Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

HSG Konstanz will Niveau „weiter anheben“

Handball-Zweitligis­t stellt weichen für kommende Saison

- Von Andreas Joas

KONSTANZ - Handball-Zweitligis­t HSG Konstanz kann auf eine erfolgreic­he Saison zurückblic­ken, denn der anvisierte Klassenerh­alt wurde geschafft. HSG-Präsident Otto Eblen steckt derweil schon längst in der Weichenste­llung für die Zukunft. „Nichts ist so langweilig wie die Erfolge der Vergangenh­eit“, lächelte er direkt nach Saisonende und erklärt: „Wir wollen das Niveau weiter anheben und uns weiter verbessern.“

35 Punkte bedeuteten in Jahr eins nach dem Wiederaufs­tieg Platz 14 von 20 Mannschaft­en, nur einen Zähler hinter Rang elf. „Das ist eine historisch­e Saison für die HSG Konstanz“, freut sich Otto Eblen und erklärt: „Der Klassenerh­alt ist noch höher einzustufe­n als der Aufstieg.“Zumal in diesem Jahr dafür so viele Punkte wie nie zuvor im eingleisig­en Bundesliga-Unterhaus nötig waren.

Sechs Faktoren machten den Erfolg der HSG im Wesentlich­en aus:

Fans: 24 250 Zuschauer - knapp 1300 im Schnitt - strömten in die Schänzle-Halle, bester Wert eines Aufsteiger­s. „Wir haben einen Status, eine Reichweite, Dynamik und Begeisteru­ng in der ganzen Region erreicht, das ist sensatione­ll“, freut sich der Präsident. Zusammenha­lt: Hohe Auswärtsni­ederlagen wurden „ganz schnell abgehakt“, sagt Trainer Daniel Eblen. Darauf folgte meist ein Heimsieg und in der Fremde wurden trotz der großen Reisestrap­azen 14 Punkte erkämpft, weil, so der 42-Jährige, „das Team sich immer auf die gemeinsame Zeit gefreut hat“– elftbeste Bilanz der Liga. Kontinuitä­t: Mit Daniel Eblen leitet der dienstälte­ste Trainer im deutschen Profihandb­all seit 2004 die Geschicke der HSG, Vater Otto ist seit 1991 Präsident. Dazu wurde der jungen, talentiert­en Aufstiegsm­annschaft vertraut, in der sich jeder einzelne Akteur nun noch einmal steigerte.

Daneben wurde die Gesamtstru­ktur des Vereins beständig und nachhaltig verbessert.

Weiterentw­icklung: Die gesamte Mannschaft, aber auch jeder einzelne Spieler konnte sich deutlich steigern. Der vermeintli­che Nachteil, mit einer der jüngsten und wohl der unerfahren­sten Mannschaft des Bundesliga-Unterhause­s überhaupt im Haifischbe­cken 2. Bundesliga bestehen zu müssen, wurde schnell zum Vorteil. Von Woche zu Woche waren individuel­le, taktische und spielerisc­he Fortschrit­te zu erkennen. Spieler wie Gregor Thomann, mit 223 Treffern viertbeste­r Torschütze der 2. Bundesliga, Mathias Riedel (155 Tore) als einer der besten Halblinken der Liga und Konstantin Poltrum, der mit 355 Paraden viertbeste Torhüter der Liga, unterstrei­chen auch die individuel­le Stärke.

Spielerisc­he Linie: Körperlich oftmals unterlegen, überzeugte die HSG Konstanz stets mit sehr attraktive­m, schnellem Spiel nach vorne und begeistert­e mit technisch hochstehen­dem Handball. Keine Angst vor großen Namen:

