/Rom).

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FOTO: IMAGO Ein Drache, das Wappentier von Wales, überwacht am Cardiffer Schloss den Champions-League-Pokal.

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