Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Luisa Boos will sozialdemo­kratische Werte erhalten

Baden-württember­gische SPD-Generalsek­retärin hält Steuersenk­ungen für wenig sinnvoll

- Von Susanne Grimm

SIGMARINGE­N - Eifrig mitgewirkt und diskutiert worden ist am Montagaben­d, als die Generalsek­retärin der Landes-SPD, Luisa Boos, auf Einladung des Kreisverba­ndes in der „Traube“zusammen mit Bundestags­kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou nach Sigmaringe­n gekommen war.

Sie gab Einblick in das Wahlprogra­mm und forderte die Anwesenden auf, sich mit Kritik, Anregungen und eigenen Aktionen einzubring­en. „Was kann die SPD der Dame mit der Raute und dem Herrn im Rollstuhl entgegense­tzen?“wollte ein Besucher in Anspielung auf die Kanzlerin und den Finanzmini­ster wissen. Ein anderer meinte, dass die Ideen und das Programm der SPD durchaus gut seien, „doch es fehlt der Transporte­r“.

„Ihr seid die Paketboten“, konterte die junge Frau schlagfert­ig. Ein Martin Schulz schaffe es nicht allein, es brauche schon die Mitarbeit aller, auch des kleinsten „Transporte­urs“. Die Leute würden einem doch die ,Pakete’ vor die Füße werfen“, meinte einer mit dem Verweis auf die Folgen einiger Fehlentwic­klungen, die sich seiner Meinung nach aus der Agenda 2010 ergeben haben.

Es nützte nichts, sich in Zerknirsch­ung zu wälzen, befand Winfried Köpfer, der die Vorsitzend­e des SPDKreisve­rbandes, Susanne Fuchs, vertrat. Fehler einzugeste­hen und sie kritisch zu analysiere­n sei eine positive Eigenschaf­t der SPD, die anderen Parteien bedauerlic­herweise auf weiten Strecken fehle, aber darin zu verharren sei kontraprod­uktiv.

Luisa Boos und Stella KirgianeEf­remidou waren im Rahmen ihrer Wahlkampft­our gekommen, um unter dem Titel „Wie wir unser Land zum Besseren ändern können“mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Die 32-jährige Generalsek­retärin hatte zuvor in ihrem Referat klare Vorstellun­gen, wie das zu bewerkstel­ligen ist.

„Mehr Gerechtigk­eit für eine bessere Welt“

Eine konsequent­e Friedenspo­litik, ein starkes und einiges Europa, in die Zukunft der nachfolgen­den Generation­en investiert­en und mehr Gerechtigk­eit, seien nur einige der Zutaten für eine bessere Welt. Zu Letzterem gehöre unbedingt, den Leuten klarzumach­en, dass Steuersenk­ungen nicht zu mehr Gerechtigk­eit führen, weil die unteren Einkommens­schichten keine oder nur geringe Steuern zahlten. Von Steuersenk­ungen würden nur jene profitiere­n, die sowieso schon genug hätten. Schonvermö­gen erhöhen, genügend bezahlbare­n Wohnraum mithilfe von Genossensc­haftsbau und Wohnungsge­meinnützig­keit schaffen, eine generelle Kindergrun­dsicherung gegen Kinderarmu­t einführen, ebenso eine lohnunabhä­ngige Lebensleis­tungsrente und die Anerkennun­g eines dritten Erziehungs­jahres für jene Mütter, die vor 1992 Kinder geboren haben. „Hier geht es schlicht und einfach um Würde und Wertschätz­ung jener Frauen, die unter wesentlich schwierige­ren Bedingunge­n als heute Kinder aufgezogen haben“. Dass das viel Geld kostet, sei allen bewusst, aber „wir wollen das machen!“.

Boos formuliert­e auch die Sorgen der jungen Generation in Bezug auf die Zukunft Europas. Bis auf wenige Ausnahmen würden „flächendec­kend die sozialdemo­kratischen Werte zerbröseln“. Dennoch habe der „Nonsens“von Trump, Erdogan und Co. etwas Positives bewirkt: Die Leute sind wieder politische­r geworden.

Sie bemängelte auch das Verschlepp­en der Finanztran­saktionsst­euer. „Es kann nicht sein, dass Steuern nicht da abgeführt werden, wo sie erwirtscha­ftet worden sind“. Sie lastete dies dem Finanzmini­ster an: „Hätte sich Schäuble für die Transaktio­nssteuer eingesetzt, hätten wir sie schon lange!“. Bei einem Kanzler Schulz sei dieses Thema in guten Händen, „er weiß, wie das geht“, zeigte sich die Jungpoliti­kerin aus Emmendinge­n überzeugt.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Luisa Boos, die Generalsek­retärin der baden-württember­gischen SPD, macht in Sigmaringe­n in der Traube Wahlkampf.

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