Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vielleicht bringt der Trainer Kuchen mit
Bruno Steinfels verbringt seinen 80. Geburtstag heute im Freibad
MENGEN - Drei- bis viermal in der Woche ist Bruno Steinfels am Beckenrand anzutreffen. Da macht er auch am heutigen Montag keine Ausnahme. Die Schwimmer aus der Fördergruppe sollen ihre Trainingseinheiten wie gewohnt bekommen. „Aber vielleicht bringe ich einen Kuchen mit“, sagt Steinfels schmunzelnd. Der Cheftrainer der Schwimmabteilung des TV Mengen wird heute 80 Jahre alt. Und denkt noch nicht ans Aufhören. „Dazu macht es mir viel zu viel Spaß“, sagt er. „Ich kann mich einfach nicht trennen.“
Das verlangt aber auch niemand von ihm. Die Schwimmabteilung weiß, was sie an Steinfels hat. Mehr als vier Jahrzehnte hat er die Abteilung geprägt wie kaum ein anderer. Als Kampfrichter, Trainer und Vater erfolgreicher Schwimmerinnen. „Dabei bin ich in die ganze Sache zufällig hineingerutscht“, sagt er. Zumindest habe er diesen Eindruck gehabt, als Frank Dittmann ihn im Jahr 1973 in einem Brief darum bat, ihn bei der Schwimmaufsicht zu vertreten, weil er krank sei. „Klar, ich war prädestiniert für solche Aufgaben, weil ich bei der Bundeswehr zum Rettungsschwimmer ausgebildet worden war“, sagt er. Dittmann habe ihn dann auch dazu überredet, eine Kampfrichterausbildung zu absolvieren. „Meine Tochter hat bei Frank Dittmann schwimmen gelernt und da war ich eh bei vielen Wettkämpfen mit dabei. Warum also nicht?“
Startschuss für eine steile Karriere
Mit dieser Entscheidung fiel der Startschuss für eine steile Karriere. Steinfels wurde Kampfrichterobmann für den Bezirk Süd-Württemberg und damit verantwortlich für die Ausbildung der Kampfrichter. Es habe geheißen, wer Fahrschülern die Theorie beibringen könne, schaffe das auch bei Kampfrichtern fürs Schwimmen. „Ich erinnere mich noch genau, wie ich einen Lehrgang im Ochsen abhalten wollte und statt der erwarteten zehn bis 15 Leute plötzlich 64 Teilnehmer vor der Tür standen“, sagt er. „Natürlich haben wir das komplett durchgezogen.“In Abwesenheit und fast schon gegen seinen Willen sei er zum Landeskampfrichterobmann und 1983 zum Kampfrichterobmann des gesamten Deutschen Schwimmverbands gewählt worden. „Das habe ich dann 18 Jahre lang gemacht.“
Spannende und vor allem reiseintensive Zeiten seien das gewesen. Gleich 1984 habe er als Starter bei den Olympischen Spielen in Los Angeles dabei sein dürfen, später auch bei denen in Atlanta sowie bei verschiedenen Europameisterschaften und der ersten Weltmeisterschaft nach der deutschen Wiedervereinigung in Australien. Als von der Fédération Internationale de Natation (Fina), dem Dachverband aller nationalen Schwimmsportverbände anerkannter Kampfrichter habe er immer wieder bei diesen großen Wettkämpfen dabei sein können. „Das ging aber auch nur, weil meine Frau hinter mir stand und ich in der Fahrschule Aushilfsfahrlehrer für die Zeit einstellen konnte, die ich selbst unterwegs war“, sagt er. Dabei habe er viele Schwimmer und Kampfrichter kennen gelernt. Freundschaften seien aber vor allem in Luxemburg entstanden, wo zweimal im Jahr FinaVeranstaltungen stattfanden, die er 15 Jahre lang besuchte.
2001 wechselte Bruno Steinfels dann – „das war auch so nicht geplant“ – in den Trainerposten der Fördergruppe, in der die Jugendlichen trainiert werden, die auch schon an ersten Wettkämpfen teilnehmen. „Ich war mit meiner Enkelin Lea im Hallenbad, wir haben den Hubboden raufgefahren und ich habe ihr ein paar Dinge gezeigt“, sagt Steinfels. Dabei sei er von Frank Dittmann beobachtet worden, der ihn kurz darauf fragte, doch mal in der Freitagsgruppe einzuspringen. „So bin ich dann ins Training gerutscht“, sagt er. Dort ist er noch immer und fühlt sich ziemlich wohl. „Es ist immer schön zu sehen, wie manche Jugendliche immer dranbleiben, sich weiterentwickeln und ihre Leistungen steigern“, sagt er. „Aus Mengen werden nie die Top-Spitzenkräfte kommen, aber wir sind bei Wettkämpfen immer vorn mit dabei.“
Wegbegleiter seit vielen Jahren
„Bruno Steinfels kenne ich schon fast mein ganzes Leben.“, sagt Ernst Selg, der Leiter der Schwimmabteilung. „Als kleiner Schwimmer lernte ich ihn kennen und er hat seitdem mein Leben begleitet und positiv geprägt.“Dabei habe er ihn stets zuverlässig, ehrlich und engagiert erlebt. „Als ich von der Schwimmabteilung gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, Abteilungsleiter zu werden, war es unter anderem Bruno mit seiner tollen Truppe, die mich dazu gebracht hat, es zu tun.“Es freue ihn, dass Steinfels mit 80 Jahren immer noch so aktiv und fit ist und für die Schwimmabteilung, neben Frank Dittmann, Josef Reuter, Regina Röhm, Silke und Joachim Krezdorn, Kristin Thiyagarajah, Chris und Simone Dinser, Sina und Sven Pawlicki, Andrea Hennig und Elke Selg die Fäden als Cheftrainer in der Hand hat. „Mit dieser Truppe wünsche ich mir noch viele Jahre“, so Selg. „Bruno Steinfels leistet im Ehrenamt sehr sehr viel, was man nie genug würdigen kann.“
Gefeiert wird mit der Familie übrigens Anfang Juli. „Da wird meine Tochter 50 und dann feiern wir zusammen“, sagt Steinfels.