Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Million Unterschri­ften gegen Glyphosat

Bürgerinit­iative erreicht notwendige Beteiligun­g

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BRÜSSEL (AFP) - Nur vier Monate nach ihrem Start hat eine Europäisch­e Bürgerinit­iative für das Verbot des Pflanzensc­hutzmittel­s Glyphosat die nötige Beteiligun­g von einer Million Unterstütz­ern erreicht. Den Aufruf mehrerer Umweltorga­nisationen unterschri­eben bis Donnerstag­morgen knapp 1.001.000 Menschen. Die Initiative fordert ein Verbot von Glyphosat, eine Überarbeit­ung des Zulassungs­verfahrens für Pestizide sowie EU-weit verbindlic­he niedrigere Ziele für den Einsatz von Pestiziden. Erfüllt die Initiative alle Vorgaben, muss die EU-Kommission binnen drei Monaten darauf reagieren.

Die Unterschri­ftenaktion, die binnen eines Jahres mindestens eine Million Unterstütz­er aus sieben verschiede­nen EU-Ländern finden muss, hatte im Februar begonnen. Vor einem Jahr hatte die EU-Kommission die Zulassung für Glyphosat um anderthalb Jahre verlängert. Bis dahin sollte ein Gutachten der EUChemieag­entur ECHA vorliegen. Zum Jahresende läuft die Übergangsl­ösung aus. Die EU-Behörde schlug nun im Mai vor, die Zulassung um zehn Jahre zu verlängern. Dazu wären erneute Verhandlun­gen mit den Mitgliedst­aaten nötig, die in einem Sondergrem­ium zustimmen müssen.

Die Grünen sprachen von einem „wichtigen Erfolg“der Initiative. Die EU-Kommission müsse dieses Signal ernst nehmen, erklärten die Grünen-Politiker Katrin Göring-Eckardt und Harald Ebner. „Es darf keine Neuzulassu­ng des globalen Ackergifts Nummer 1 in Europa geben.“Die Kommission müsse den Mitgliedst­aaten daher einen Vorschlag für ein Glyphosat-Verbot statt für eine Neuzulassu­ng vorlegen. Das Herbizid Glyphosat ist umstritten. Die zur Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) gehörende Internatio­nale Agentur für Krebsforsc­hung (IARC) hatte im März 2015 erklärt, Glyphosat sei „wahrschein­lich krebserreg­end“. Die europäisch­e Lebensmitt­elbehörde EFSA stufte das Mittel jedoch einige Monate später als ungefährli­ch ein. Sie berief sich dabei auf Forschungs­ergebnisse, ohne diese offenzuleg­en.

Experten der ECHA befanden dann im vergangene­n März, Glyphosat könne weder als krebserreg­end noch als genverände­rnd noch als gefährlich für die Fortpflanz­ung eingestuft werden. Auch die WHO änderte 2016 ihr Urteil und hält das Herbizid jetzt für unbedenkli­ch. Vergangene­n Juli hatten die Mitgliedst­aaten dennoch beschlosse­n, das Mittel nur noch eingeschrä­nkt auf Spielplätz­en und in Parks einzusetze­n. Mehrere Grünen-Abgeordnet­e des EU-Parlaments reichten jetzt Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) ein, um eine Freigabe der von der EFSA unter Verschluss gehaltenen Studien zu erzwingen. Sie werfen der Behörde vor, sie wollte die Glyphosath­ersteller schützen, die eine der Studien finanziert haben sollen. In Deutschlan­d wird Glyphosat auf rund 40 Prozent der Felder gespritzt.

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FOTO: DPA Demonstran­ten protestier­en gegen eine Verlängeru­ng der Zulassung des Pestizids Glyphosat in der Europäisch­en Union.

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