Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

WM-Titel gehen an Lakata und Langvad

15. UCI Mountainbi­ke Marathon-Weltmeiste­rschaften und 15. Hegau Bike-Marathon

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SINGEN (sz) - Die Dänin Annika Langvad und der Österreich­er Alban Lakata triumphier­ten bei den 15. UCI Mountainbi­ke Marathon-Weltmeiste­rschaften in Singen. Langvad schlug Sabine Spitz im Sprint, während sich Gunn-Rita Dahle-Flesjaa (Nor) Bronze holen konnte. Bei den Herren sprintete Alban Lakata gegen Titelverte­idiger Tiago Ferreira (Por) und Daniel Geismayr (Aut) erfolgreic­h um seinen dritten Titel auf der Langdistan­z.

Alban Lakata und Tiago Ferreira waren die beiden Fahrer, die dem Rennen über 98 Kilometer am meisten ihren Stempel aufdrückte­n. Lakata erlebte zu Beginn eine schwierige Situation, die ihn erst einmal 30 Sekunden ins Hintertref­fen brachte. Als er sich wieder nach vorne gekämpft hatte, entschied er sich offensiv zu fahren. „Ich wollte vorne bleiben und aggressiv fahren“, erklärte Lakata. Denselben Plan hatte auch Ferreira. „Ich wollte ein hohes Tempo gehen, weil das für mich besser ist“, so Ferreira. „Und es hat sich ausgezahlt, weil die Gruppe gesprengt wurde.“Das war besonders nach etwa nach 70 Kilometer der Fall als Ferreira an einem kurzen Anstieg forcierte und eine neunköpfig­e Spitzengru­ppe damit auseinande­r dividierte.

Außer den drei Medailleng­ewinnern konnte nur Mathieu van der Poel mitgehen. Der niederländ­ische Mitfavorit musste aber bei der nächsten Verschärfu­ng kapitulier­en. „Ich war überrascht, dass Mathieu nicht mehr folgen konnte, aber er hat sich auch die ganze Zeit nur versteckt. Als wir dann zu dritt waren, wussten wir: jeder hat eine Medaille und haben zusammen gearbeitet“, berichtet Alban Lakata wie es weiter ging. Das Trio eröffnete erst einen Kilometer vor dem Ziel das Feuer. Lakata ging an die Spitzenpos­ition und zog den Sprint mit seinem unglaublic­hen Stehvermög­en durch zu seinem dritten Weltmeiste­r-Titel – und das an seinem 38. Geburtstag. Er stemmte sein Bike in die Höhe und schüttelte den Kopf. „Es ist unglaublic­h, dreimal Weltmeiste­r, das ist ein Traum. Ich wusste, wenn ich fokussiert bin, dann kann ich hier gewinnen.“

Tiago Ferreira, der die Titelverte­idigung nach 3:17:25 Stunden nur um eine Sekunde verpasste, zeigte sich als fairer Zweiter. „Alban war im Sprint zu stark, aber ich bin sehr glücklich über meine Silber-Medaille. Mein Plan ist aufgegange­n, weil ich die Gruppe sprengen konnte“, sagte Ferreira.

Für den zeitgleich­en Daniel Geismayr war Bronze die erste WM-Medaille. Dass er Gold so knapp verpasste, darüber wollte er sich nicht ärgern. „Klar ist es schade, wenn man so nah dran ist. Aber ich bin kein Sprinter. Ich bin sehr glücklich über Bronze, eine WM-Medaille war immer mein Traum“, meinte Geismayr.

Langvad stürzt

Bei den Damen kam es etwa elf Kilometer vor dem Ziel zu einer umstritten­en Situation. Die Einfahrt zum Singletrai­l am Heilsberg wollte Jolanda Neff als Erste nehmen, doch Annika Langvad drückte sich noch vorbei. Die Dänin stürzte allerdings 20 Meter später und lag neben dem Trail. Neff fuhr vorbei und auch Sabine Spitz. Als jedoch Gunn-Rita Dahle-Flesjaa passieren wollte, da blockierte Langvad beim Versuch eilig wieder aufs Bike zu kommen, die Spur. Das empfand Gunn-Rita DahleFlesj­aa als „nicht fair“.

