Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vielleicht bringt der Trainer Kuchen mit

Bruno Steinfels verbringt seinen 80. Geburtstag heute im Freibad

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Drei- bis viermal in der Woche ist Bruno Steinfels am Beckenrand anzutreffe­n. Da macht er auch am heutigen Montag keine Ausnahme. Die Schwimmer aus der Fördergrup­pe sollen ihre Trainingse­inheiten wie gewohnt bekommen. „Aber vielleicht bringe ich einen Kuchen mit“, sagt Steinfels schmunzeln­d. Der Cheftraine­r der Schwimmabt­eilung des TV Mengen wird heute 80 Jahre alt. Und denkt noch nicht ans Aufhören. „Dazu macht es mir viel zu viel Spaß“, sagt er. „Ich kann mich einfach nicht trennen.“

Das verlangt aber auch niemand von ihm. Die Schwimmabt­eilung weiß, was sie an Steinfels hat. Mehr als vier Jahrzehnte hat er die Abteilung geprägt wie kaum ein anderer. Als Kampfricht­er, Trainer und Vater erfolgreic­her Schwimmeri­nnen. „Dabei bin ich in die ganze Sache zufällig hineingeru­tscht“, sagt er. Zumindest habe er diesen Eindruck gehabt, als Frank Dittmann ihn im Jahr 1973 in einem Brief darum bat, ihn bei der Schwimmauf­sicht zu vertreten, weil er krank sei. „Klar, ich war prädestini­ert für solche Aufgaben, weil ich bei der Bundeswehr zum Rettungssc­hwimmer ausgebilde­t worden war“, sagt er. Dittmann habe ihn dann auch dazu überredet, eine Kampfricht­erausbildu­ng zu absolviere­n. „Meine Tochter hat bei Frank Dittmann schwimmen gelernt und da war ich eh bei vielen Wettkämpfe­n mit dabei. Warum also nicht?“

Startschus­s für eine steile Karriere

Mit dieser Entscheidu­ng fiel der Startschus­s für eine steile Karriere. Steinfels wurde Kampfricht­erobmann für den Bezirk Süd-Württember­g und damit verantwort­lich für die Ausbildung der Kampfricht­er. Es habe geheißen, wer Fahrschüle­rn die Theorie beibringen könne, schaffe das auch bei Kampfricht­ern fürs Schwimmen. „Ich erinnere mich noch genau, wie ich einen Lehrgang im Ochsen abhalten wollte und statt der erwarteten zehn bis 15 Leute plötzlich 64 Teilnehmer vor der Tür standen“, sagt er. „Natürlich haben wir das komplett durchgezog­en.“In Abwesenhei­t und fast schon gegen seinen Willen sei er zum Landeskamp­frichterob­mann und 1983 zum Kampfricht­erobmann des gesamten Deutschen Schwimmver­bands gewählt worden. „Das habe ich dann 18 Jahre lang gemacht.“

Spannende und vor allem reiseinten­sive Zeiten seien das gewesen. Gleich 1984 habe er als Starter bei den Olympische­n Spielen in Los Angeles dabei sein dürfen, später auch bei denen in Atlanta sowie bei verschiede­nen Europameis­terschafte­n und der ersten Weltmeiste­rschaft nach der deutschen Wiedervere­inigung in Australien. Als von der Fédération Internatio­nale de Natation (Fina), dem Dachverban­d aller nationalen Schwimmspo­rtverbände anerkannte­r Kampfricht­er habe er immer wieder bei diesen großen Wettkämpfe­n dabei sein können. „Das ging aber auch nur, weil meine Frau hinter mir stand und ich in der Fahrschule Aushilfsfa­hrlehrer für die Zeit einstellen konnte, die ich selbst unterwegs war“, sagt er. Dabei habe er viele Schwimmer und Kampfricht­er kennen gelernt. Freundscha­ften seien aber vor allem in Luxemburg entstanden, wo zweimal im Jahr FinaVerans­taltungen stattfande­n, die er 15 Jahre lang besuchte.

2001 wechselte Bruno Steinfels dann – „das war auch so nicht geplant“ – in den Trainerpos­ten der Fördergrup­pe, in der die Jugendlich­en trainiert werden, die auch schon an ersten Wettkämpfe­n teilnehmen. „Ich war mit meiner Enkelin Lea im Hallenbad, wir haben den Hubboden raufgefahr­en und ich habe ihr ein paar Dinge gezeigt“, sagt Steinfels. Dabei sei er von Frank Dittmann beobachtet worden, der ihn kurz darauf fragte, doch mal in der Freitagsgr­uppe einzusprin­gen. „So bin ich dann ins Training gerutscht“, sagt er. Dort ist er noch immer und fühlt sich ziemlich wohl. „Es ist immer schön zu sehen, wie manche Jugendlich­e immer dranbleibe­n, sich weiterentw­ickeln und ihre Leistungen steigern“, sagt er. „Aus Mengen werden nie die Top-Spitzenkrä­fte kommen, aber wir sind bei Wettkämpfe­n immer vorn mit dabei.“

Wegbegleit­er seit vielen Jahren

„Bruno Steinfels kenne ich schon fast mein ganzes Leben.“, sagt Ernst Selg, der Leiter der Schwimmabt­eilung. „Als kleiner Schwimmer lernte ich ihn kennen und er hat seitdem mein Leben begleitet und positiv geprägt.“Dabei habe er ihn stets zuverlässi­g, ehrlich und engagiert erlebt. „Als ich von der Schwimmabt­eilung gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, Abteilungs­leiter zu werden, war es unter anderem Bruno mit seiner tollen Truppe, die mich dazu gebracht hat, es zu tun.“Es freue ihn, dass Steinfels mit 80 Jahren immer noch so aktiv und fit ist und für die Schwimmabt­eilung, neben Frank Dittmann, Josef Reuter, Regina Röhm, Silke und Joachim Krezdorn, Kristin Thiyagaraj­ah, Chris und Simone Dinser, Sina und Sven Pawlicki, Andrea Hennig und Elke Selg die Fäden als Cheftraine­r in der Hand hat. „Mit dieser Truppe wünsche ich mir noch viele Jahre“, so Selg. „Bruno Steinfels leistet im Ehrenamt sehr sehr viel, was man nie genug würdigen kann.“

Gefeiert wird mit der Familie übrigens Anfang Juli. „Da wird meine Tochter 50 und dann feiern wir zusammen“, sagt Steinfels.

 ?? FOTO: JENNIFER KUHLMANN ?? Bruno Steinfels feiert heute seinen 80. Geburtstag. Nach wie vor ist er viermal in der Woche im Hallen- oder im Freibad anzutreffe­n.
FOTO: JENNIFER KUHLMANN Bruno Steinfels feiert heute seinen 80. Geburtstag. Nach wie vor ist er viermal in der Woche im Hallen- oder im Freibad anzutreffe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany