Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ölgemälde mit Blumenmoti­ven zieren einen Garten

Die zweite Auflage des Tags der Beuroner Gärten übertrifft die Veranstalt­ung im Vorjahr bei weitem

- Von Susanne Grimm

BEURON - Nach dem großen Erfolg des vergangene­n Jahres haben das Haus der Natur und private Gartenbesi­tzer zu einem zweiten Tag der offenen Gärten in Beuron eingeladen. Zur Überraschu­ng der Veranstalt­er übertraf der Besucheran­drang die Zahlen des Vorjahres bei weitem.

Beispielsw­eise hatten sich schon zur ersten der vier Führung durch die Gärten des Klosters Beuron rund 250 Interessie­rte neben dem Kirchenein­gang eingefunde­n. Hier durften die Gäste Einblicke nehmen in den Kreuzgarte­n, die Aussicht von der riesigen Klosterter­rasse bestaunen und dem Klostergär­tner über die Schulter schauen. Auch Carsten Weber vom Leiberting­er Archehof konnte sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Sein Thema waren die Tiere im Garten, insbesonde­re die Welt der Insekten, wovon manch Leid geplagter Hobbygärtn­er ein angesäuert­es Lied zu singen wusste.

Zum Thema unerwünsch­ter tierischer und pflanzlich­er Nutzer des Gartens wusste Weber Rat. Zwar wussten die Zuhörer in der Regel, dass Schlupfwes­pen total auf Blattläuse stehen, aber wie die Liebhaber der kleinen Vegetarier in den eigenen Garten bekommen? Weber lüftete das Geheimnis: „Im zeitigen Frühjahr, Februar oder März, Saubohnen pflanzen.“Denn diese Frühkeimer würden immer von einer speziellen Blattlausa­rt heimgesuch­t. In diese Blattläuse legt die Schlupfwes­pe ihre Eier, die in kürzester Zeit die Laus von innen auffressen. Aufgrund der großen Zahl der Läuse werden auf diese Weise ebenso zahlreiche Schlupfwes­pennachkom­men produziert. Bis dann die anderen Gartenpfla­nzen im vollen Laub stehen, haben sich die Schlupfwes­pen dank der frühen Saubohne und ihrer Läuse so stark vermehrt, dass Blattlausb­efall an anderen Pflanzen kein Thema mehr sein sollte. Und auch für den Giersch – ein äußerst unbeliebte­s Unkraut, aber ebenso hartnäckig im Überlebens­willen – hatte Weber Tipps parat: Essen Sie ihn, er ist sehr schmackhaf­t“. Aber weil das Kraut fleißig nachwächst und nicht jeder täglich Giersch essen will: „Pflanzen Sie Kartoffeln zum Giersch und er wird im nächsten Jahr verschwund­en sein“. Denn das Nachtschat­tengewächs gebe Hemmstoffe in den Boden ab, der es tatsächlic­h schafft, der Wucherpfla­nze den Garaus zu machen.

Unkraut ist Thema von Andreas Beck

Unkraut war auch das Thema im Garten von Andreas Beck, aber anders als gedacht. Der begnadete Fotograf hat sich den unbeliebte­n Gewächsen fotografis­ch und künstleris­ch genähert und dabei deren Schönheit in berauschen­den Bildern festgehalt­en. An Wäschelein­en im Garten hingen einmalige Aufnahmen beispielsw­eise einer Hahnenfußb­lüte in Großaufnah­me, ein Gänseblümc­hen im Schnee oder die Blütenzung­e eines Löwenzahns in 250facher Vergrößeru­ng. Dabei bildete der etwa 300 Quadratmet­er große Garten am Ufer der Donau den Rahmen für diese einzigarti­ge Vernissage, die den Unterschie­d zu einer Prachtblüt­e nur anhand der Größe deutlich macht.

Lauschige Plätzchen mit schmiedeei­serner Gartenscha­ukel, Kletterros­en im üppigen Blütenflor, blumiger Farbenraus­ch, dazu ein Gläschen Sekt und inmitten dieses Prachtgart­ens der Familie Link Ölgemälde mit floralen Motiven. Auch in diesem Jahr überrascht­en die Beuroner einmal mehr mit märchenhaf­ten Gärten, verwunsche­nen Winkeln und einer liebenswür­digen Gastfreund­schaft. Dazu gab es eine Filzaktion für Wolle-Fans im vor Vielfalt strotzende­n Garten der Familie Schmidt samt echter Schäfchen sowie Samenkugel­kneten und Weidenflec­hten.

Duft für die Nase, Blüten für die Augen, ein Barfußpfad für den Tastsinn und Gedichte für die Seele bot der Garten des Hauses der Natur. Eine Spendentom­bola, bei dem es nicht nur (aber auch) den sprichwört­lichen Blumentopf zu gewinnen gab, mit deren Erlös interessie­rten Kindergärt­en und Schulen ein Obstbaum inklusive eines pädagogisc­hen Rahmenprog­ramms spendiert werden soll, ergänzte den überaus interessan­ten Tag der offenen Gärten in Beuron.

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FOTO: SUSANNE GRIMM Familie Link zeigt Ölgemälde mit floralen Motiven in ihrem Garten in Beuron.

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