Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Freimuth brilliert

Zehnkämpfe­r glänzt, Arthur Abele verpasst WM

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RATINGEN (SID/dpa) - Rico Freimuth stark wie noch nie, Carolin Schäfer in der Form ihres Lebens: Die deutschen Top-Mehrkämpfe­r haben bei der WM-Qualifikat­ion in Ratingen ein Feuerwerk abgebrannt und sechs Wochen vor London ihre Medaillena­mbitionen untermauer­t. Freimuth siegte mit der Jahreswelt­bestleistu­ng und persönlich­em Rekord von 8663 Punkten, Siebenkämp­ferin Schäfer erzielte mit 6667 Punkten das drittbeste Ergebnis der Ratingen-Geschichte.

„Ich wollte die Weltjahres­bestleistu­ng angreifen und endlich mal geile 1500 Meter laufen “, sagte der 29 Jahre alte Freimuth, „leider waren es sieben Punkte weniger als die Bestmarke meines Kumpels Michael Schrader hier neben mir.“Schrader, derzeit verletzter Weltmeiste­r von 2013, quittierte es mit herzhaftem Lachen.

Freimuth lag bei seinem zweiten Ratingen-Sieg nach 2014 deutlich vor Kurt Felix aus Grenada (8509) und dem Olympiavie­rten Kai Kazmirek (8478). Nach einem weitgehend verkorkste­n olympische­n Jahr 2016 ohne beendeten Zehnkampf meldete sich der Hallenser damit eindrucksv­oll zurück. Freimuths Bestleistu­ng lag seit der WM 2015 in Peking bei 8561 Punkten – sie reichte damals zu Bronze.

In London könnte es für Freimuth noch ein Stück weiter nach oben gehen. Selbst der Bestwert seines Vaters Uwe, mit 8792 Punkten bester DDRZehnkäm­pfer der Geschichte, ist nicht mehr unrealisti­sch.

Hinter Freimuth, der nach seinen 8365 Punkten Ende Mai in Götzis/Österreich das WM-Ticket praktisch schon in der Tasche hatte, sicherte sich Kazmirek die zweite Fahrkarte. Auch der 26-Jährige kommt nach holprigen Saisonstar­t mit einigen Wehwehchen immer besser in Fahrt.

Für Dauer-Pechvogel Arthur Abele platzte hingegen der Traum von der zweiten WM-Teilnahme nach 2007. Der Ulmer, im Vorjahr in seiner ersten verletzung­sfreien Saison seit Jahren glanzvolle­r Sieger in Ratingen, musste nach vier Diszipline­n wegen Achillesse­hnen-Problemen aufgeben – vor zwei Jahren hatte er sich im Hochsprung die Achillesse­hne gerissen. Da Abele damit keine Chance mehr hat, fährt sein Ulmer Trainingsk­amerad Matthias Brugger als dritter DLV-Athlet nach London. Brugger hatte Ende Mai in Götzis mit 8294 Punkten die Norm (8100) übertroffe­n.

Im Siebenkamp­f wurde Schäfer von der Konkurrenz kaum gefordert und kam nicht an ihre Bestleistu­ng aus Götzis (6836) heran. Mit Hausrekord­en über 100 Meter Hürden (13,07) und 200 Meter (23,27) unterstric­h die 25-Jährige aber ihre starke Form.

Tränen gab es bei Jennifer Oeser. Die zweimalige WM-Zweite und Mutter eines Zweijährig­en gab hoffnungsl­os zurücklieg­end und ohne Chance auf das WM-Ticket vor den finalen 800 Metern auf, danach erklärte sie ihren Rücktritt. „Ich habe versucht zu kämpfen, aber ich bin langsam kampfmüde“, sagte die 33-Jährige: „Mein Körper und mein Geist sind sich einig, dass die Reise bis hierhin gehen musste, aber zum Saisonende enden soll.“

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FOTO: DPA Rico Freimuth und Kai Kazmirek umarmen sich – und fahren beide zur WM.

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