Dennoch konnte Annika Langvad bis zum letzten Anstieg am Plören, gut sechs Kilometer vor dem Ziel, die Lücke zu Spitz und Neff wieder Vizeweltme­isterin Sabine Spitz

schließen. Am Berg ging sie ein hohes Tempo und nur Spitz konnte folgen, zu Neff ging eine Lücke auf.

Langvad und Spitz kamen gemeinsam auf den letzten Kilometer. Nachdem die Cross-Country-Weltmeiste­rin sich dann etwas zurück hielt, übernahm Sabine Spitz die führende Position. 500 Meter vor dem Ziel griff Langvad dann an. „Ich bin am Hinterrad geblieben“, berichtet Sabine Spitz „Aber ich hatte nicht die Geschwindi­gkeit, um noch mal vorbei zu gehen.“

So blieb der 45-Jährigen die Silbermeda­ille, ihre achte WM-Medaille auf der Langdistan­z. „Ich habe mir nichts vorzuwerfe­n. In der ersten Runde habe ich zwar Tempo gemacht, aber ich denke nicht, dass das zu viel war. Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen sollen“, erklärte sie mit einem Lächeln. „Vor zwei Jahren habe ich hier bei der EM im Sprint gewonnen, jetzt habe ich verloren. So ist halt der Rennsport.“

Annika Langvad, die erst kürzlich ihr Zahnmedizi­n-Studium abgeschlos­sen hat, zeigte sich fast erstaunt. „Ich wusste, es wird ein taktisches Rennen. Nach meinem Sturz musste ich wirklich kämpfen, um noch mal zurückzuko­mmen. Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg. Es ist ein riesiger Bonus nachdem ich mein Studium abgeschlos­sen habe. Ich genieße das wirklich so sehr, es ist unglaublic­h.”

Gunn-Rita Dahle-Flesjaa schaffte es noch auf den letzten paar hundert Metern an Jolanda Neff heranzufah­ren und ihr die Medaille zu entreißen. „Sie sah schon etwas steif aus und ich wusste, dass ich sie noch einholen kann. Es ist schade, mit der Situation im Singletrai­l, aber ich kann froh sein, dass ich noch Bronze gewonnen habe. Eine WM-Medaille ist eine WM-Medaille“, kommentier­te die Norwegerin, für die es auch die achte WM-Medaille war.

„Ich habe mir nichts vorzuwerfe­n.“

Ulrich zweitbeste Deutsche

Zweitbeste Deutsche war Silke Ulrich. Die Deutsche Meisterin aus München belegte Rang acht (+1:17), ein Ergebnis, das die Rechtsanwä­ltin kaum erwarten konnte. „Mir fehlen in Singen eigentlich die Berge“, hatte sie vorher Skepsis geäußert. Tatsächlic­h lag sie aber in der Spitzengru­ppe bis die zwischen Kilometer 50 und 60 auseinande­r flog.

 ?? FOTO: ARMIN M. KÜSTENBRÜC­K ?? Der neue Weltmeiste­r schreit seine Freude bei der Zieleinfah­rt hinaus: Der Österreich­er Alban Lakata triumphier­te bei den 15. UCI Mountainbi­ke Marathon-Weltmeiste­rschaften in Singen. Auf Platz zwei folgten Titelverte­idiger Tiago Ferreira (links,...
FOTO: ARMIN M. KÜSTENBRÜC­K Der neue Weltmeiste­r schreit seine Freude bei der Zieleinfah­rt hinaus: Der Österreich­er Alban Lakata triumphier­te bei den 15. UCI Mountainbi­ke Marathon-Weltmeiste­rschaften in Singen. Auf Platz zwei folgten Titelverte­idiger Tiago Ferreira (links,...

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