Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ölgemälde mit Blumenmotiven zieren einen Garten
Die zweite Auflage des Tags der Beuroner Gärten übertrifft die Veranstaltung im Vorjahr bei weitem
BEURON - Nach dem großen Erfolg des vergangenen Jahres haben das Haus der Natur und private Gartenbesitzer zu einem zweiten Tag der offenen Gärten in Beuron eingeladen. Zur Überraschung der Veranstalter übertraf der Besucherandrang die Zahlen des Vorjahres bei weitem.
Beispielsweise hatten sich schon zur ersten der vier Führung durch die Gärten des Klosters Beuron rund 250 Interessierte neben dem Kircheneingang eingefunden. Hier durften die Gäste Einblicke nehmen in den Kreuzgarten, die Aussicht von der riesigen Klosterterrasse bestaunen und dem Klostergärtner über die Schulter schauen. Auch Carsten Weber vom Leibertinger Archehof konnte sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Sein Thema waren die Tiere im Garten, insbesondere die Welt der Insekten, wovon manch Leid geplagter Hobbygärtner ein angesäuertes Lied zu singen wusste.
Zum Thema unerwünschter tierischer und pflanzlicher Nutzer des Gartens wusste Weber Rat. Zwar wussten die Zuhörer in der Regel, dass Schlupfwespen total auf Blattläuse stehen, aber wie die Liebhaber der kleinen Vegetarier in den eigenen Garten bekommen? Weber lüftete das Geheimnis: „Im zeitigen Frühjahr, Februar oder März, Saubohnen pflanzen.“Denn diese Frühkeimer würden immer von einer speziellen Blattlausart heimgesucht. In diese Blattläuse legt die Schlupfwespe ihre Eier, die in kürzester Zeit die Laus von innen auffressen. Aufgrund der großen Zahl der Läuse werden auf diese Weise ebenso zahlreiche Schlupfwespennachkommen produziert. Bis dann die anderen Gartenpflanzen im vollen Laub stehen, haben sich die Schlupfwespen dank der frühen Saubohne und ihrer Läuse so stark vermehrt, dass Blattlausbefall an anderen Pflanzen kein Thema mehr sein sollte. Und auch für den Giersch – ein äußerst unbeliebtes Unkraut, aber ebenso hartnäckig im Überlebenswillen – hatte Weber Tipps parat: Essen Sie ihn, er ist sehr schmackhaft“. Aber weil das Kraut fleißig nachwächst und nicht jeder täglich Giersch essen will: „Pflanzen Sie Kartoffeln zum Giersch und er wird im nächsten Jahr verschwunden sein“. Denn das Nachtschattengewächs gebe Hemmstoffe in den Boden ab, der es tatsächlich schafft, der Wucherpflanze den Garaus zu machen.
Unkraut ist Thema von Andreas Beck
Unkraut war auch das Thema im Garten von Andreas Beck, aber anders als gedacht. Der begnadete Fotograf hat sich den unbeliebten Gewächsen fotografisch und künstlerisch genähert und dabei deren Schönheit in berauschenden Bildern festgehalten. An Wäscheleinen im Garten hingen einmalige Aufnahmen beispielsweise einer Hahnenfußblüte in Großaufnahme, ein Gänseblümchen im Schnee oder die Blütenzunge eines Löwenzahns in 250facher Vergrößerung. Dabei bildete der etwa 300 Quadratmeter große Garten am Ufer der Donau den Rahmen für diese einzigartige Vernissage, die den Unterschied zu einer Prachtblüte nur anhand der Größe deutlich macht.
Lauschige Plätzchen mit schmiedeeiserner Gartenschaukel, Kletterrosen im üppigen Blütenflor, blumiger Farbenrausch, dazu ein Gläschen Sekt und inmitten dieses Prachtgartens der Familie Link Ölgemälde mit floralen Motiven. Auch in diesem Jahr überraschten die Beuroner einmal mehr mit märchenhaften Gärten, verwunschenen Winkeln und einer liebenswürdigen Gastfreundschaft. Dazu gab es eine Filzaktion für Wolle-Fans im vor Vielfalt strotzenden Garten der Familie Schmidt samt echter Schäfchen sowie Samenkugelkneten und Weidenflechten.
Duft für die Nase, Blüten für die Augen, ein Barfußpfad für den Tastsinn und Gedichte für die Seele bot der Garten des Hauses der Natur. Eine Spendentombola, bei dem es nicht nur (aber auch) den sprichwörtlichen Blumentopf zu gewinnen gab, mit deren Erlös interessierten Kindergärten und Schulen ein Obstbaum inklusive eines pädagogischen Rahmenprogramms spendiert werden soll, ergänzte den überaus interessanten Tag der offenen Gärten in Beuron.