Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kretschmann „in Dissidenz zur Kirche“
Was Landespolitiker zur Debatte um die „Ehe für alle“sagen
STUTTGART (sz) - In der Debatte um die „Ehe für alle“äußern sich zahlreiche Landespolitiker aus dem Südwesten. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann
(Grüne): „Die Kirche, der ich angehöre, lehnt das ab. Ich stehe da in Dissidenz zu meiner Kirche. Es kann nicht Aufgabe eines liberalen Verfassungsstaats sein, Lebensformen abzulehnen, die anderen gar nicht schaden und sie nicht betrifft.“Manuel Hagel, CDU-Generalsekretär in Baden-Württemberg: „Für die Gleichstellung homosexueller Paare wurde in dieser Legislatur vieles auf den Weg gebracht. Ich kann die Äußerungen der Kanzlerin insoweit nachvollziehen, dass es sich um eine
Gewissensentscheidung jedes einzelnen Abgeordneten handelt. Für mich bedeutet Ehe nach wie vor die Verbindung zwischen Mann und Frau. Beim Thema Adoption sehe ich noch viele ungeklärte Fragen.“Leni Breymaier, SPD-Landesvorsitzende: ● „Umsetzung des Koalitionsvertrages ● in allerletzter Sekunde! Aber das ist keine Gewissensentscheidung. Hier geht es um Menschenrecht.“
Michael Theurer, Landesvorsitzender ● der FDP: „Die CDU zeigt dabei ein Höchstmaß an machtorientiertem Pragmatismus. Dass die Ehe für alle Paare jetzt kommt und so schnell, ist weniger der inhaltlichen Überzeugung der CDU als mehr ihrem Machthunger zu verdanken.“
Manfred Lucha (Grüne), Sozialund ● Integrationsminister in BadenWürttemberg: „Es ist lange überfällig, dass gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland endlich heiraten dürfen. Baden-Württemberg setzt sich seit Langem für die Öffnung der Ehe für
schwule und lesbische Paare ein und hat im Bundesrat bereits mehrere Gesetzentwürfe eingebracht. Es kann nicht das Selbstverständnis von Politik sein, dass sie die vorhandene und längst gelebte Vielfalt der Lebensformen einschränkt.“
Thomas Strobl (CDU), Innenminister in Baden-Württemberg: „Die Ehe darf man nicht der Parteidisziplin unterwerfen. Es ist eine höchst persönliche Frage, eine Frage des Gewissens. Es ist doch etwas sehr Positives, wenn Menschen sich dafür entscheiden, dauerhaft füreinander Verantwortung zu übernehmen. Meine Position ist, dass alle Diskriminierungen zwischen einer Lebensgemeinschafte und einer Ehe abgeschafft werden sollen.“