Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Siedlung Alleshausen unter der Lupe
Mit einem Blick durch das Mikroskop kann der Besucher Spannendes erfahren
BAD BUCHAU (sz) - Am Sonntag erfahren die Besucher des Federseemuseums unter anderem, wie man aus einem Erdklumpen den Speiseplan der Menschen von vor über 5000 Jahren ablesen kann und wie Pfahlbauern die Botanik für ihr tägliches Leben am Federsee nutzten. An diesem Tag steht im Museum von 10 bis 18 Uhr die Erforschung der Siedlung Alleshausen-Grundwiesen im Fokus, die buchstäblich unter die Lupe genommen wird. Sie gehört zu den Siedlungen am Federsee, die seit 2011 zum Unesco Weltkulturerbe zählt. Die prähistorische Siedlung Alleshausen-Grundwiesen steht exemplarisch für den Anbau von Lein, auf den offenbar eine ganze Dorfgemeinschaft spezialisiert war. Im archäologischen Freigelände des Federseemuseums zeigt ein authentisch rekonstruierter Dorfausschnitt die grazile Bauweise aus Erlen, Pappelund Birkenholz, die um 2900 bis 2500 vor Chr. mit geschickter Zimmermannstechnik entstand. Genau dort lenkt Archäobotaniker Christoph Herbig den Blick auf Details, die einem ungeschulten Auge auf den ersten Blick verborgen bleiben. Er gibt im Freigelände einen Überblick von der Probenentnahme und ihrer Aufbereitung über wissenschaftliche Untersuchungsmethoden bis hin zum Forschungsergebnis. Mit einem Blick durch sein Mikroskop und anschaulichen Beispielen kann der Besucher Spannendes über archäobotanische Forschungsmethoden erfahren, mit denen eine Rekonstruktion steinzeitlicher Natur und Umwelt möglich wird. Damit gelingt es gleichermaßen, sich das steinzeitliche Leben am Federsee aus heutiger Sicht detailliert und lebhaft vorzustellen. Mit seinem Programm „Archäologie live!“realisiert das Federseemuseum Kulturvermittlung auf verschiedenen Ebenen und präsentiert lebendige Geschichte. Es erforscht, bewahrt und vermittelt ein wichtiges Kulturgut, das quasi vor der Haustür Bad Buchaus liegt. Damit wird ein kulturelles Erbe einem breiten Publikum näher gebracht.
Wegen Umbauarbeiten für die neue Dauerausstellung ist vorerst nur das archäologische Freigelände zugänglich, wo auch das oben genannte Programm stattfindet. Der Museumseintritt ist reduziert. Wie jeden Sonntag- und Feiertag gibt es ab 13.30 Einbaum fahren auf dem Museumsteich, Brot backen am offenen Feuer und Speer schleudern wie Jäger der Eiszeit. Um 15 Uhr können sich alle Besucher einer freien Führung durch das Freigelände anschließen.