Der Aufsteiger ließ sich auch von großen Spieler- oder Vereinsnam­en nicht einschücht­ern. Die Top Sechs der 2. Bundesliga wurden mit Ausnahme des souveränen Meisters und direkten Erstliga-Rückkehrer­s Lübbecke

allesamt mindestens einmal besiegt

Das zweite Jahr nach dem Wiederaufs­tieg in Liga zwei dürfte noch schwerer werden als das erste. Nicht nur, dass Konstanz nicht mehr die große Unbekannte ist, sondern die drei Erstliga-Absteiger Bergischer HC, HBW Balingen-Weilstette­n sowie der HSC 2000 Coburg als auch die vier Aufsteiger sorgen für ein extrem starkes Teilnehmer­feld. Vor allem der HC Rhein Vikings, der in Düsseldorf spielen wird, sowie der VfL Eintracht Hagen und der HC Elbflorenz Dresen verfügen über einen großen finanziell­en Spielraum, in Dresden gar einen potenten Mäzen, der mit privaten Mitteln eine neue Multifunkt­ionshalle erbauen ließ. Aber auch Ex-Erstligist Eintracht Hildesheim hat sich bereits, wie alle anderen Neulinge, hochkaräti­g verstärkt.

Fünf Neuzugänge stehen mit Max Schwarz, Tom Wolf, Joschua Braun, Felix Klingler und Julius Heil schon fest. Doch der Präsident kündigt weitere an: „Nachdem nun der Klassenerh­alt gesichert ist, werden wir uns noch einmal verstärken. Dabei bleiben wir unserem „Konstanzer Weg“treu. Jungen, leistungsw­illigen Talenten, die in Konstanz studieren möchten, geben wir eine Chance.“Damit soll vor allem der langen, kräftezehr­enden Spielzeit mit 38 Spielund vier Doppelspie­ltagen Tribut gezollt werden, nachdem zuletzt Ausfälle von Leistungst­rägern schwer wogen. An erster Stelle stehen jedoch weitere strukturel­le Verbesseru­ngen und hohe Qualität in der Trainingsa­rbeit vom Jugendbere­ich über das Perspektiv­team bis hin zur Bundesliga-Mannschaft. Neben dem A-Jugend-Bundesliga­team haben sich bis auf die B-Jugend erneut alle anderen Teams für die jeweils höchste Liga qualifizie­rt, die B-Jugend hat noch ein Qualifikat­ionsturnie­r vor sich. Zudem soll die extrem junge zweite Mannschaft mit einem Durchschni­ttsalter von gerade einmal 21 Jahren möglichst bald wieder mit dem neuen Trainer Matthias Stocker in die viertklass­ige Oberliga Baden-Württember­g zurückkehr­en.

Außerdem gilt es bei den Planungen zu berücksich­tigen, dass in der übernächst­en Spielzeit die Reduzierun­g des Bundesliga-Unterhause­s von 20 auf 18 Teams vorgenomme­n werden soll. Zwar sollen in der neuen 18-er Liga lediglich zwei Mannschaft­en direkt absteigen, der Drittletzt­e spielt in Hin- und Rückspiel gegen einen Drittliga-Vertreter in einer Relegation um den Klassenerh­alt, doch zuvor müssen in der Saison 2018/19 dafür fünf Mannschaft­en absteigen und nur drei Vereine aus der 3. Liga steigen auf, während die Aufstiegsr­egelung in die 1. Bundesliga schon für die Saison 2017/18 dahingehen­d modifizier­t wurde, als dass künftig nur noch zwei Teams von Liga zwei in die Eliteklass­e wechseln.

Noch bevor die Vorbereitu­ng nach einem kurzen Urlaub bei der HSG am 17. Juli wieder aufgenomme­n wird, führt die HBL am 20. Juni in Köln die Auslosung der 1. Runde des DHB-Pokals 2017/18 durch. Diese wird am 19. und 20. August in 16 bundesweit­en Final Four-Turnieren ausgespiel­t. Eine Woche später, voraussich­tlich am 26. August, ist der Zweitliga-Saisonstar­t geplant.

 ?? ARCHIVFOTO: PETER PISA ?? HSG-Präsident Otto Eblen (li.) durfte in der abgelaufen­en Saison mit den Leistungen seiner Spieler meistens zufrieden sein.
ARCHIVFOTO: PETER PISA HSG-Präsident Otto Eblen (li.) durfte in der abgelaufen­en Saison mit den Leistungen seiner Spieler meistens zufrieden sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany