Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Süßigkeiten, Sympathie – und der Kampf gegen die Armut
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht zum vierten Mal Papst Franziskus – Freundschaftliches Treffen im Vatikan
ROM - Gegen Mauern, für mehr Solidarität und einen aktiven Klimaschutz: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Papst Franziskus waren sich am Samstag bei ihrem vierten Privatbesuch in Rom in allen Punkten einig. Die Bundeskanzlerin genießt beim Papst wegen ihrer Flüchtlingspolitik besonderes Ansehen. Das Oberhaupt der katholischen Kirche freute sich sichtbar über den Besuch aus Berlin.
Und er freute sich auch über das Mitbringsel aus Berlin. Merkel überreichte dem Papst eine CD-Sammlung mit Symphonien von Ludwig van Beethoven und einige typisch argentinische Süßigkeiten. Der Papst schenkte seiner Besucherin unter anderem eine Ausgabe seiner Enzyklika „Laudato si“. Rund 40 Minuten dauerte der Besuch der Kanzlerin im Vatikan. Die Themen, die beide miteinander besprachen, waren das Engagement der westlichen Welt in Afrika, der Klimawandel, und die US-Politik unter Donald Trump. Italiens Medien sprachen von einem „Anti-Trump-Gipfeltreffen“, so die Zeitung „la Repubblica“.
Rückendeckung für G20-Gipfel
Die Kanzlerin holte sich beim Papst Rückendeckung für ihren Einsatz beim anstehenden G20-Gipfeltreffen Anfang Juli in Hamburg. Bei diesem Gipfel soll der Vorschlag Deutschlands und der EU diskutiert werden, mehr in afrikanischen Staaten zu investieren. Ein Projekt, das der Papst voll und ganz unterstützt. Er spricht sich seit Jahren für ein größeres Engagement der wohlhabenden Staaten in der Ursachenbekämpfung von Migration aus.
Merkel und Franziskus sprachen auch über die Gefahren des internationalen Terrorismus und der aktiven Bekämpfung von Hunger und Armut. Der Papst soll die Bundeskanzlerin dabei bestärkt haben, Verantwortung im internationalen Kontext zu übernehmen.
Papst Franziskus drückte der Kanzlerin auch seine tiefe Trauer über den Tod Helmut Kohls aus. „Der Heilige Vater“, so Angela Merkel im Anschluss an das Vier-AugenGespräch, „brachte seine volle Anteilnahme zum Ausdruck“, und würdigte ihn „als großen Staatsmann“.
Am Tag des Merkel-Besuchs wurde auch bekannt, dass der Papst an einem Schreiben arbeitet, mit dem sich die katholische Kirche entschieden gegen jede Form von Korruption und Mafia aussprechen will. Die Rede ist von einem offiziellen Dokument zur Verurteilung korrupten und mafiösen Verhaltens. Angeblich sollen Korruption und Mitgliedschaft in der Mafia schon bald von der Kirche mit der Exkommunikation bestraft werden. Eine Entscheidung, mit der Franziskus auch in seiner eigenen Kirchenverwaltung Ordnung schaffen will. In der Vergangenheit, auch unter seinem Pontifikat, war es immer wieder zu Aufsehen erregenden Korruptionsfällen gekommen. Damit soll, nach dem Willen des Papstes, Schluss sein.