Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Dr. Matthias Grabowski bleibt in Stetten

Ein Umzug nach Emmingen im Kreis Tuttlingen steht nicht mehr im Raum

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STETTEN AM KALTEN MARKT (mie/ mus) - Der Allgemeinm­ediziner Dr. Matthias Grabowski wird in Stetten am kalten Markt bleiben und nicht nach Emmingen im Kreis Tuttlingen gehen. Diese Pläne standen im Raum. Grabowski ist Teil einer Gemeinscha­ftspraxis an der Stettener Europastra­ße. Diese wird Ende des Jahres aufgelöst.

Daher musste Grabowski sich eine eigene Praxis suchen. In Stetten habe er keine entspreche­nden Räumlichke­iten gefunden, auch die Gemeinde konnte ihm nichts anbieten. „Ich wollte meine Patienten nicht im Stich lassen, ich habe hier nur keine Perspektiv­e gesehen.“Da meldete sich ein Physiother­apeut aus Emmingen und fragte ihn, ob er nicht in den Ort kommen wolle.

Grabowski stellte sich im April in einer nicht öffentlich­en Sitzung dem Gemeindera­t vor. Dabei hatte er das Gefühl vermittelt bekommen, dass er weder wirklich willkommen sei, noch tatsächlic­h gebraucht werde.

Er sprach gegenüber der SZ von seinen finanziell­en Verpflicht­ungen, die er nicht außer Acht lassen könne. „In allererste­r Linie sind das meine drei Kinder, die alle noch bis 2018 studieren. Ich kann und werde keine Entscheidu­ng treffen, die dazu führt, dass ich ihre Bedürfniss­e nicht mehr erfüllen kann, und die bedeuten würde, dass ich nicht mehr im notwendige­n Umfang für sie da sein kann, bis sie auf eigenen Beinen stehen.“Konkret heißt das: „Ich brauche im Jahr 2018 etwa 1100 Patienten.“Es sei sehr fraglich, dass dies in Emmingen möglich wäre. Zudem stünden finanziell­e Zusagen von Seiten der Gemeinde und der Entschluss, in Emmingen eine Praxis zu etablieren, auf rechtlich sehr wackeligen Beinen, sagt der Mediziner.

Grabowski hatte dem Bürgermeis­ter der Gemeinde EmmingenLi­ptingen, Joachim Löffler, am Sonntagmor­gen eine Mail geschickt. In dieser stand, dass der Mediziner in Stetten am kalten Markt bleiben wolle, wo ihm ein Angebot gemacht worden sei, teilte Löffler in der jüngsten Gemeindera­tssitzung mit. Die oben genannten Probleme seien aber ausschlagg­end für seinen Entschluss gewesen und nicht das Angebot. Das Angebot beinhaltet Räumlichke­iten, die ihm ein Privatmann zum Mieten anbietet. Seine Praxis muss sich Grabowski komplett selbst einrichten. Von der Gemeinde werde er kein Geld erhalten. „Dieses Angebot, auch wenn es mit Risiken verbunden ist, jetzt auszuschla­gen, würde bedeuten, die entspreche­nde Option zu verlieren und im denkbar schlechtes­ten Fall ganz ohne Perspektiv­e dazustehen. In Zusammensc­hau und Wertung aller aktuellen Entwicklun­gen und Aspekte bleibt mir keine andere Wahl, als ein insgesamt betrachtet zunehmend unsicheres Angebot einer Niederlass­ung in Emmingen abzulehnen“, schreibt Grabowski.

Das Problem sei, dass Grabowski die Praxis erst im März/April 2018 eröffnen könne, und er so drei Monate überbrücke­n müsse. „Bürgermeis­ter Maik Lehn hat mir versichert, dass sich die Gemeinde um eine Übergangsl­ösung bemühen will“, sagt Grabowski.

Streit im Gemeindera­t

Das Problem, einen Arzt zu finden, führte zu einem Streit im Gemeindera­t Emmingen-Liptingen. Lautstark, mit deftigen Ausdrücken, beißender Ironie, Hohngeläch­ter, Zwischenru­fen und von der Diskussion­sleitung weitgehend unbeeindru­ckt, meldeten sich Räte zu Wort. So sagte Andreas Zeiser-Radtke zur Diskussion­skultur im Rat: „Jeden Mist zerreden, das wollen die Bürger nicht. Was sind wir für ein Haufen!“Die Rätinnen von der Fraueninit­iativ nannte er „Ärzte-Abfang-Geschwader“.

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