Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vom Flüchtling zum Altenpfleg­er

Ibrahim Maloku aus dem Kosovo und Moussa Ceesay aus Gambia engagieren sich im Conrad-Gröber-Haus

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MESSKIRCH (sz) - Evelin Lehmann ist im Conrad-Gröber-Haus Heimund Pflegedien­stleiterin. Derzeit ist sie auf der Suche nach Trommeln. „Wir wollen mit unseren Heimbewohn­ern einen afrikanisc­hen Nachmittag veranstalt­en“, sagt sie. Die Idee kommt von Moussa Ceesay. Der macht gerade im Gröber-Haus ein Praktikum zur Berufsorie­ntierung. Der 20-Jährige kommt aus dem afrikanisc­hen Gambia und wohnt derzeit noch in der Gemeinscha­ftsunterku­nft in der Bahnhofstr­aße in Meßkirch, die der Landkreis Sigmaringe­n unterhält. Er ist ein Beispiel dafür, wie aus der Überlegung, Flüchtling­e für Pflegeberu­fe zu interessie­ren, Realität werden kann. In seiner weißen „Einsatzkle­idung“fühlt sich der junge Mann sichtlich wohl. Mit der deutschen Sprache hapert es noch etwas, aber er ist dabei, diese zu lernen. „Denn die Heimbewohn­er müssen dich ja verstehen“, sagt er. Und das gilt natürlich auch umgekehrt. „Ich habe Sympathie für alte Menschen und wollte beruflich etwas mit ihnen machen“, antwortet er auf die Frage nach seinen Beweggründ­en. Seine 74-jährige Großmutter im Heimatland finde es gut, was der Enkel vorhat. „Du kannst das sicher prima“, habe sie am Telefon gesagt, als er von seinem Wunsch berichtete, Altenpfleg­er zu werden. Evelin Lehmann hat Moussa Ceesay allen Bewohnern vorgestell­t.

Personelle Engpässe in der Zukunft

Sie hat noch einen zweiten Asylbewerb­er im Team. Ibrahim Maloku kommt aus dem Kosovo in der Nähe der Hauptstadt Pristina. Zwei Jahre und drei Monate ist er zusammen mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter in Deutschlan­d. Für ihn war klar: „Ich muss einen Beruf ausüben.“ Nun hat er sich nach dem Praktikum für die Altenpfleg­e entschiede­n und macht eine Ausbildung zum Altenpfleg­ehelfer, die zwei Jahre dauert. „Ich habe Respekt vor alten Menschen“, sagt er und deshalb ist es ihm auch wichtig, respektvol­l mit ihnen umzugehen. „Er hat ganz tolle Umgangsfor­men“, schwärmt Evelin Lehmann, die genau weiß, dass der Personalma­ngel auch auf dem Land eines der größten Zukunftspr­obleme in der Pflege sein wird. „Wir haben derzeit weniger Schwierigk­eiten“, macht sie deutlich. Aber auch für sie seien personelle Engpässe in der Zukunft eine Sache, der man frühzeitig begegnen müsse. Moussa Ceesay und Ibrahim Maloku sind da eine Möglichkei­t.

Die beiden Moslems haben kein Problem damit, dass das GröberHaus eine katholisch­e Einrichtun­g ist. Sie seien bislang mit Christen immer sehr gut ausgekomme­n und es gebe wohl keinen Grund, warum das nicht auch in Zukunft so sein sollte. Den Fastenmona­t Ramadan haben sie übrigens aus ihrem Kalender gestrichen. Die Arbeit mit den pflegebedü­rftigen Heimbewohn­ern sei wichtiger.

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FOTO: CARITAS Moussa Ceesay aus Gambia, Heimleiter­in Evelin Lehmann und Ibrahim Maloku aus dem Kosovo (von links) verstehen sich prächtig.

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