Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Suche nach Pflegekräf­ten bleibt eine Herausford­erung

Die Bundestags­abgeordnet­en Thomas Bareiß und Georg Nüßlein nehmen am Pflegegipf­el in Ostrach teil

- Von Barbara Baur

OSTRACH - Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß hat Georg Nüßlein (CSU) zum dritten Pflegegipf­el am Mittwoch in die Begegnungs­stätte des Pflegeheim­s St. Elisabeth nach Ostrach eingeladen. Nüßlein ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag und zuständig für Gesundheit und Pflege. Er berichtete von den Veränderun­gen, die die Große Koalition in den vergangene­n Jahren in diesem Bereich auf den Weg gebracht hat. Im Anschluss stand er den rund 30 Interessie­rten für Fragen zur Verfügung.

Georg Nüßlein betonte zu Beginn seines Vortrags, dass er Pflege als ein Thema verstehe, das alle Menschen angehe. „Es ist kein Thema nur für die Alten“, sagte er. Denn auch junge Menschen könnten zum Pflegefall werden. „In dieser Legislatur­periode musste sich der Bundestag erstmals nicht über Kostendämp­fungen im Bereich Pflege unterhalte­n“, berichtete Georg Nüßlein. „Deshalb konnten wir schauen, was wir qualitativ für die Patienten tun können.“Es seien drei Pflegestär­kungsgeset­ze verabschie­det worden – nachdem die Pflegevers­icherung nach der Einführung durch Norbert Blüm vor 20 Jahren nie wieder verändert worden sei. „Es gibt inzwischen fünf Pflegegrad­e statt früher drei Pflegestuf­en“, sagte er. Auch werde daran gearbeitet, den bürokratis­chen Aufwand abzubauen.

Veränderun­gen in der Ausbildung

Die Bezahlung der Pflegekräf­te werde nicht durch die Politik bestimmt, sondern durch die Tarifbetei­ligten. Der Trend gehe aber nach oben. Es dürfe nicht unwirtscha­ftlich sein, wenn nach Tarif bezahlt werde. „Regional gibt es bei der Bezahlung sehr große Unterschie­de“, sagte er. „Häuser müssen selbst entscheide­n können, wie Personal eingesetzt wird.“Es sei schwierig, überhaupt Personal zu bekommen.

Veränderun­gen soll es außerdem in der Ausbildung der Pflegekräf­te geben. Künftig sollen Kranken- und Altenpfleg­er mit der gleichen Ausbildung beginnen. Nach zwei gemeinsame­n Jahren müssten sich die Auszubilde­nden entscheide­n, worauf sie sich im dritten Jahr spezialisi­eren. Entscheide­nd bei der Neugestalt­ung seien die Qualität und die fachliche Spezialisi­erung gewesen. Außerdem sollen auch Hauptschül­er die Chance auf einen Ausbildung­splatz haben. Die wichtigste Frage sei aber, wo man heute noch Leute herbekomme, die diese Arbeit machen. Die Veränderun­gen sollen noch in dieser Legislatur­periode, sprich in den nächsten zwei Wochen, auf den Weg gebracht werden.

Zuschüsse für Seniorenwo­hnungen

Armin Christ, Bürgermeis­ter von Veringenst­adt, berichtete, dass dort lange eine Möglichkei­t gesucht wurde, eine Pflegewohn­gemeinscha­ft einzuricht­en. „Wir haben keinen Investor gefunden, der bauen wollte“, sagte Christ. „Die Rendite war zu gering.“Damals sei auch geprüft worden, ob solch ein Projekt finanziell gefördert werden könnte. Allerdings sei ein Zuschuss über das Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR) so niedrig ausgefalle­n, dass man aufgegeben habe. Im Gegensatz dazu werde für Kindertage­sstätten und Schulen viel Geld ausgegeben. Armin Christ wollte wissen, ob es eine Möglichkei­t gibt, zu bezuschuss­en, dass Menschen möglichst lange in ihrem Ort wohnen bleiben können. Georg Nüßlein antwortete, dass es am 1. Januar 2017 eine entspreche­nde Gesetzesän­derung gegeben habe.

Unter den Zuhörern war auch ein Lehrer für Pflegeberu­fe. „Der Akademisie­rung stehe ich widerwilli­g gegenüber“, sagte er. „Die jungen Leute kommen direkt von der Uni und haben von der Praxis null Ahnung“, sagte er. Besser sei es, „alten Hasen“zu ermögliche­n, sich weiter zu qualifizie­ren. Das Gehalt müsse zwar steigen, doch vor allem müssten sich die Arbeitsbed­ingungen verbessern.

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FOTO: BARBARA BAUR Auf Einladung von Thomas Bareiß (links) kommt Georg Nüßlein zum Pflegegipf­el nach Ostrach.

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