Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schulz knöpft sich Merkel vor

Unterstütz­t von Altkanzler Schröder greift der SPD-Kandidat an – Union kontert Kritik

- Von Sabine Lennartz

DORTMUND - SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz hat die CDU und Angela Merkel beim Bundespart­eitag seiner Partei in Dortmund scharf angegriffe­n. „Die CDU wurstelt sich durch“, sagte Schulz, sie verweigere die Debatte um die Zukunft des Landes. Damit nehme die Union von Kanzlerin Merkel bewusst in Kauf, dass weniger Bürger zur Wahl gingen, weil das den anderen Parteien schade: „Dann nennt man das in Berliner Kreisen vielleicht asymmetris­che Demobilisi­erung. Ich nenne das einen Anschlag auf die Demokratie.“Auch hielt er der Bundeskanz­lerin in seiner 80-minütigen Rede vor 600 Delegierte­n und Tausenden Anhängern „Arroganz der Macht“vor.

Die SPD hat in Dortmund ihr Wahlprogra­mm zur Bundestags­wahl einstimmig verabschie­det. Zuvor hatte Altkanzler Gerhard Schröder die Genossen, die derzeit in den Umfragen gut 15 Prozent hinter der Union liegen, auf den Kampf ums Kanzleramt eingeschwo­ren. „Nur, wer es unbedingt will, wird es auch bekommen“, so Schröder, da dürfe es keinen Selbstzwei­fel geben.

Schulz selbst ging in seiner Rede auf die wichtigste­n Punkte des Programms ein: das Steuerkonz­ept mit Abschaffun­g des Soli, das Rentenkonz­ept mit Sicherung des Rentennive­aus und der Begrenzung der Beiträge. Der Streit um die Wiedereinf­ührung der Vermögenst­euer wurde an eine Kommission überwiesen. Als Herzensthe­ma nannte Schulz den Kampf für ein starkes Europa. Auch die Ehe für alle ist ein zentrales Anliegen. „Ich werde keinen Koalitions­vertrag unterschre­iben, in dem die Ehe für alle nicht verankert ist“, so Schulz. FDP und Grüne haben bereits das Gleiche beschlosse­n, die CDU ist dagegen.

Aus der Union kam Kritik. CDUGeneral­sekretär Peter Tauber sagte: „So groß darf Verzweiflu­ng niemals sein, dass wir Demokraten uns Anschläge auf die Demokratie vorwerfen.“Sein CSU-Pendant Andreas Scheuer erklärte, wer der Union eine Politik der „asymmetris­chen Demobilisi­erung“vorwerfe, „der hat die vergangene­n drei Landtagswa­hlen im Schlafwage­n verbracht“. Die SPD hatte im Saarland, in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen verloren.

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