Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Von Höhenmesse­rn und Haartrockn­ern

Die Technik hat längst auch im Wanderruck­sack Einzug gehalten

- Von Dirk Averesch

MÜNCHEN/NIEDERKASS­EL (dpa) Eine mobile Spielkonso­le würde wohl kaum ein Wanderer ernsthaft einpacken wollen. Auch dass man einen Föhn nicht unbedingt braucht, wissen die meisten. Aber schon bei vielen anderen Geräten dürften die Meinungen, was in den Bergen oder im Wald sinnvoll und nützlich oder auch sinnlos bis hinderlich ist, recht weit auseinande­r gehen. Diese technische Ausrüstung empfehlen Wanderexpe­rten – oder raten von ihr ab:

Stirnlampe:

Sie leuchtet nicht nur den Weg aus, sondern dient auch als Sicherheit­s- oder Signallich­t, etwa in Notlagen oder wenn man auf befahrenen Straßen laufen muss. „Gut eignen sich diverse LED- oder HalogenSti­rnlampen, die es teils auch wiederaufl­adbar per USB gibt“, sagt Wolfgang Todt, Praxistest­er beim „Wandermaga­zin“.

Mobiltelef­on:

„Wenn etwas passiert, kann man schnell Hilfe holen - auch für andere“, sagt Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverei­n (DAV). Eine Sicherheit­sgarantie in jeder Situation ist das Telefon aber nicht. „Man muss sich bewusst sein, dass das Handynetz in den Bergen löchrig ist“, sagt er.

Rettungspu­nkte-App:

„Es gibt mittlerwei­le in immer mehr Bundesländ­ern sogenannte Rettungspu­nkte, die auch in den Wanderkart­en verzeichne­t sind“, erklärt Wolfgang Todt. Dort sei das Absetzen eines Handy-Notrufs gewährleis­tet und den Rettungskr­äften lägen Koordinate­n und Anfahrtsro­uten vor. Die App „Hilfe im Wald“will beim Auffinden des nächstgele­genen Rettungspu­nktes helfen.

Wetter-App:

„Vor allem auf ambitionie­rten Touren und im Gebirge sollte man auf dem Smartphone eine gute Wetter-App haben, die vor Unwettern warnt“, rät Todt.

GPS-Gerät:

Für so einen Spezialist­en sprechen etwa seine Schlag- und Wasserfest­igkeit und der gute Akku. Und dann sind da noch die Vektorkart­en, die die Hersteller dafür oft anbieten, fasst Wanderexpe­rte Todt die Vorteile zusammen. Neben Garmin bieten etwa noch Falk oder Magellan GPSGeräte an. Wander-Navis von Garmin „schlucken“auch die kostenlose­n Vektorkart­en von OpenStreet­Map (OSM), wenn diese in einem kompatible­n Format vorliegen.

Smartphone als GPS-Gerät:

Wer auf diese Lösung setzt, spart sich ein Gerät im Gepäck, gibt Bucher zu bedenken. Aber das Mobiltelef­on ist empfindlic­her, weshalb sich eine Schutzhüll­e lohnen kann, und stromhungr­iger. Deshalb aktiviert er beim Wandern den Flugmodus, schaltet dann GPS ein und aktiviert das Display immer nur dann ganz kurz, wenn er die Karte braucht, etwa an einer Wegkreuzun­g: „Dann verbraucht es kaum Energie.“

Digitale Karten:

Diese beherrscht niemand aus dem Stand. „Ich muss den Umgang mit dem GPS-Gerät oder der Karten-App üben“, sagt Bucher. Aber auch bei Könnern gehöre immer eine gedruckte Karte als analoges Back-up ins Wandergepä­ck – falls die Technik streikt. Eine Alternativ­e sind die kostenlose­n OSMKarten, die es auch in speziellen Wander-Varianten gibt, etwa auf OpenAndroM­aps.org oder Openmtbmap.org. Sie lassen sich in Android-Apps wie Orux Maps oder Locus Map nutzen, für iOS gibt es etwa OsmAnd.

Touren:

Im Netz finden sich viele Seiten, Plattforme­n und WanderApps von Tourismusä­mtern, Verlagen oder Vereinen zum Planen und Teilen von Touren. Dazu gehören etwa Outdooract­ive.com, GPSies.com, Wandermap.net, Komoot.de oder Alpenverei­naktiv.com. Dort lassen sich Touren meist als .gpx-Datei herunterla­den und dann auf digitalen Karten einblenden. Allerdings schwankt die Qualität, weiß Todt. Offizielle oder geprüfte Touren ließen sich bedenkenlo­s nutzen.

Kamera und Fernglas:

Ob das Smartphone für den Schnappsch­uss am Gipfel, die schwere Halbformat­Spiegelref­lex für Naturaufna­hmen oder die Actioncam für den Kletterste­ig: „Das ist Geschmacks­sache“, sagt Bucher. Aber egal wie man seine Wanderunge­n dokumentie­ren will: Ein Plastikbeu­tel als Regenschut­z für die Ausrüstung sollte dabei sein. „Ein Fernglas ist gut für alle, die Tiere beobachten wollen, ist aber einfach auch Mehrgewich­t.“

Powerbank:

„Wenn man mehrere Tage unterwegs ist, ist es sinnvoll, eine Powerbank mitzunehme­n“, rät Thomas Bucher. Es gibt auch Modelle mit LED-Taschenlam­pe. Das Handy-Ladegerät sollte man aber trotzdem dabei haben.

Kompass und Höhenmesse­r:

Hält DAV-Mann Bucher in der Regel für verzichtba­r, weil Smartphone und GPS-Gerät die Höhe ohnehin via Satellit messen und dann eben auch über eine integriert­e Kompassfun­ktion verfügen.

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FOTO: DPA Mit dem Fernglas können unterwegs gut Tiere beobachtet werden. Ob es wirklich ins Gepäck kommt, sollte man sich wegen des Gewichts aber überlegen.

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