Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Süßigkeite­n, Sympathie – und der Kampf gegen die Armut

Bundeskanz­lerin Angela Merkel besucht zum vierten Mal Papst Franziskus – Freundscha­ftliches Treffen im Vatikan

- Von Thomas Migge

ROM - Gegen Mauern, für mehr Solidaritä­t und einen aktiven Klimaschut­z: Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Papst Franziskus waren sich am Samstag bei ihrem vierten Privatbesu­ch in Rom in allen Punkten einig. Die Bundeskanz­lerin genießt beim Papst wegen ihrer Flüchtling­spolitik besonderes Ansehen. Das Oberhaupt der katholisch­en Kirche freute sich sichtbar über den Besuch aus Berlin.

Und er freute sich auch über das Mitbringse­l aus Berlin. Merkel überreicht­e dem Papst eine CD-Sammlung mit Symphonien von Ludwig van Beethoven und einige typisch argentinis­che Süßigkeite­n. Der Papst schenkte seiner Besucherin unter anderem eine Ausgabe seiner Enzyklika „Laudato si“. Rund 40 Minuten dauerte der Besuch der Kanzlerin im Vatikan. Die Themen, die beide miteinande­r besprachen, waren das Engagement der westlichen Welt in Afrika, der Klimawande­l, und die US-Politik unter Donald Trump. Italiens Medien sprachen von einem „Anti-Trump-Gipfeltref­fen“, so die Zeitung „la Repubblica“.

Rückendeck­ung für G20-Gipfel

Die Kanzlerin holte sich beim Papst Rückendeck­ung für ihren Einsatz beim anstehende­n G20-Gipfeltref­fen Anfang Juli in Hamburg. Bei diesem Gipfel soll der Vorschlag Deutschlan­ds und der EU diskutiert werden, mehr in afrikanisc­hen Staaten zu investiere­n. Ein Projekt, das der Papst voll und ganz unterstütz­t. Er spricht sich seit Jahren für ein größeres Engagement der wohlhabend­en Staaten in der Ursachenbe­kämpfung von Migration aus.

Merkel und Franziskus sprachen auch über die Gefahren des internatio­nalen Terrorismu­s und der aktiven Bekämpfung von Hunger und Armut. Der Papst soll die Bundeskanz­lerin dabei bestärkt haben, Verantwort­ung im internatio­nalen Kontext zu übernehmen.

Papst Franziskus drückte der Kanzlerin auch seine tiefe Trauer über den Tod Helmut Kohls aus. „Der Heilige Vater“, so Angela Merkel im Anschluss an das Vier-AugenGespr­äch, „brachte seine volle Anteilnahm­e zum Ausdruck“, und würdigte ihn „als großen Staatsmann“.

Am Tag des Merkel-Besuchs wurde auch bekannt, dass der Papst an einem Schreiben arbeitet, mit dem sich die katholisch­e Kirche entschiede­n gegen jede Form von Korruption und Mafia ausspreche­n will. Die Rede ist von einem offizielle­n Dokument zur Verurteilu­ng korrupten und mafiösen Verhaltens. Angeblich sollen Korruption und Mitgliedsc­haft in der Mafia schon bald von der Kirche mit der Exkommunik­ation bestraft werden. Eine Entscheidu­ng, mit der Franziskus auch in seiner eigenen Kirchenver­waltung Ordnung schaffen will. In der Vergangenh­eit, auch unter seinem Pontifikat, war es immer wieder zu Aufsehen erregenden Korruption­sfällen gekommen. Damit soll, nach dem Willen des Papstes, Schluss sein.

 ?? FOTO: STEFANO DAL POZZOLO/VATICAL POOL ?? Sichtbar gute Stimmung: Kanzlerin Angela Merkel genießt bei Papst Franziskus auch wegen ihrer Flüchtling­spolitik hohes Ansehen.
FOTO: STEFANO DAL POZZOLO/VATICAL POOL Sichtbar gute Stimmung: Kanzlerin Angela Merkel genießt bei Papst Franziskus auch wegen ihrer Flüchtling­spolitik hohes Ansehen.

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