Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Clemens Rapp: Grundschnelligkeit passt
Schwimmen: 129. deutsche Meisterschaften in Berlin (Do., 15. bis So., 18. Juni)
BAD SAULGAU/HEIDELBERG - Die 129. Auflage der deutschen Meisterschaften im Schwimmen beginnen am morgigen Donnerstag. Unter den Teilnehmern ist auch Clemens Rapp, der in Berlin über 200 und 400 Meter Freistil startet. Ziel ist es, möglichst gute Zeiten zu erzielen, um die Norm für die Weltmeisterschaften in knapp fünf Wochen in Budapest zu knacken. Neben Rapp starten mit Lilli Gerth, Noah Bez und Julian Schneider auch drei Athleten des TSV Bad Saulgau.
„Ich fühle mich gut, bin fleißig am Trainieren“, sagt Clemens Rapp wenige Tage vor dem Beginn der deutschen Titelkämpfe in Berlin. Dort startet der in Eichstegen aufgewachsene Oberschwabe, der inzwischen für die Neckarsulmer Sport-Union ins Wasser geht, über die 200 und die 400 Meter Freistil. Es sind die ersten Titelkämpfe ohne Paul Biedermann, der seine Karriere nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro beendet hat. Sowohl über 400 Meter Freistil zum Auftakt am Donnerstag, als auch über 200 Meter Freistil am Abschlusstag, am Sonntag, ist Rapp mit den schnellen Zeiten gemeldet. Und trotzdem: Die Meisterschaften im nacholympischen Jahr sind eine echte Standortbestimmung auf unsicherem Grund für alle Teilnehmer. „Natürlich kenne ich die Zeiten meiner Konkurrenten, aber trotzdem ist es quasi ein Kaltstart“, gibt Rapp zu. Auch weil der Deutsche Schwimmverband (DSV) die Nominierungsrichtlinien für den Saisonhöhepunkt - das sind in diesem Jahr die Weltmeisterschaften (Budapest, 15. bis 30. Juli) im Vergleich zu den Vorjahren grundlegend verändert hat. Mussten die Schwimmer noch im vergangenen Jahr bei den deutschen Meisterschaften eine Normzeit bringen, die es in einem Überprüfungswettkampf kurz vor dem eigentlichen Saisonhöhepunkt zu bestätigen galt, müssen sie in diesem Jahr nur einmal eine Norm schwimmen, bei den deutschen Titelkämpfen in Berlin. Doch die Messlatte liegt außergewöhnlich hoch.
Schnelle Zeiten in Schweden
Den 28 Jahre alten Rapp kümmert das nur am Rande. „Ich bin gut durch den Winter gekommen, war nur einmal erkältet. Ansonsten bin ich mit meinem Leistungsstand zufrieden“, erklärt Rapp. „In Stockholm habe ich bei einem Meeting für den frühen Zeitpunkt im Jahr sehr gute Zeiten erzielt“, sagt Rapp. Im April schwamm er auf Nebenstrecken persönliche Bestzeiten, über 100 Meter Freistil 50,77 Sekunden, über 800 Meter Freistil 8:00,66 Minuten. Rapp führt seine neue Energie auch auf die Auszeit zurück, die er sich nach den Spielen von Rio gönnte. „Die zwei, drei Monate Pause haben mir gut getan. Erholung vor allem auch für den Kopf“, sagt Rapp, der zugibt, dass die vergangenen Jahre sehr anstrengend gewesen sind. Aufgrund der langen Pause komme ihm auch der späte Zeitpunkt der DM entgegen.
Zweimal im Höhentrainingslager
Um sich vorzubereiten, war Clemens Rapp zweimal für je drei Wochen im Höhentrainingslager in der Sierra Nevada: Ende Februar/Anfang März und Ende April/Anfang Mai. Mal wieder. „23-mal war ich nun in der Sierra“, sagt Rapp mit einem Lachen. Ob die „25“voll werden? „Ich glaube schon. Ich denke noch lange nicht ans Aufhören, solange mir das Schwimmen noch so viel Spaß macht und ich vorne dabei bin.“Etwas hat er im Vergleich zu den vergangenen Jahren aber doch verändert. „Ich habe im Training mit Michael Spikermann die Umfänge etwas zurückgeschraubt, etwa um einen Kilometer pro Einheit. Dafür etwas an Intensität zugelegt“, sagt Rapp. Wohl auch, um die Grundschnelligkeit zu erhöhen. Gefruchtet hat das in den ersten Wettkämpfen bereits. „Der Grundspeed passt. Ich bin ziemlich schnell derzeit.“
Rapp wird es brauchen können, sind doch die bei der Meisterschaft geforderten Normzeiten so anspruchsvoll wie nie. Im Vergleich zur Qualifikation zu den Olympischen Spielen in Rio liegt die Zeit über 400 Meter Freistil um zwei Sekunden niedriger, bei 3:45,43 Minuten, über 200 Meter Freistil um knapp eine Sekunde, bei 1:46,23 Minuten. Zum Vergleich: Rapp ist für Berlin über 400 Meter Freistil mit 3:48,21 Minuten gemeldet - mit der schnellsten Meldezeit aller Teilnehmer, über 200 Meter Freistil mit 1:47,70 Minuten. Seine Bestzeiten liegen noch etwas niedriger (3:47,19, WM Kasan 2015 und 1:47,13, DM Berlin 2013).„Ich müsste, um die Norm zu knacken, zweimal Bestzeit schwimmen, deutlich.“Und auch die Staffelbesetzung scheint nach den Rücktritten von Paul Biedermann und Florian Vogel unklarer denn je. „Das ist schwer zu sagen, ob die Staffel überhaupt eine Chance hat in Budapest. Ohne Paul Biedermann fehlt uns halt ein richtig schneller Mann“, sagt Rapp.
Neben Clemens Rapp sind auch drei Bad Saulgauer Schwimmer in Berlin dabei, die unlängst dort ihren Saisonhöhepunkt, die deutschen Jahrgangsmeisterschaften, absolviert haben: Lilli Gerth, Noah Bez und Julian Schneider. Die Albstadterin Lilli Gerth startet über 200 Meter Schmetterling, der in Heidelberg lebende Ertinger Noah Bez über 50 und 100 Meter Schmetterling und Freistil, der Riedlinger Julian Schneider über 100 und 200 Meter Brust.