Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Umgehung bringt zusätzliche Gefahren für Kinder
Beim Gammertinger Kindergarten in der Samentalstraße wird häufig zu schnell gefahren
GAMMERTINGEN - Der Smiley auf dem Geschwindigkeitsmessgerät in der Gammertinger Samentalstraße lacht nicht allzu oft, wenn Autos vorbeifahren. Tempo 30 ist hier erlaubt, aber viele Autofahrer halten sich nicht daran. Sie haben es eilig. Weil der Bahnübergang in der Eichertstraße gesperrt ist, müssen sie seit Wochen eine beträchtliche Umgehung in Kauf nehmen, wenn sie von den Wohngebieten Mauren und Ziegelweg in die Ortsmitte und zurück gelangen wollen.
Das bringt Probleme mit sich, denn die Samental- und die Bubenhoferstraße sind relativ eng. Darum gilt hier schon seit längerem Tempo 30. Darüber hinaus liegt der Kindergarten St. Michael an der Samentalstraße. „Passiert ist zum Glück noch nichts“, sagt die Kindergartenleiterin Birgit Benning. Doch Erzieherinnen, Eltern und die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung machen sich Sorgen. Deswegen wurde auch der „Smiley“aufgestellt. Außerdem hat das Landratsamt auf Bitten der Stadtverwaltung auch schon Geschwindigkeitskontrollen vorgenommen.
Das Ergebnis des Messungen ist so, wie befürchtet: Von den 273 Fahrzeugen, die die Messstelle im Zeitraum von vier Stunden passiert haben, haben 24 die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten. Das sind 8,79 Prozent. „Ab einer Überschreitung von fünf Prozent gilt eine Messstelle als auffällig“, erläutert Anja Schäfer, die Leiterin des Fachbereichs Recht und Ordnung im Sigmaringer Landratsamt. Da die Quote an dieser Stelle deutlich überschritten sei, werde das Landratsamt in den kommenden Tagen erneute Messungen vornehmen, betont sie.
Autofahrer brauchen noch Geduld
Das findet der Kindergartenbeauftragte der Stadt, Martin Fiedler, erfreulich, denn auch ihm ist viel daran gelegen, dass während der Umgehung nichts passiert. „Wir haben lange darauf gewartet, dass die Hohenzollerische Landesbahn die Arbeiten am Bahnübergang in Angriff nimmt, jetzt wollen wir auch die Zeit der Umgehung ordentlich hinter uns bekommen“, sagt er. Das erfordert von den Autofahrern noch etwas Geduld. Die HzL will die Arbeiten am Bahnübergang bis zum 16. Juni abgeschlossen haben.
Es ist aber auch nicht so, dass allein die zusätzlichen Autofahrer in diesen Wochen die Verkehrssituation an der Samentalstraße unsicher machen. Manche Eltern würden ebenfalls dazu beitragen, gibt Kindergartenleiterin Benning zu bedenken. Immer wieder würden die Eltern ihr Fahrzeug beim Bringen oder Abholen der Kinder am Straßenrand, möglichst nahe am Eingang zum Kindergarten, abstellen. „Das bringt gerade jetzt während der Umgehung zusätzliche Gefahren für die Kinder“, betont Birgit Benning.
Eltern werden sowohl von den Erzieherinnen als auch vom Elternbeirat regelmäßig darauf hingewiesen, dass sie ihre Fahrzeuge auf den ausgewiesenen Parkplätzen des Kindergartens abstellen sollen. Ein Aushang an der Eingangtür weist auf die derzeitige verschärfte Situation hin. Mit der Neuapostolischen Kirche in der Nachbarschaft wurde vereinbart, dass Eltern ihre Autos auch auf diesem Gelände abstellen können.
Eine Mutter, die laut Birgit Benning alles vorbildlich mache, ist Josefine Brand. Sie bringe ihren Ian morgens zu Fuß in den Kindergarten und parke ihr Fahrzeug immer auf einem Parkplatz, wenn sie das Kind mittags mit dem Auto abhole, betont die Erzieherin erfreut. Birgit Benning weiß auch, manche Kinder würden ihre Eltern auffordern, so zu fahren, dass der Smiley beim Vorbeifahren fröhlich gucke – also Tempo 30.