Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
HSG Konstanz will Niveau „weiter anheben“
Handball-Zweitligist stellt weichen für kommende Saison
KONSTANZ - Handball-Zweitligist HSG Konstanz kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken, denn der anvisierte Klassenerhalt wurde geschafft. HSG-Präsident Otto Eblen steckt derweil schon längst in der Weichenstellung für die Zukunft. „Nichts ist so langweilig wie die Erfolge der Vergangenheit“, lächelte er direkt nach Saisonende und erklärt: „Wir wollen das Niveau weiter anheben und uns weiter verbessern.“
35 Punkte bedeuteten in Jahr eins nach dem Wiederaufstieg Platz 14 von 20 Mannschaften, nur einen Zähler hinter Rang elf. „Das ist eine historische Saison für die HSG Konstanz“, freut sich Otto Eblen und erklärt: „Der Klassenerhalt ist noch höher einzustufen als der Aufstieg.“Zumal in diesem Jahr dafür so viele Punkte wie nie zuvor im eingleisigen Bundesliga-Unterhaus nötig waren.
Sechs Faktoren machten den Erfolg der HSG im Wesentlichen aus:
Fans: 24 250 Zuschauer - knapp 1300 im Schnitt - strömten in die Schänzle-Halle, bester Wert eines Aufsteigers. „Wir haben einen Status, eine Reichweite, Dynamik und Begeisterung in der ganzen Region erreicht, das ist sensationell“, freut sich der Präsident. Zusammenhalt: Hohe Auswärtsniederlagen wurden „ganz schnell abgehakt“, sagt Trainer Daniel Eblen. Darauf folgte meist ein Heimsieg und in der Fremde wurden trotz der großen Reisestrapazen 14 Punkte erkämpft, weil, so der 42-Jährige, „das Team sich immer auf die gemeinsame Zeit gefreut hat“– elftbeste Bilanz der Liga. Kontinuität: Mit Daniel Eblen leitet der dienstälteste Trainer im deutschen Profihandball seit 2004 die Geschicke der HSG, Vater Otto ist seit 1991 Präsident. Dazu wurde der jungen, talentierten Aufstiegsmannschaft vertraut, in der sich jeder einzelne Akteur nun noch einmal steigerte.
Daneben wurde die Gesamtstruktur des Vereins beständig und nachhaltig verbessert.
Weiterentwicklung: Die gesamte Mannschaft, aber auch jeder einzelne Spieler konnte sich deutlich steigern. Der vermeintliche Nachteil, mit einer der jüngsten und wohl der unerfahrensten Mannschaft des Bundesliga-Unterhauses überhaupt im Haifischbecken 2. Bundesliga bestehen zu müssen, wurde schnell zum Vorteil. Von Woche zu Woche waren individuelle, taktische und spielerische Fortschritte zu erkennen. Spieler wie Gregor Thomann, mit 223 Treffern viertbester Torschütze der 2. Bundesliga, Mathias Riedel (155 Tore) als einer der besten Halblinken der Liga und Konstantin Poltrum, der mit 355 Paraden viertbeste Torhüter der Liga, unterstreichen auch die individuelle Stärke.
Spielerische Linie: Körperlich oftmals unterlegen, überzeugte die HSG Konstanz stets mit sehr attraktivem, schnellem Spiel nach vorne und begeisterte mit technisch hochstehendem Handball. Keine Angst vor großen Namen:
Der Aufsteiger ließ sich auch von großen Spieler- oder Vereinsnamen nicht einschüchtern. Die Top Sechs der 2. Bundesliga wurden mit Ausnahme des souveränen Meisters und direkten Erstliga-Rückkehrers Lübbecke
allesamt mindestens einmal besiegt
Das zweite Jahr nach dem Wiederaufstieg in Liga zwei dürfte noch schwerer werden als das erste. Nicht nur, dass Konstanz nicht mehr die große Unbekannte ist, sondern die drei Erstliga-Absteiger Bergischer HC, HBW Balingen-Weilstetten sowie der HSC 2000 Coburg als auch die vier Aufsteiger sorgen für ein extrem starkes Teilnehmerfeld. Vor allem der HC Rhein Vikings, der in Düsseldorf spielen wird, sowie der VfL Eintracht Hagen und der HC Elbflorenz Dresen verfügen über einen großen finanziellen Spielraum, in Dresden gar einen potenten Mäzen, der mit privaten Mitteln eine neue Multifunktionshalle erbauen ließ. Aber auch Ex-Erstligist Eintracht Hildesheim hat sich bereits, wie alle anderen Neulinge, hochkarätig verstärkt.
Fünf Neuzugänge stehen mit Max Schwarz, Tom Wolf, Joschua Braun, Felix Klingler und Julius Heil schon fest. Doch der Präsident kündigt weitere an: „Nachdem nun der Klassenerhalt gesichert ist, werden wir uns noch einmal verstärken. Dabei bleiben wir unserem „Konstanzer Weg“treu. Jungen, leistungswilligen Talenten, die in Konstanz studieren möchten, geben wir eine Chance.“Damit soll vor allem der langen, kräftezehrenden Spielzeit mit 38 Spielund vier Doppelspieltagen Tribut gezollt werden, nachdem zuletzt Ausfälle von Leistungsträgern schwer wogen. An erster Stelle stehen jedoch weitere strukturelle Verbesserungen und hohe Qualität in der Trainingsarbeit vom Jugendbereich über das Perspektivteam bis hin zur Bundesliga-Mannschaft. Neben dem A-Jugend-Bundesligateam haben sich bis auf die B-Jugend erneut alle anderen Teams für die jeweils höchste Liga qualifiziert, die B-Jugend hat noch ein Qualifikationsturnier vor sich. Zudem soll die extrem junge zweite Mannschaft mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 21 Jahren möglichst bald wieder mit dem neuen Trainer Matthias Stocker in die viertklassige Oberliga Baden-Württemberg zurückkehren.
Außerdem gilt es bei den Planungen zu berücksichtigen, dass in der übernächsten Spielzeit die Reduzierung des Bundesliga-Unterhauses von 20 auf 18 Teams vorgenommen werden soll. Zwar sollen in der neuen 18-er Liga lediglich zwei Mannschaften direkt absteigen, der Drittletzte spielt in Hin- und Rückspiel gegen einen Drittliga-Vertreter in einer Relegation um den Klassenerhalt, doch zuvor müssen in der Saison 2018/19 dafür fünf Mannschaften absteigen und nur drei Vereine aus der 3. Liga steigen auf, während die Aufstiegsregelung in die 1. Bundesliga schon für die Saison 2017/18 dahingehend modifiziert wurde, als dass künftig nur noch zwei Teams von Liga zwei in die Eliteklasse wechseln.
Noch bevor die Vorbereitung nach einem kurzen Urlaub bei der HSG am 17. Juli wieder aufgenommen wird, führt die HBL am 20. Juni in Köln die Auslosung der 1. Runde des DHB-Pokals 2017/18 durch. Diese wird am 19. und 20. August in 16 bundesweiten Final Four-Turnieren ausgespielt. Eine Woche später, voraussichtlich am 26. August, ist der Zweitliga-Saisonstart geplant.