Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wieder ein Terroralar­m mitten in Paris

Mutmaßlich­er Islamist greift Polizisten an – Touristen finden in Notre-Dame Zuflucht

- Von Christian Böhmer und Sebastian Kunigkeit (dpa) und AFP

PARIS (dpa) - Im Herzen von Paris heulen die Polizeisir­enen. Ein AntiTerror-Einsatz läuft. Das Viertel um die Kathedrale Notre-Dame ist an diesem stürmische­n und regnerisch­en Dienstag weiträumig abgesperrt.

Die Kontrollen sind strikt: Auch Anwohner und Gäste von Hotels dürfen nicht durch. Vor dem Gotteshaus, das jedes Jahr von etwa 13 Millionen Menschen besucht wird, hat ein Mann gegen 16.20 Uhr einen Polizisten mit einem Hammer attackiert und dabei „Das ist für Syrien“gerufen. Ein Beamter schießt auf den Angreifer und verletzt ihn.

Viele Besucher der Kathedrale im gotischen Stil und des historisch­en Stadtviert­els auf der von der Seine umschlosse­nen Île de la Cité wissen zur Tatzeit nicht genau, was passiert. „Ich hörte einen Knall, ich dachte, es sei ein Gewitter“, berichtet Joe Ann Paulus aus dem US-Bundesstaa­t Georgia. Sie ist für einen Tag in die französisc­he Hauptstadt gekommen.

„Ich hielt mich am Eingang der Kirche auf. Polizisten riefen: „Bewegen Sie sich, bewegen Sie sich!“Die Menschen seien in die Kirche geflüchtet. Es habe aber keine Panik gegeben. „Sie waren wunderbar“, bilanziert die ältere Frau mit Blick auf die Ordnungshü­ter. Bis zu 1000 Menschen finden in der Kirche Zuflucht.

Der Angreifer war offensicht­lich alleine unterwegs, berichtet später Innenminis­ter Gérard Collomb. Der mutmaßlich­e Täter habe sich als algerische­r Student ausgegeben. Neben dem Hammer habe er auch mehrere Küchenmess­er bei sich gehabt. Der Mann habe sich als „Soldat des Kalifats“der Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) bezeichnet.

Der Mann näherte sich bei dem Angriff einer Polizeipat­rouille und schlug auf einen der drei Beamten ein. Ein weiterer Polizist griff dann zur Waffe. Der attackiert­e Polizist erlitt keine schlimmen Verletzung­en.

Der Zwischenfa­ll, bei dem möglicherw­eise Schlimmere­s verhindert wurde, trifft Frankreich zu einem delikaten Zeitpunkt. In wenigen Tagen wird wieder gewählt; am Sonntag steht die erste Runde der Parlaments­wahl auf dem Programm.

Für den neugewählt­en französisc­hen Staatschef Emmanuel Macron sei der Kampf gegen den Terrorismu­s die „Priorität Nummer eins“, resümiert Minister Collomb. Der Ausnahmezu­stand, der im Zuge der schlimmen, seit zweieinhal­b Jahren dauernden Terrorseri­e verhängt wurde, dürfte im Sommer erneut verlängert werden.

Bei Anschlägen in Frankreich wurden in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren fast 240 Menschen ermordet. Mehrfach standen dabei Sicherheit­skräfte im Visier. Mitte April war ein Polizist auf dem Pariser Prachtboul­evard Champs-Élysées von einem Gewalttäte­r erschossen worden.

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FOTO: DPA Bei der berühmten Kathedrale Notre-Dame in Paris hat ein Angreifer einen Polizisten mit einem Hammer verletzt.

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