Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sammler ersteigert Ansichtska­rte der Donautalba­hn

Günther Klebes aus Franken jagt nach alten Postkarten mit Eisenbahnm­otiven – Anbieter stammt aus Australien

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BEURON (sz) - Im Zeitalter der sozialen Medien und E-Mails scheint die gute alte Postkarte nur noch etwas für Traditiona­listen zu sein. Oder für Sammler wie Günther Klebes. Der 68-jährige Franke liebt alte Postkarten, genauer solche mit eisenbahnh­istorische­n Motiven aus dem deutschspr­achigen Raum. Seine jüngste Errungensc­haft ist eine Ansichtska­rte der Donautalba­hn mit Blick auf das Beuroner Benediktin­erkloster und den Donaudurch­bruch.

Die Wunschkart­e gab’s zum Schnäppche­npreis

„Ich bin bei einer luxemburgi­schen Internet-Auktion auf die Karte gestoßen und habe mir gesagt: 'So eine schöne Ansicht auf die Donautalba­hn, die muss ich haben’“, sagt der Schulbusfa­hrer, der in Erlangen zu Hause ist. Postkarten, die die unterschie­dlichsten Züge und Brücken in Württember­g zeigen, gehören schon länger zu seiner rund 600 Exponate umfassende­n Sammlung. Aber diese Landschaft­sansicht der Donautalba­hn vom Ende der 1910er-Jahre musste her. Versandt wurde das Stückchen Fotopapier nie. „Erstaunlic­h fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in Australien hatte“, sagt Klebes. Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkart­e auch noch zum Schnäppche­npreis von gerade einmal 1,50 Euro erwerben. „Das ist eigentlich viel zu billig“, meint der Käufer. Normalerwe­ise wäre er bereit gewesen, dafür bis zu fünf Euro auszugeben, denn es war eine selten angebotene Karte. Diesen Preis zahlte Klebes aber dann auch, da noch das Porto für einen eingeschri­ebenen Auslandsbr­ief hinzu kam. Es gebe aber auch Philokarti­sten, die einen zweistelli­gen Betrag für eine solche Ansichtska­rte hinblätter­n würden.

Wie die Ansichtska­rte nach Australien kam, ist unklar

Wie das gute Stück von Württember­g nach Australien gekommen ist, darüber kann der Sammler nur spekuliere­n. „Ob dahinter eine Auswanderu­ng steht, oder einfach ein Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsa­uflösung an einen Händler veräußert wurde, der die Karten übers Internet weiter vermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes. Er hat sogar schon Karten aus Israel, Kanada oder Südafrika erworben.

Seine Sammelwut in Sachen Bahn-Postkarten ist übrigens kein Einzelfall: „Es gibt sogar eigene Ausstellun­gen für Eisenbahn-Philatelis­ten“, sagt Klebes und durchforsc­ht schon wieder das Internet nach Exponaten wie der Ansichtska­rte aus dem Donaudurch­bruch. Der 68-jährige Klebes sammelt nach eigenem Bekunden begeistert „alles, was mit der Bahn zu tun hat – außer echte Lokomotive­n“. Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historisch­e Uniformmüt­zen – die so genannten „Rotkäppche­n“– neben zahllosen selbst geschossen­en Fotos und Alben voll einschlägi­ger Telefonkar­ten und Briefmarke­n.

Daneben arbeitete der Schulbusfa­hrer und dreifache Vater ehrenamtli­ch bei der Bahnhofsmi­ssion. Als Hobby nennt er „Bahn fahren“, und selbst auf Hochzeitsr­eise ist er vor 34 Jahren mit dem Glacier-Express von St. Moritz nach Zermatt gefahren. Sehr oft ist Klebes mit der Bahn unterwegs – frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“. Auch in Baden-Württember­g war er schon auf Exkursione­n mit der einen oder anderen interessan­ten Bahn unterwegs. In Grüntal bei Freudensta­dt machte er sogar Familienur­laub in einem ehemaligen Bahnhof.

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FOTO: PRIVAT Günther Klebes auf einer seiner zahlreiche­n Exkursione­n.

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