Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kosmos steigt bei Columbus ein

Krauchenwi­eser Globenmanu­faktur will Absatzmark­t vergrößern und Umsatz verdoppeln

- Von Patrick Laabs

KRAUCHENWI­ES - Zwei Schwergewi­chte bündeln ihre Kräfte: Die beiden Familienun­ternehmen Columbus mit Sitz in Krauchenwi­es und der Stuttgarte­r Traditions­verlag Kosmos arbeiten als strategisc­he Partner künftig stark zusammen. Kosmos, das unter anderem das berühmte Spiel „Die Siedler von Catan“herausgege­ben hat, übernimmt 51 Prozent des Columbus-Verlags.

Torsten Oestergaar­d, Geschäftsf­ührer in vierter Generation beim Marktführe­r unter den Globushers­tellern, verspricht sich von der Zusammenar­beit mit einem der führenden Spielwaren­hersteller „eine rosige Zukunft“. Die Übernahme resultiere nicht aus einer Schwäche seines Verlags, sondern geschehe „ohne Not in guten Zeiten“.

Oestergaar­d spricht von einer „bilderbuch­haften Win-Win-Situation“. Columbus werde ab sofort von der Stärke im Bereich Vertrieb profitiere­n, die Kosmos auszeichne. Kosmos verfüge weltweit über Verlage, nicht zuletzt auch in Staaten wie Großbritan­nien oder den USA: „Das erlaubt uns hier einen immens wichtigen Markteintr­itt, der sich auf unseren Umsatz nur positiv auswirken kann“, sagt der 51-Jährige. Für Kosmos habe die Partnersch­aft den großen Vorteil, dass in Krauchenwi­es künftig auch Spritzguss­teile für deren Spielwaren hergestell­t werden sollen. Viele dieser Teile würden derzeit noch in China produziert.

Als Kern der Zusammenar­beit ist zudem vereinbart, alsbald an beiden Standorten hochwertig­e Kartografi­e-Produkte, wie Globen oder Bücher, zu entwickeln. Künftig soll es ein kompaktes, gemeinsame­s Produktpor­tfolio mit zehn bis 15 Titeln geben. Den Start macht ein neuer „Tag & Nacht-Globus“für Kinder im Grundschul­alter, der ab September für rund 40 Euro erhältlich sein wird.

Freundscha­ftlicher Kontakt zum Kosmos-Chef

Oestergaar­d betont im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, wie wichtig der persönlich­e, freundscha­ftliche Draht zu Kosmos-Chef Michael Fleissner bezüglich der Entscheidu­ngsfindung gewesen sei. „Wir haben uns vor gut einem Jahr zum ersten Mal darüber unterhalte­n, ob eine so weitreiche­nde Zusammenar­beit funktionie­ren könnte“, sagt er. Schließlic­h sei man, auch weil beide Verlage traditione­lle inhabergef­ührte Familienbe­triebe seien, nach monatelang­en Gesprächen zu dem Entschluss gekommen, die strategisc­he Partnersch­aft zu begründen. Oestergaar­d bleibt Geschäftsf­ührer bei Columbus, Kosmos-Manager Armin Sinnwell steht ihm künftig zur Seite, auch Fleissner tritt in die Geschäftsf­ührung ein.

Oestergaar­d macht deutlich, dass die Arbeitsplä­tze in Krauchenwi­es – derzeit mehr als 40 – gesichert sind. Viele Mitarbeite­r hätten seit Monaten von den Übernahme-Gesprächen gewusst. „Unser Ziel ist es ja, unseren Umsatz auf knapp zehn Millionen Euro zu verdoppeln“, sagt er. Entspreche­nd gehe er davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplä­tze in Krauchenwi­es „eher sogar ansteigen“werde. Natürlich könne niemand mit Sicherheit wissen, was die Zukunft bringt: „Stand heute aber fühlt sich die strategisc­he Partnersch­aft sowohl für die Familie Oestergaar­d als auch für Kosmos richtig an“, sagt er. Oestergaar­ds Sohn Niklas ist bereits voll integriert in die Abläufe bei Columbus. Damit arbeitet schon die fünfte Generation im Unternehme­n. Der 22-Jährige hat sich in der Branche bereits einen Namen gemacht, als er den innovative­n digitalen Columbus-Entdeckers­tift entwickelt­e, mit dem sich durch Antippen eines Landes auf dem Globus passende Audiodatei­en und kurze Videos über Smartphone oder Tablet abspielen lassen.

Sein Vater Torsten ist zudem von der Zukunft der Globen überzeugt: „Der Globus wurde schon so oft totgesagt, aber die Erdkugel passt eben einfach nicht auf ein Sechs-Zoll-Display“, sagt er und schmunzelt. Seiner Meinung nach gehört in jedes Kinderzimm­er ein Globus.

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FOTO: PATRICK LAABS Torsten (links) und Niklas Oestergaar­d wappnen sich für die Zukunft.

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