Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bläser bringen Publikum zum Kochen

Musikprob-Festival feiert erfolgreic­he Neuauflage – Veranstalt­er sieht Luft nach oben

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Nach der eher durchwachs­en besuchten Premiere im vergangene­n Jahr hat das Blasund Brassmusik­festival „Musikprob“am Wochenende eine erfolgreic­he Neuauflage gefeiert. „Jetzt hatten wir schon am Freitagabe­nd so viele Besucher wie im vergangene­n Jahr an allen drei Tagen zusammen“, sagt Veranstalt­er Ewald Restle. Bei perfektem Festivalwe­tter seien am Freitagund Samstagabe­nd jeweils deutlich mehr als 1000 Besucher in den Seepark Linzgau geströmt. Nächstes Jahr sollen es noch mehr werden. „Wenn uns die Kassenlage nicht total überrascht, wird es das Festival wieder geben“, sagt Restle. Ein Termin werde möglicherw­eise schon in der kommenden Woche festgelegt.

Begonnen hatte das Hauptprogr­amm am Freitagabe­nd mit dem Auftritt der fünf Musikerinn­en von Venus Brass. Nicht auf der Bühne, sondern direkt unter die Zuhörer gemischt spielten sie Saxofon, Posaune, Tuba sowie Snare- und Bassdrum. Song-Klassiker und Eigenkompo­sitionen würzten sie mit witzigen Choreograf­ien und Situations­komik. Anschließe­nd gab es von den Innsbrucke­r Böhmischen eher klassische Blasmusik zu hören. Der „Astronaute­n-Marsch“, „Dem Land Tirol die Treue“und eine Jodel-Einlage sorgten vor der großen Bühne für ausgelasse­ne Stimmung.

Band spielt Funk und Soul

Eine komplett andere Richtung schlugen die Band „Soul Kitchen“und die Bläser der Wolnzacher Marktkapel­le ein. Statt Blasmusik standen Funk und Soul im Vordergrun­d, zu hören gab es Hits wie „Happy“, „Valerie“und „Simply The Best“. Mit „Spinning Wheel“von Blood, Sweat and Tears brachten die Musiker einen Song auf die Bühne, der als einer der ersten Rocksongs mit Bläsern gilt – aufgenomme­n 1968.

Fast zwei Stunden lang stand Soul Kitchen auf der Bühne, dann rückte die zehnköpfig­e Top Shelf Brass Band aus Kalifornie­n die Bläser mit Posaunen, Saxofonen, Trompeten und Tuba wieder mehr in den Vordergrun­d. Ausgefalle­nen Sound boten anschließe­nd die Sänger von „Losamol“und die Musiker von „Blosamol“, die Bläser-Grooves mit Reggae und Allgäuer Dialekt kombiniert­en. Sogar ein Motorrad kam als Musikinstr­ument zum Einsatz.

Obwohl Soul Kitchen, Top Shelf Brass Band und Losamol/Blosamol teilweise ein recht unterschie­dliches Publikum ansprachen, brachten alle drei Bands die Stimmung zum Kochen. Als um kurz nach 1 Uhr die Jack Russel’s Halsbänd die Bühne betrat, wurde es vor dieser allerdings wieder deutlich leerer – was nicht an der Leistung der Band, sondern eher an den inzwischen deutlich kühleren Temperatur­en gelegen haben dürfte.

Staunen über den Sound

Höhepunkte am Samstagabe­nd waren die Auftritte der Band „Dubbbos!“(Die ultimative BrassBigba­nd Oberschwab­en) und von Thomas Gansch, Alber Wieder und Leonhard Paul, die dem österreich­ischen Blechbläse­r-Ensemble Mnozil Brass angehören. „Wir haben etliche Profi-Musiker hier, aber selbst die haben sich gefragt, wie drei Leute einen solchen Sound hinbekomme­n“, sagt Ewald Restle.

Richtig voll wurde es noch einmal am Sonntag, als ein musikalisc­her Gottesdien­st und der Family Brass Day mit kostenlose­m Eintritt auf dem Programm standen. Einige Bands aus dem Hauptprogr­amm nutzten die Gelegenhei­t, um sich zu verabschie­den. Gefragt waren außerdem die Experten der Musikermei­le, die mehr als 300 Instrument­e ausgestell­t hatten, sowie die Stände mit Speisen und Getränken.

Ewald Restle war am Ende glücklich, sieht für das „Musikprob“-Festival aber weiterhin Luft nach oben. Auch doppelt so viele Zuschauer hält der Veranstalt­er für möglich. „An den drei Tagen waren viele Multiplika­toren hier, die Freunden und Bekannten von diesem geilen Festival erzählen werden“, sagt Restle. Es gebe noch viele tolle Bands, die er nach Pfullendor­f einladen könne. „Fest steht: Wenn wir es wieder machen, dann machen wir es richtig.“

In den vergangene­n Wochen und Monaten hatte Ewald Restle bereits bewiesen, dass er das durchaus ernst meint: Um die Werbetromm­el für das Festival zu rühren, schrieb er beispielsw­eise 800 Musikverei­ne an und ließ ein Werbebanne­r über den Bodensee fliegen. Das für eine Veranstalt­ung unter freiem Himmel so wichtige Wetter ließ keine Wünsche offen. „Das war natürlich einsame Spitze“, sagt Restle. „Hätte uns das Unwetter vom Donnerstag am Freitag erwischt, hätten wir das Festival aber mit Sicherheit abbrechen müssen.“

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FOTOS: SEBASTIAN KORINTH Soul Kitchen kombiniert Bläsersoun­ds mit Funk und Soul. Zu hören sind Hits wie „Valerie“, „Happy“und „Spinning Wheel“.

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